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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Penetranter Geruch beschäftigte einst die Justiz

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Erster Remscheider Wasserturm, erbaut im Jahre 1883.Im alten Remscheid wurde so auch das Kapitel Wasserver­sorgung und -entsorgung zu einer schwierigen Aufgabe. Schon der Bau der zu Beginn dieses Buches gewürdigten Eschbachtalsperre stellte eine besondere Leistung auf diesem Gebiete dar. Doch sie erwies sich, wenige Jahre später, als nicht ausreichend, da der Wasserbedarf der Bevölkerung und der Industrie schneller wuchs als vorausberechnet. So musste man schon 1909 die Neyetalsperre bei Wipperfürth, von Remscheid gebaut, in Betrieb nehmen. Sie übertraf im Fas­sungsvermögen die Eschbachtalsperre um das Sechsfache.

Der zweite Wasserturm, eingeweiht im Jahre 1908, mit einem größeren Wasserbehälter. Er steht seit dieser Zeit an der Hoch¬straße, dort, wo in der Nähe zwei Jahre vorher das neue Rat¬haus, links im Bild, eingeweiht worden war. Nach der Zer¬störung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erhielt er eine neue Verkleidung erhalten. Im Volksmund nennt man ihn »Waterbölles«.Doch mit dem Talsperrenbau war es nicht getan. Das Wasser musste ja auch den Berg hinauf und dort oben dann richtig verteilt werden. Eine Pumpstation, kurz nach der Jahrhun­dertwende vergrößert, besorgte das eine der Geschäfte, Wassertürme vollführten das andere. Der erste entstand 1883 in der Nähe des alten Schützenplatzes an der Hochstraße. Weitere Wassertürme wurden an der Büchelstraße, am Neu­enhof und auf Reinshagen errichtet, aber nicht nur der Um­gang mit dem Wasser selbst, die Beschaffung der notwendi­gen Mengen interessierte die Remscheider, sondern auch die Qualität. Aus einem zeitgenössischen Bericht: »Die Füllung des Stausees (gemeint ist die Eschbachtalsperre) vollzog sich im Jahre 1891 in 48 Tagen. In späteren Jahren ist der Stausee Gegenstand eingehender biologischer Studien gewesen, die Berliner Gelehrte hier angestellt haben, und es hat sich durch Forschung und Betrieb die wichtige Tatsache ergeben, dass das Wasser, von richtig geleiteten Talsperren, trotzdem es Oberflächenwasser ist, dem Grundwasser in Reinheit und Güte in keiner Weise nachsteht.«

Die Wasserversorgung war nun also geregelt, machte einstweilen keine Sorge mehr. Aber was geschah mit den Abwässern? Zur Kana­lisation, entstanden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, kam im Lobachtal eine Kläranlage. Dem mechanischen Klärverfahren wurde ein großer Teil des schönen Tales geopfert. Hinter Zäunen entstanden Rieselfelder. Später sollten die Bürger nicht viel von dieser überall unerwünschten An­lage sehen. So dachten die Erbauer und suchten sie durch entsprechende Bepflanzung rundum vor Blicken abzu­schirmen. Das Auge so manches Vorübergehenden fiel aber doch auf die rotbraunen Schlackenhaufen, über die das Was­ser gespült wurde. Und vor allem ein Phänomen ließ sich nicht aus der Welt schaffen: der penetrante Geruch. (aus: „Remscheid so wie es war“, von Dr. Gerd Courts, erschienen 1974 im Droste Verlag.)Bau der Kläranlage Lohbach, um die es bereits im Jahre 1907 einen Prozess der Anlieger wegen Geruchsbelästigung gab.


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