Lehrer waren Respektspersonen, häufiger gefürchtet als geliebt. Sie herrschten über die Schutzbefohlenen, wobei sie auch in mehrklassigen Systemen den Unterricht in den meisten Fächern allein erteilten. Der Rohrstock hatte durchaus nicht nur die Funktion des Zeigegeräts im Geografieunterricht, er war auch Zuchtrute. Überhaupt war der Unterricht mit Strafen durchsetzt. Auf eines achteten die Remscheider, damit eine Tradition aus vorpreußischer Zeit beibehaltend: Sie legten stets Wert auf die Anstellung tüchtiger Lehrer und ließen sich das etwas kosten. Erst 1909 wurde das Diensteinkommen der Lehrer gesetzlich geregelt. Lehrerinnen waren zwar um die Jahrhundertwende noch selten, jedoch hatte man 1869 schon die erste »weibliche Lehrperson« an der Hastener Schule angestellt. Die starke Expansion der Stadt zwischen 1880 und 1914 stellte die Remscheider Schulverwaltung vor gewaltige Probleme. Schon vor 1900 gab es 119 Klassen. Die alten Bauten reichten aber dennoch nicht mehr aus.
Remscheid entfaltete bald eine lebhafte und vorbildliche Neubautätigkeit. Hier einige Einweihungsjahre: 1898 Katholische Volksschule Menninghausen, 1901 Schule in Hasten, 1902 Schule in Reinshagen und Schule Holscheidsberg, 1903 Schule Neuenhof und Schule Steinberger Straße, 1904 Schule Morsbach, 1907 die 12-klassige Schule Osterbusch an der Papenberger Straße, 1909 Schule Honsberg, 1911 Schule Siepen, 1917 die 18-klassige Katholische Volksschule Palmstraße.
Die Geschichte der Höheren Schulen beginnt mit dem Real-Pro-Gymnasium, das schon 1889 von 244 Schülern besucht wurde. Es gedieh 1898 zum Real-Gymnasium und bereitete die Schüler jetzt bis zur Universitätsreife vor. Daneben war 1893 die lateinlose Realschule getreten, die bald zur Ober-Realschule ausgebaut werden sollte. Am Real-Gymnasium gab es 1901 die erste Abiturientia. Schon 1902 mussten wegen des starken Andrangs drei Sexten eingerichtet werden. 1913 entstand die seit langem geplante städtische Ober-Realschule, später Hindenburg-Schule. Sie hatte im ersten Jahr schon 412 Schüler, das am 1. April 1913 eingeweihte Königliche Real-Gymnasium, das spätere Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium (EMA), hatte 312 Schüler. Neben diese reinen Jungenschulen trat 1913 auch noch das aus der Städtischen Evangelischen Höheren Töchterschule hervorgegangene Ober-Lyzeum. Für den Bildungsdrang der Jugend (oder ehrgeiziger Eltern) gab es kein Hemmnis mehr. (aus: Remscheid so wie es war, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)