von Dr. Wilhelm R. Schmidt
Unsere heutigen Lennep-Bilder zeigen ein Gebäude, das es seit der Bombardierung Lenneps Ende des Zweiten Weltkriegs so nicht mehr gibt. Wo mag es gelegen haben? Ein kleines Türmchen links auf dem zweiten Bild gibt eigentlich dazu keine Auskunft, wenn man nicht weiß, dass es zum früheren Hotel Kaiserhof am Lenneper Bahnhof gehört hat, manchem älteren Lenneper noch nach dem zweiten Weltkrieg als Sparkassenstelle in Erinnerung. Die Antwort auf unsere Frage: Das seinerzeit sehr moderne und komfortable Gebäude mit Garagen und einer eigenen Benzinstation lag an der Kölner Straße auf der Ecke zur heutigen Straße "Am Johannisberg". Der Gasthof "Zum Bergischen Haus" des Restaurateurs Fritz Behle ersetzte um 1910 ein längeres sehr altes Häuserarrangement längs der Kölner Straße, in dem direkt am Johannisberg das Betten- und Möbelgeschäft von Reinhold Berghaus untergebracht war, und direkt und ohne Lücke schloss sich die Kölner Straße hinauf noch ein historisches Gasthaus mit dem Namen "Zum Deutschen Haus" an.
Fritz Behles neues Gasthaus wurde um 1910 vom Lenneper Architekten Arthur Schmidt, dem Sohn des Baumeisters Albert Schmidt, erstellt, und zwar im Zusammenhang der Architekturbewegung "Neubauten im Altbergischen Styl". Es fiel dann dem alliierten Bombardement zum Opfer, wie so vieles in den Arealen um den Lenneper Bahnhof. Später erinnerte vor Ort in einem Nachkriegsneubau noch lange ein Restaurant mit der Bezeichnung "Bergisches Haus" an die alte Tradition, und heute gibt es an der Kölner Straße 57 ein Restaurant (Grill und Pizzeria) namens "Bodrum".
Auch das erste Postkartenfoto zeigt den Gasthof Zum Bergischen Haus, und zwar in den frühen 1920er Jahren. Der damals auf unserem Bild nach links von der Kölner Straße abzweigende Straßenzug war schon Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der notwendigen Stadterweiterung angelegt worden, er hieß planungsgemäß ursprünglich Mittelstraße, denn es gab noch eine "Hochstraße" am Kreishaus, und er setzte sich als solcher in einer vornehmeren Version auch nach rechts fort. Heute heißt dieser Straßenteil "Rotdornallee". Auf dem Foto sieht man die Schienen der nach Remscheid bzw. Lüttringhausen führenden Straßenbahn. Gut lesbar ist an der Zapfsäule links des Eingangs der Begriff "Stellin". Dabei handelte es sich seinerzeit um Benzin aus indischem, amerikanischem oder rumänischem Erdöl von einer Rhenania-Ossag Gesellschaft, heute Shell Deutschland Oil GmbH.