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Stadtteilbücherei soll für Nutzer zum zweiten Zuhause werden

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Kottenbutteressen am vergangenen Samstag. Foto: Thorsten Greuling.Die Alte Feuerwache in Lüttringhausen. Foto: Sascha von Gerishem.Beim Kottenbutteressen des Heimatbundes Lüttringhausen informierten Stadtdirektor/Stadtkämmerer Sven Wiertz und Nicole Grüdl-Jakobs am Samstag über den  geplanten Umbau der denkmalgeschützten Feuerwache Lüttringhausen zur Stadtteilbibliothek. Durch den Bau der Feuerwache mit ihrem quer liegenden Kopfbau setzte die damals noch selbständige und zum Landkreis Lennep gehörende Stadt Lüttringhausen städtebaulichen Impuls zur Verdichtung des Ortskerns. Das geschah etwa ein Jahr nach Bau der Lenneper Feuerwache an der Mühlenstraße. Der zweigeschossige, massive Gebäudekomplex an der Kreuzbergstraße mit ausgebauter Mansarde ist im Obergeschoss verschiefert, hiervon ausgenommen sind die vorgezogenen Treppenhäuser. Architektur, Bauplastik und Schriftzüge sind expressionistisch geprägt. Die städtische Feuerwache war bis zur Inbetriebnahme des neuen Feuerwehrgerätehauses 2016 in Betrieb. Die Wohnungen dort werden von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GEWAG verwaltet und betreut. Zur nationale Bedeutung des Gebäudes stellte die Landeskonservatorin für das Rheinland fest, es handele sich „um ein baulich-stilistisch hervorragendes Beispiel der Heimatarchitektur und damit um ein besonders anschauliches Zeugnis für das Wirken der überall in Deutschland tätigen Bewegung zur Förderung einer von regionalen Formen und Materialien geprägten Baukultur. In den Einzelformen steht das Objekt außerdem dem Expressionismus und Art Déco nahe. Mit dieser Stilistik ragt das Objekt rheinlandweit und darüber hinaus architektonisch betrachtet deutlich aus der großen Menge anderer Feuerwachen der 1920er und 1930er Jahre hervor.“

Grafik der Stadt RemscheidNun also soll aus der historischen Feuerwache ein „dritter Ort“ werden. Dieses Konzept stellte der amerikanische Raumsoziologen Ray Oldenburg erstmals 1989 vor und erweiterte es in späteren Schriften. Er ist für Oldenburg neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz ein dritter, wichtiger, da Identität stiftend Sozialraum für Menschen und ihrem lokalen Umfeld, in dem der Kontakt in einer offenen, positiven und gelösten Atmosphäre („zweites Zuhause“) gefördert, der soziale Zusammenhalt gestärkt und das demokratische Leben angeregt werde. „Das bedeutet einen Abschied vom traditionellen Fokus auf das Medienangebot und eine stärkere Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen, die eine konkrete Bibliothek nutzen (sollen). In diesem Zuge werden Bücher-, CD- und DVD-Regale in der Regel deutlich reduziert zugunsten von gemütlichen Sitzgelegenheiten und Raum für die Besucherinnen und Besucher und ihre verschiedensten Aktivitäten“, erfuhren die Teilnehmer/innen des traditionellen Kottenbutteressens im Vortrag von Wiertz und Grüdl-Jakobs. „Ob Makerspace, Gaming-Area, Medienwerkstatt, Repair-Café, Bibliotheksgarten und -café oder digitales, analoges und interaktives Veranstaltungsprogramm – die Bibliothek versteht sich als gesellschaftlicher Knotenpunkt, als ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Inspiration, als ein Ort sozialer, kultureller und digitaler Teilhabe.“

Grafik der Stadt RemscheidDie Planung in Lüttringhausen hat das Remscheider Architekturbüro Mennenöh + Röhrig übernommen. Ihm gelingt es trotz des Denkmalcharakters, die Büchereifläche im barrierefreien Erdgeschoss  durch den Anbau eines Wintergartens die Nutzungsfläche zu vergrößern und die bestehende Grünfläche zu einem Büchereigarten weiterzuentwickeln, der die Bibliothek nach außen öffnet, um neue Aufenthaltsmöglichkeiten zu schaffen. Im Obergeschoss sind Sanitärräume, ein Sozialraum und ein Mitarbeiterbüro geplant, erreichbar auch über einen Aufzug. (Durch einen Umzug im Haus wird auch die noch vermietete Wohnung frei)

In der bisherigen Haushaltsplanung für den Doppelhaushalt 2021/2022 (Stand: 2/2021) sind bisher 825.000 Euro für die Jahre 2022 und 2023 eingeplant. Sven Wiertz: „Diese Planung wird vor dem Hintergrund der aktuellen Baukostensteigerungen aktualisiert und in den in Aufstellung befindlichen Doppelhaushalt 2023/2024 einfließen (rd. 1,2 Mio. Euro). Eine Vorabstimmung des Planentwurfes mit der Unteren Denkmalschutzbehörde hat stattgefunden.“ Sie wird dort befürwortet; die baulichen Eingriffe in das Denkmal seien vertretbar. Dank der örtlichen Bundes- und Landtagsabgeordneten ist aus dem Förderprogramm „Kulturinvest 2022“ der Beauftragten für Kultur und Medien ein Zuschuss in Höhe von 591.516 Euro avisiert. Der Umzug der Stadtteilbibliothek in die alte Feuerwache soll spätestens Ende 2024 erfolgen. „Die Umsetzung der Planung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Förderverein DIE LÜTTERATEN e.V., der sich mit großem bürgerschaftlichen Engagement seit 2008 für den Fortbestand der Stadtteilbibliothek in Lüttringhausen und deren Weiterentwicklung einsetzt“, hieß es beim Kottenbutteressen am Samstag.


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