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Erinnerung an Initiator von Wohnungsbaugesellschaften

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Auf Anfrage von Beatrice Schlieper (Grüne) teilte die Verwaltung in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses mit, dass im Rahmen des Projektes „HonsWerk“ eine Würdigung des Architekten Ernst Bast vorgesehen sei, der am Bau des Remscheider Rathauses beteiligt war. Später wurden  nach seinen Plänen zahlreiche Remscheider Bauten errichtet, darunter das Mal im Ehrenhain, die Siedlungen am Honsberg und am Anger und die Beamtenwohnungen an der Martin-Luther-Straße. Form und der Ort der Würdigung werde die Urbane Nachbarschaft Honsberg GmbH mit der Stadt vereinbaren.

Ernst Bast wurde am 13. März 1880 in Königsberg als Sohn des Klempnermeisters Gustav Bast und seiner Ehefrau Auguste Wertsch geboren. Ende des Jahres 1902 erreichte Bast, der zu jener Zeit an der Technischen Hochschule in München tätig war, ein Anstellungsangebot der Stadt Remscheid, die für den Bau des neuen Rathauses einen erfahrenen Architekten suchte. „Bast ließ sich indes mehrfach bitten, bevor er am 5. Februar1903 schließlich von München nach Remscheid übersiedelte“,  heißt es in einer vom Stadtarchiv erstellten Kurzbiographie. Remscheid sei ihm dann zur zweiten Heimat geworden: „Hier heiratete er am 26. Juli 1911 die Remscheider Kaufmannstochter Gertrud Hildegard Höver. Das Paar bekam 5 Kinder, die alle in Remscheid geboren wurden.“

Ernst Bast löste den Düsseldorfer Architekten Jakob Berns als Chefarchitekt für den Bau des neuen Remscheider Rathauses ab. Er blieb im Amt, bis das Werk vollendet war, schied aber anschließend (zum 30. April 1907) aus städtischen Diensten aus, um sich selbständig zu machen. Im Juli 1907 eröffnete er ein Architekturbüro und bot als Besonderheit „Arbeiterwohnhäuser und Kleinwohnungssiedlungen“ an. Wichtiger als die Arbeit am Prestigeobjekt des Rathaus waren Bast erschwingliche, menschenwürdige Behausungen für die arbeitende Bevölkerung.

Anfang des 20. Jahrhunderts war Remscheid von chronischer Wohnungsnot betroffen; besonders die Wohnsituation der Arbeiter, Angestellten und Beamten war unbefriedigend. Um dem Missstand abzuhelfen, wurde am 14.12.1907 die Gründung einer neuen Baugenossenschaft beschlossen, die am 4. Januar 1908 unter Nr. 5 in das Genossenschaftsregister des Amtsgerichts Remscheid mit der Bezeichnung „Beamtenwohnungsbauverein Remscheid eGmbH“ (heute GWG) eingetragen wurde. Die Anregung zur Gründung dieses Vereins ging maßgeblich von Ernst Bast und dem damaligen Syndikus des Alexanderwerks, Walter Richter, aus. Auch war Bast beteiligt an den Gründungen des Gemeinnützigen Bauvereins Elberfeld (1910) und des Bauvereins „Eigenheim“ in Remscheid (1912). 1913 wurde in Elberfeld die Arbeitersiedlung „Uellendahl“ unter seiner Projektleitung erbaut.

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde 1918 die Gemeinnützige Bau AG (heute GEWAG) gegründet. Der Gesellschaftszweck lautete: „Zweck der Gesellschaft ist ausschließlich, minderbemittelten Familien oder Personen gesunde und zweckmäßig eingerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu schaffen.“ Die Leitung sämtlicher Bauten hatte Ernst Bast inne; er entwickelte auch die Finanzierungspläne der Gesellschaft. In den Jahren 1918/19 wurde die erste große Arbeitersiedlung in Remscheid mit 288 Wohnungen an der Siemens- und Halskestraße errichtet.

Zahlreiche Remscheider Bauten wurden nach seinen Bauplänen errichtet: Das Mal im Ehrenhain, die Siedlungen am Honsberg und am Anger und die Beamtenwohnungen in der Martin-Luther-Straße, um nur einige seiner Werke zu nennen. Neben seiner Bautätigkeit hielt Bast zahlreiche Vorträge über Architektur.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Bast u. a. als beeidigter Sachverständiger für Bau- und Taxwesen tätig. Privat engagierte er sich zusammen mit Dr. Wilhelm Pilger in der Friedensbewegung und im Vorstand des „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“, Landesverband Nordrhein-Westfalen. Ernst Bast starb am 13. Juli 1967 in Remscheid.
[Quellen: Festschrift „100 Jahre GWG“ REM_6.9_GWG N_2000_88 (Nachlass-Splitter Ernst Bast) N_71_8 (Nachlass Dr. Walter Pilger) Nachruf erschienen im RGA am 6.8.1969 RGA Nr. 153 vom 3./4. Juli 1937 Walter Lorenz: „75 Jahre Rathaus Remscheid“ A_VII_G_49_2: Meldekarte Ernst Bast]


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