von Carl Ferdinand Frantzen (1856 - 1938)
Hermann Frantzen, der jüngste der Söhne Johann Ferdinands, geboren am 23. August 1823, war bis in sein Alter mit dem übernommenen Branntweinbrennereigeschäft so eng verwachsen, dass seine Geschichte zugleich eine Geschichte des Geschäftes darstellt. Er besuchte die Stachelhauser Elementarschule, die damals mit einem Lehrer besetzt war. Der Schulbesuch mag zu jener Zeit noch nicht besonders regelmäßig gewesen sein und ließ in Bezug auf Gründlichkeit vielleicht auch zu wünschen übrig. Eine höhere Ausbildung, wie seinem Vater, wurde ihm nicht zu Theil. Die Lücken seiner Schulbildung suchte er später durch Selbststudium noch bis in sein Alter auszufüllen und hatte zu dem Ende eine umfangreiche Bücherei nach und nach angekauft. Die damaligen misslichen Verhältnisse der Familie werden wohl die Schuld getragen haben, dass den jüngeren Söhnen keine bessere Bildung geworden ist. Bei Hermann F. scheinen diese misslichen Verhältnisse auf das kindliche Gemüth einen tiefen Eindruck gemacht zu haben, der für sein späteres Schaffen von nachhaltigem Einfluss gewesen ist.
Noch nicht aus der Schule entlassen, verlor er die Mutter und nach ein paar Jahren häuslicher Thätigkeit den Vater. Bei der Thätigkeit zu Hause, nachdem er die Schule verlassen, wurde er nicht geschont, so dass seine Einberufung zum Militär für ihn körperlich ein Vortheil war. Auch in anderer Beziehung waren die Soldatenjahre für ihn von großer Bedeutung. Er lernte mit Menschen umzugehen. Sein reges Interesse für alles, besonders von vaterländischer Bedeutung, ließ ihn die gebotene Gelegenheit nicht versäumen, sich in dieser Beziehung zu unterrichten. Als Sohn vom Lande und aus den erst seit 28 Jahren zu Preußen gehörenden westlichen Provinzen, in denen die Sympathien für Preußen damals noch sehr gering waren, war er in Berlin in eine ganz andere Welt versetzt. Er lernte sie verstehen und sein später preußischer, selbst in der Confliktszeit von 1862/6 sich nie verleugnender Patriotismus, war eine Folge seiner Militärdienstzeit in Berlin. Mit wenig Mittel viel leisten, hatte er als Soldat kennen und später schätzen gelernt und in seinem späteren Leben danach gehandelt.
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