Im alten Remscheid wurde so auch das Kapitel Wasserversorgung und -entsorgung zu einer schwierigen Aufgabe. Schon der Bau der zu Beginn dieses Buches gewürdigten Eschbachtalsperre stellte eine besondere Leistung auf diesem Gebiete dar. Doch sie erwies sich, wenige Jahre später, als nicht ausreichend, da der Wasserbedarf der Bevölkerung und der Industrie schneller wuchs als vorausberechnet. So musste man schon 1909 die Neyetalsperre bei Wipperfürth, von Remscheid gebaut, in Betrieb nehmen. Sie übertraf im Fassungsvermögen die Eschbachtalsperre um das Sechsfache.
Doch mit dem Talsperrenbau war es nicht getan. Das Wasser musste ja auch den Berg hinauf und dort oben dann richtig verteilt werden. Eine Pumpstation, kurz nach der Jahrhundertwende vergrößert, besorgte das eine der Geschäfte, Wassertürme vollführten das andere. Der erste entstand 1883 in der Nähe des alten Schützenplatzes an der Hochstraße. Weitere Wassertürme wurden an der Büchelstraße, am Neuenhof und auf Reinshagen errichtet, aber nicht nur der Umgang mit dem Wasser selbst, die Beschaffung der notwendigen Mengen interessierte die Remscheider, sondern auch die Qualität. Aus einem zeitgenössischen Bericht: »Die Füllung des Stausees (gemeint ist die Eschbachtalsperre) vollzog sich im Jahre 1891 in 48 Tagen. In späteren Jahren ist der Stausee Gegenstand eingehender biologischer Studien gewesen, die Berliner Gelehrte hier angestellt haben, und es hat sich durch Forschung und Betrieb die wichtige Tatsache ergeben, dass das Wasser, von richtig geleiteten Talsperren, trotzdem es Oberflächenwasser ist, dem Grundwasser in Reinheit und Güte in keiner Weise nachsteht.«
Die Wasserversorgung war nun also geregelt, machte einstweilen keine Sorge mehr. Aber was geschah mit den Abwässern? Zur Kanalisation, entstanden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, kam im Lobachtal eine Kläranlage. Dem mechanischen Klärverfahren wurde ein großer Teil des schönen Tales geopfert. Hinter Zäunen entstanden Rieselfelder. Später sollten die Bürger nicht viel von dieser überall unerwünschten Anlage sehen. So dachten die Erbauer und suchten sie durch entsprechende Bepflanzung rundum vor Blicken abzuschirmen. Das Auge so manches Vorübergehenden fiel aber doch auf die rotbraunen Schlackenhaufen, über die das Wasser gespült wurde. Und vor allem ein Phänomen ließ sich nicht aus der Welt schaffen: der penetrante Geruch. (aus: Remscheid so wie es war, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)