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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Bockhackers Nachfahren produzierten in Dörpmühle bis 1902

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1830. Archiv Hückeswagen

Die heutige Ortschaft Dörpmühle (zwischen Forsten und Hückeswagen) war in früherer Zeit ein bedeutender Industriestandort. Heute lassen allerdings nur noch einige wenige Zeugen erahnen, in welcher Größenordnung hier die Tuchindustrie angesiedelt war. Die Ortschaft liegt etwa 200 Meter oberhalb der Hangberger Mühle. Die Dörpmühlen I + II waren 1690 zwei untereinander liegende Mühlen an einem Teich, wobei Nr. I einem Christian in der Dörpmühle und Nr. II einem Johann in der Dörpmühle gehörte. 1723 übernahmen Peter und Peter-Heinrich in der Dörpmühle die Mühle II und hängten zusätzlich ein Walkrad ein. Ab 1800 sind Heinrich und Peter in der Dörpmühle als Besitzer benannt. 1827 erwirbt die Tuchfabrik Carl Bockhacker (1794-1869) zu Hückeswagen (1820 gegründet) die beiden alten Walkmühlen. Im Lenneper Mühlenkataster Werden sie 1835 als Wollspinnerei und Walkmühle mit je einem oberschlächtigen Wasserrad genannt. Im März 1841 wird die Fabrik erweitert und Carl Bockhacker lässt die Anfangsbuchstaben CB seines Namens in Stein hauen. Der Neubau enthält eine Walkerei, Schererei und Spinnerei, zwei Assortiments, zehn Spinnmaschinen, zwei Wölfe, zwei Kratzmaschinen, fünf Schubbelmaschinen, eine Dampfmaschine mit zwölf bis 14 PS. Man stelle sich vor: 100 Arbeiter waren in Dörpmühle beschäftigt.

Dörpmühle etwa 1875. Foto:Archiv Hückeswagen

1843 erhält Carl Bockhacker für seine Fabrik am Hangberg (die Liegenschaften hatte er von den Erben Bommert erworben) die Konzession für ein neues Wasserrad, und Bockhacker vergrößerte den Teich mit einer Konzession vom 7.8.1843 und versieht ihn mit einem Wehr. 1845 wird der Stauteich durch neue Dämme weiter vergrößert. Am 19. November 1850 wird der Firma die Anschaffung eines neuen Dampfkessels zum Betrieb einer Dampfmaschine. Am 3. Marz 1853 überträgt Carl Bockhacker die gesamte Anlage auf seine Schwiegersöhne Friedrich Muller jun. (1824- 1899), Hugo Troost (1824-1885) und Vetter Reinhard Muller, Kaufleute zu Hückeswagen. 1897/98 besitzt die Firma „Carl Bockhackers Nachfahren GmbH“ in Dörpmühle 40 Parzellen mit mehr als 14 Hektar. 1902 wird der Fabrikbetrieb an der Dörpmühle und am Hangberg geschlossen und nach Kieköm (Mühlenweg) in Hückeswagen verlegt. Neuer Eigentümer eines Teiles der Fabrik ist 1911 der Fallenfabrikant Ernst vom Heede. 1913 ist Robert vom Heede Miteigentumer. 1921 werden die Fabrikgebäude der Fa. Carl Bockhackers Nachfahren vom Inhaber Wilhelm Holthaus auf Abbruch verkauft. 1956 sind Eigentümer des Restes der Fabrik Karl Roth, Kaufmann in Hilgen, und seine Ehefrau Erna geb. Vedder.  Im Jahre 2005 ist nur noch ein langer Obergraben entlang der Straße Forsten-Hückeswagen und einige Bruchsteinbauten, die zu Wohnhäusern umgebaut wurden, zu erkennen. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)


Dörpersteg: Der Obergraben war schon 1880 verzeichnet

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Verbreiteter Obergraben als Teich zum Dörpersteg. Foto: G. Schmidt 2006Vom ersten Wassertriebwerk am Dörpebach sind auf alten Karten um 1880 am Dörpersteg ein sehr langer Obergraben und ein kleines Wasserrad zu sehen. Die Dörpersteeger Mühle war als Getreidemühle gedacht und wurde 1778 erbaut. 1828 hatte sie zwei oberschlächtige Wasserräder, wobei zu lesen ist, dass 1835 ein drittes Wasserrad hinzukam. 1832 ist Wilhelm Hager zu Dörpmühle als Inhaber verzeichnet. Ihm folgt 1841 Wilhelm Rosenthal. Dieser ist Müller und wohnt in Dörpermühle 144. 1842/43 wurde die Mühle abgebrochen und neu erbaut. Sie arbeitet als Fruchtmühle zu "Dörpersteeg", unter Wilhelm Rosenthal zu Dörpersteeg mit einem Obergraben zum Sammelteich und 12 Fuss Gefälle. 1862 liest man von einer Farbmühle, die daraus entstanden ist. 1867 ist sie allerdings wieder als Fruchtmühle bzw. Getreidemühle verzeichnet. Am 14.12.1880 wird als Eigentümerin die Witwe Wilhelm Rosenthal zu Dürpermühle genannt.

1882 brennt die Mühle ab, wird aber wieder aufgebaut. Am 5. Juni 1884 überträgt Witwe Rosenthal das Anwesen auf den Ackerer Wilhelm Rosenthal jun. Seit 1914 ist die Mühle im Familienbesitz der Familie Hagemann zu Dörpersteg. Diese kamen von Untergarschagen bei Lüttringhausen und waren bis dato in der Landwirtschaft aktiv. 1946 ist die letzte Eintragung zu lesen: Eigentümer Karl Hagemann. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

Wochenrückblick vom 26. bis 31. Dezember 2016

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Wochenrückblick vom 2. bis 8. Januar 2017

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Die Geizkragen traf ein gewaltiger Funkenregen

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An den Wochenenden kamen oftmals Besucher in den Kotten, um sich das Spektakel der lodernden Feuer, des Funken Regen und des gewaltigen Getöses anzusehen und anzuhören. Wenn sie dann die zarten Andeutungen der Arbeiter über leere Flaschen und einen gewaltigen Brand in den Kehlen überhören und sich heimlich still und leise aus dem Hammer verdrücken wollten, hieß es „Moment, meine Damen und Herren, das Interessanteste haben Sie ja noch nicht mitbekommen, den Abstich aus dem Puddelofen und das Schmieden der Luppe. Es ist gerade so weit, kommen Sie näher.“

Was die Geizkragen dann auch taten, möglichst dicht, um ja nichts zu verpassen, gruppierten sie sich um den Schwanzhammer und dahinter hautnah die Gesellen dicht an dicht, so dass ein Entrinnen nur schwerlich möglich war. Die andere Mannschaft holte inzwischen den teigigen, glühenden Eisenklumpen aus dem Puddelofen und schob ihn vorsichtig auf die Karre. Bald lag das weiß glühende Eisen geheimnisvoll auf dem Amboss. Nach einer kurzen Stille gab der Hammerführer laut den Befehl zum Zuschlagen. Dann sauste der bis zu zehn- Zentner Hammerklotz herab mitten in den glühenden Stahlbrei hinein. Sogleich spritzte ein gewaltiger Funken Regen nach allen Seiten bis in die entlegensten Winkel.

Die Geizkragen traf es mit voller Wucht, sie versuchten ihre Gesichter mit den Händen zu schützen und sie knipsten mit den Fingern kleine glühende Eisenspritzer von ihrer Kleidung. Nach hinten konnte man nicht schnell genug weg kommen, da standen die Gesellen grinsend dicht an dicht. Dann sauste der Hammer wieder herunter, wieder so ein Funken Regen und dann in einem fort. Dem Gedränge, das die Gesellen von hinten verursachten, vermochte keiner so rasch zu entkommen. Nach fünf solcher Hammerschläge gab man den Ring dann endlich frei und die Geizkragen verließen fluchend und fluchtartig das Gelände, verfolgt von dem Höllengelächter der Gesellen. (Auszüge aus „Villa Goldenberg“, 207 Seiten mit Fotos und Stammbaum, Verlag Der Rheinländer, ISBN 978-3-942035-04-0, © Bernd Kleuser, Auf Jägert 1, 53572 Unkel.)

Wo einst die größte Feilenfabrik der Welt stand

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Wellershauskotten mit Teich 1908 Foto: HIZ Remscheid Vom Dorfmüllershammer bis Wellershaus nahe Preyersmühle sind es 400 Meter Spaziergang an der Straße lang. Auf diesem Weg ist kurz vor Wellershaus auf der rechten Seite Industriegeschichtliches zu sehen: Alte Wehre und Graben zieren das Gelände. Man sollte ruhig mal vom Weg abgehen nach rechts an die ehemaligen Regulierungsanlagen, denn dann kommt auch wieder ein bisschen Historie zutage. Man sieht deutlich, dass der Eschbach dort mit einem Obergraben die Straße unterquert, der das Wasser früher in einen Teich leitete. Selbst ein altes Wehr steht noch an der hinteren Teichgrenze des Wellershauskottens. Die Gebäude der ehemaligen "Größten Feilenfabrik der Welt" Wellershaus sind Zeuge der Schleiferei, die an dieser Stelle mit einem Kotten nebst großem Teich angefangen hat. Im Mühlenkataster Wermelskirchen ist 1836 erwähnt, das Gottlieb Wellershaus und Josua Pickard diesen Kotten erbaut haben. 1853 wird der Schleifkotten zu Preyersmühle von Wwe. Gottlieb Wellershaus, mit einer Konzession vom 20.6.1836 versehen, erwähnt. 1862 wurde aus dem Unternehmen die "Gebr. Wellershaus". 1867 ist erstmalig von der Schleiferei der Gebrüder Wellershaus zu lesen. 1868 wird außer dem Schleifen noch die Fruchtmahlerei betrieben. Zu dieser Zeit sind C. Wellershaus und F.W. Schumacher im  Kotten aktiv. Bald wurde die Familie Wellershaus Alleineigentümerin. 1867 betrieben nur Gebrüder Wellershaus die Schleiferei, aus der sich eine Feilenfabrik entwickelte. Damals entstand hier ein Wohnhaus der Familie, wonach die Örtlichkeit ihren heutigen Namen erhielt.

Bereits 1886/87 fand eine Feilenhaumaschine (die verbesserte Ausführung einer 1873/74 als erster in Remscheid in Betrieb genommenen) Eingang in die Firma. Dankbar sei Gottlieb Wellershaus gedacht, der in der Feilenindustrie, ja der gesamten Werkzeugindustrie, gewirkt hat. "Es ist zu erwarten, dass bei der Tüchtigkeit der beiden Fabrikanten diese Industrie noch einen weiteren Aufschwung bringt, ist sie doch jetzt schon von nicht geringem Umfange", so schrieb die "Bergische Heimat" 1927.  Nach dem frühen Tod von Karl Wellershaus Anfang der 1960er Jahre, einem der letzten großen Repräsentanten der bergischen Feilenindustrie, erlosch die Firma, die in Zeiten der Hochkonjunktur 1910/20 mehrere hundert Arbeiter beschäftigte. Heute ist hier ein Gewerbegebiet, in dem sich viele Einzelbetriebe niedergelassen haben. (nach: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)

Wochenrückblick vom 9. bis 15. Januar 2017

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RS früher: Bordsteinschwalben an der Friedhofsmauer

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Haben Sie die Gaststätte B. an der Nordstraße gekannt? - Ja, das war später ein Freudenhaus. Da durfte man ja nicht hingehen. Da durfte man nicht einmal vorbeigehen. Das ging nicht.
Machte man da einen Bogen drum herum? - Ach, glauben Sie das doch nicht. Wir gingen auf den Friedhof und guckten durch die Mauer. Wir wollten wissen, was da los war, wenn die alle da rumtobten, die Mädels. Ich verstand ja nichts davon. Ich fragte dann später und habe überlegt, was kann das wohl sein. Warum gehen so viele Frauen da rum und gehen mit den Männern da rein. Da wurde dann überlegt.
Liefen die Mädchen denn auf der Nordstraße rum? - Ja, si­cher. 
Die, die am Anbändeln waren, wollen wir es mal so sagen? - Ja, abends durften die nicht; zu bestimm­ten Zeiten mussten sie im Haus sein. Das war ja klar.
Wann liefen die denn da rum? - Ach, die gingen spa­zieren. Gegenüber war schon damals diese Mauer, die Friedhofsmauer, und da entlang gingen sie dann spazieren (Waterbölles: Der Volksmund sprach auch von "Bordsteinschwalben"). Und auch mal unten rum, der Dorf­mühle zu. 
Gegenüber der Treppe muss das Lokal gestanden haben. - Ge­nau. Ein Stückchen weiter war ein Zaun, und da ging es dann runter in die Dorfmühler Straße, die auf die Haddenbacher Straße läuft. Und dann war in der Nähe auch ein Wald, wo jetzt die Müllabfuhr ist.
Sie wussten schon als Jugendliche um dieses Haus und sind gewarnt worden. - Nein, das wusste ich nicht, das habe ich auch gar nicht rausgekriegt.
Ich meine, weil Sie doch schon über die Friedhofs­mauer geguckt haben. - Ja, ich wollte wissen, was die da machten. Als ich zu Hause danach fragte, meinte mein Vater, ja wieso, was hast du dagegen? Das sind Mädchen, die treffen ihre Freunde und gehen da rein, um ein Gläschen Bier zu trinken. Bis dann hinterher meine Kusinen, die waren älter als ich, mir erzählten, das ist ein Freudenhaus. Was ist ein Freudenhaus? Dann erzähl­ten sie mir so: Das sind Mädchen, die sich verkaufen. Und was machen die? Das wussten meine Kusinen auch nicht. Die küssen sich schon mal ab, dafür kriegen sie ein Glas Bier. Kannte man doch überhaupt nicht, so etwas!"(aus: “…aber die Jahre waren bestimmt nicht einfach. Remscheider Zeitzeugen berichten aus Kindheit und Jugend“. Von Gerd Selbach. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stadt Remscheid 1985.)


RS früher: Aus der Küche zum Jagd auf ,Peädsköttel'

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Zur Förderung des Wachstums ist das Beste allerbester Mist. „Als Kinder mussten wir im Garten helfen. Dazu gehörte auch, dass wir ,Peädsköttel' suchen gingen. Sobald in der Schule Schluss war und wir geges­sen hatten, wurde altes Zeug ange­zogen. Dann ging es los mit einem Bollerwagen auf die Straße, wo die meisten Pferdefuhrwerke fuhren. In unserer Gegend war das die Lade­straße. Man hatte einen Handfeger dabei, den die Mutter wirklich nicht mehr brauchen konnte, weil nur noch wenige Haare dran waren, und eine Kehrschaufel. Die war meist so alt, das man sie auch verlieren durfte. Oder man nahm einfach zwei Stücke Pappdeckel. Wenn man einen Hau­fen sah, wurde er schnell aufgefegt, ehe andere kamen und ihn wegnah­men. Man war ja nicht allein auf Su­che. Da war zum Beispiel der Alex. Dem kam keiner bei. Wie er das machte, weiß ich nicht. Wenn wir einen Wagen voll hatten, hatte er derer schon zwei. Deshalb nannten wir ihn alle Peädsköttel-Alex. Der Pferdemist wurde dann in den Garten gefahren. In meiner Kind­heit wurde noch alles mit Pferd und Wagen geliefert: Kohlen, Bier, Kar­toffeln, Brot und Milch. Wenn Pferde­fuhrwerke zum Liefern zu uns in den Osterbusch kamen, da kam es oft vor, dass man die Peädsköttel vor dem Haus liegen hatte. Da hätten Sie aber mal den Wettkampf sehen sollen! Wie da geschrappt wurde! Das war für uns selbstverständlich. Da ließen die Frauen den Kochtopf den Moment stehen und liefen auf die Straße, um den Mist zu holen. Den ließ keiner liegen, um Gottes willen. Wenn die Frau nicht flink genug war, dann schnappte eine Nachbarin ihr den Haufen vor der Nase weg. Mit einem verärgerten „Verdeck noch es - on er woar grad sonnen fetten', ging es zurück in die Küche." (M 1908) (aus: “…aber die Jahre waren bestimmt nicht einfach. Remscheider Zeitzeugen berichten aus Kindheit und Jugend“. Von Gerd Selbach. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stadt Remscheid 1985.)

RS früher: "Met derr Liek goann" vor 100 Jahren

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Die Bismarckstraße früher: Wo jetzt Neuenkamper Brücke und Unterführung den Verkehr erleichtern, benutzten Fuhrwerke, Straßen- und Eisenbahn dieselbe Straßenkreuzung.Das Festhalten der Remscheider an ihren Leichenzügen durch die Stadt war mit der stetigen Ausdehnung des Straßenverkehrs nicht mehr in Ein­klang zu bringen. Allmählich wur­den die Leichenzüge als unliebsame Verkehrsbehinderung empfunden, wie ein Bericht aus dem Jahre 1929 zeigt: „Vor kurzem konnte man an der Unterführung eine enorme Stockung des gesamten Straßenverkehrs beob­achten. Dort stauten sich fünf Stra­ßenbahnwagen (einer in der Neuenkamper Straße, zwei in der Unterfüh­rung mit Fahrtrichtung Bahnhof, und zwei Wagen standen mitten auf der Bismarckstraße (Foto rechts) in der Fahrtrichtung nach der Unterführung). Neben, vor und hinter den Straßenbahnwagen standen wohl über zwanzig andere Gefährte: Last- und Personenautos, Pferdefuhrwerke, Ziehkarren, Motor­räder. Was war der Grund dieses beängstigenden Gedränges? Ein Lei­chenzug kam aus der Unterführung heraus, um die Bismarckstraße auf­wärts nach dem Stadtfriedhof zu zie­hen."

Wie schwer es jedoch war, den alten Brauch abzuschaffen, lässt die Replik des Evangelischen Gemeinde­amtes in der RGA-„Stadtchronik" ah­nen: „Seit Jahren ist die Kirchenge­meinde bemüht, eine Änderung in dem Beerdigungswesen herbeizufüh­ren, in der Absicht, dass alle Beerdigun­gen von den Friedhofskapellen aus erfolgen müssen. Sie hat zu diesem Zwecke bereits 1912 in den Friedhofs­kapellen der drei kirchlichen Fried­höfe (Stadt-, Süd- und Westfried­hof) Ruhekammern eingerichtet, in denen die Särge bis zur Trauerfeier im Kapellenraum aufgebahrt werden und die jederzeit den Angehörigen zu­gänglich sind. Leider ist von dieser Einrichtung bisher wenig Gebrauch ge­macht worden. Ein vor Jahren unter­nommener Versuch, die Überfüh­rung der Leichen in die Ruhekammer durch Polizeiverordnung vorzuschrei­ben, hatte keinen Erfolg. Nach einem Beschluss des Presbyteriums wird jetzt erneut versucht werden, die Be­nutzung der Friedhofskapellen einzu­bürgern."

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"Einer von uns!“ ist diesmal Harald Neumann

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Zum dritten gemeinsamen Neujahrsempfang von Unterbezirk und Ratsfraktion hat die Remscheider SPD ihre Mitglieder sowie Vertreter von Vereinen und Verbänden von für Sonntag, 22. Januar, um 11 Uhr in den „Neuen Lindenhof“ auf Honsberg eingeladen. Erwartet wird dazu auch Landtagspräsidentin Carina Gödecke . Sie wird vor dem Hintergrund des Erstarkens des politisch rechten Randes in unserem Land über die Bedeutung demokratischer Institutionen und die Rolle der Zivilgesellschaft für ein friedliches Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher Herkunft sprechen.

Auch in diesem Jahr werden der SPD-Unterbezirk und die SPD-Ratsfraktion wieder den Preis „Stolz auf Remscheid!“ verleihen. Er gilt Menschen, die sich um unsere Heimatstadt verdient gemacht haben. Erste Preisträgerin war 2015 Remscheids ehemalige Oberbürgermeisterin Beate Wilding (2004 – 2014). 2016 wurden die Geschäftsführerin des Vereins „Betreuen. Annehmen. Fördern.“ (B.A.F. e.V.), Daniela Krein, und die Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit ausgezeichnet. In diesem Jahr soll mit Harald Neumann (rechts im Bild) "Einer von uns“ ausgezeichnet werden, der sich u.a. als engagierter Gewerkschafter, Mitglied der Friedensbewegung und Gründungsmitglied des „Initiativkreises Kremenholl“ e.V. viele Jahrzehnte für seine Mitmenschen eingesetzt hat. In den vergangenen Jahren hat er als Stadtführer die Historie  Remscheider Arbeiterstadtteile wie den Honsberg wieder ins kollektive Bewusstsein unserer Stadt gehoben. (Antonio Scarpino)

RS früher: Neben Hurra-Pa­triotismus gab es auch Mahner

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„Für Kaiser und Reich". Erinnerungsphoto eines jungen Remscheiders an seine MilitärdienstzeitMädchen und Frauen während des Ersten Weltkrieges in einem Remscheider Industriebetrieb.Teil I

Diejenigen, die den 1. August 1914 noch erlebt haben, beschrei­ben diesen Sonnabend als einen strah­lendschönen Sommertag. Überschat­tet wurde er jedoch durch das Wort „Krieg". Für Remscheid war dieser Tag in zweifacher Weise ereignisreich: Am Morgen erfolgte die feierliche Amtseinführung des neuen Oberbür­germeisters Dr. Hartmann. Als die Feierlichkeiten sich ihrem Ende näher­ten, traf die Meldung ein, Kaiser Wil­helm II. habe die Mobilmachung be­fohlen. Betrachtet man lediglich die bürger­liche Presse, entsteht leicht der Ein­druck, es habe überall nur Hurra-Pa­triotismus und Kriegsbegeisterung ge­herrscht. Dabei hatte es auch an warnenden Stimmen nicht gemangelt. „Nieder mit dem Kriege!" heißt es zum Beispiel in der „Remscheider Arbei­ter-Zeitung" vom 29. Juli 1914 in ei­nem schwarzumrandeten Appell. Gegen den „sich an der Kriegsfurie begeisternden patriotischen Straßen­mob" vermochten noch so eindringli­che Appelle der Kriegsgegner an den „besonnenen Teil auch der hiesigen Bevölkerung, seinen unerschütterli­chen Willen (zu) bekunden, den Frie­den erhalten zu sehen", nichts aus­richten. Den Warnern erging es wie dem ein­samen Rufer in der Wüste. Dafür jedoch wurde nun ausgiebig das Ausmaß des Enthusiasmus in den Zeitungen vorgeführt. Wie die Bevölkerung -war es wirklich das Gros? - unserer Stadt auf des Kaisers „Machtwort" reagierte, darüber gibt ein unter der Überschrift „Der Eindruck der Mo­bilmachung in Remscheid" verfasster Artikel vom 2. August Auskunft:

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Heute wird das Forum "waterboelles.de" elf Jahre alt

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Liebe Leserinnen und Leser,

Vor elf Jahren erschienen auf waterboelles.de die ersten kleinen Artikel. Weitgehend noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Denn es dauerte noch ein wenig, bis sich die Existenz des neuen Internetforums bei Remscheider/innen herumgesprochen hatte, die an Kommunalpolitik besonderes Interesse haben. Bis heute sind im „Waterbölles“ rund 17.900 Artikel erschienen und ebenso viele Kommentare. Allesamt über die Suchfunktion oben rechts auf der Startseite zu finden. Längst nicht alles, war einst als vermeintlicher Aufreger erschien, ist es über längere Zeit geblieben. Wundern kann sich der interessierte Leser / de interessierte Leserin über so manches aber auch heute noch, wenn er/sie im Archiv „blättert“.

Übrigens: Der aktuelle Besucher-Rekord liegt bei 3,5 Millionen. Inzwischen überschritten"!

Ihr
Lothar Kaiser

RS früher: Als Anzüge noch "auf links" getragen wurden

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„Mein Vater war von Beruf Schnei­der. Später fing er einen Handel mit Textilien an. Damals wurden die Leute, die von Haus zu Haus verkauften, Hausierer genannt. Aber da war ein Unterschied. Der einfache Hausierer hatte ein Köfferchen, einen Pappkar­ton oder einen Rucksack für seine Ware. Mein Vater aber hatte einen Wachstuchbehälter mit Riemen dran. Da gab es den Standesunterschied: Wer so hausieren ging, der hatte feste Kundschaft. Auf den waren die anderen Hausierer dann sauer. Wenn mein Vater nun mehr Ware mit führte, nahm er auch einen Koffer, aber nicht so einen wie die einfachen Hausierer, die hatten einen aus Holz. Er musste sich schon einen besseren Koffer leisten. Mein Vater verkaufte Damenunterwäsche, Strümpfe, Socken und Krawatten. Und auf Bestellung natürlich auch Anzüge. Sein Geschäft lag aber auch darin, getra­gene Anzüge umzuarbeiten. Das ging folgendermaßen: Wenn ein An­zug mit durchgewebtem Muster schon mehrere Jahre getragen worden war, dann gaben die Leute ihn meinem Vater zum Wenden. Danach konnte er ,links' weitergetragen werden. Der Anzug wurde mit einem Rasiermesser bei uns zu Hause aufgetrennt. Meine Mutter und wir Blagen mussten dabei helfen. Dann kratzte meine Mutter die Nähte sauber. Danach wurden die einzelnen Teile gebügelt und von links - also was früher innen war, kam jetzt nach außen - wieder zusammenge­näht. Das machte mein Vater, der da­bei gleichzeitig notwendige Änderun­gen und Ausbesserungen vornahm. Die Leute waren immer begeistert, denn es sah ja so aus, als wenn sie sich einen neuen Anzug geleistet hätten." (M 1915) (aus: “…aber die Jahre waren bestimmt nicht einfach. Remscheider Zeitzeugen berichten aus Kindheit und Jugend“. Von Gerd Selbach. Herausgegeben von der Volkshochschule der Stadt Remscheid 1985.)

RS früher: Schuhbesohlungsanstalt hatte Hochbetrieb

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Der Erste Weltkrieg entpuppte sich bald als bodenloses Fass: Immer wieder wurde eine neue „Kriegsanleihe" aufgelegt.

Teil II

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als Pa­nikkäufe und das Horten besonders von Lebensmitteln Engpässe in der Versorgung hervorriefen und die Preise in die Höhe trieben, beschloss die Remscheider Stadtverordnetenversammlung, eine Kriegswirtschaftskommission, den Le­bensmittelausschuss, einzusetzen, der die Beschaffung und Lagerung von Lebensmitteln auf Rechnung der Stadt organisieren sollte. Nach und nach musste die Stadtverwaltung ne­ben ihrer eigentlichen Aufgabe, der Leistungsverwaltung, auch die Ver­waltung der Versorgung übernehmen: 1915 wurde der städtische Lebensmit­telmarkt ins Leben gerufen - von Oberbürgermeister Hartmann, dem Vorsitzenden des Lebensmittelaus­schusses, scherzend-verzweifelt „un­ser Kolonialwarengeschäft" genannt. Ein bis Oktober 1916 dem städti­schen Lebensmittelmarkt angeglieder­ter städtischer Obst- und Gemüse­markt wurde von diesem Zeitpunkt an selbständige Einrichtung. Ebenfalls im zweiten Kriegsjahr ins Leben geru­fen wurden der städtische Fischmarkt und das Kartoffelamt. Darüber hin­aus gab es einen städtischen Bekleidungs- sowie Brennstoffmarkt. Allein 1917 besserte die städtische Schuhbesohlungsanstalt 42.020 Paar Schuhe aus. Im selben Jahr zog eine „fliegende Schusterkolonne" von Schule zu Schule, um an Ort und Stelle die Schuhe der Schulkinder zu reparie­ren.

 

Am 2. April 1917 erfolgte die Eröff­nung der städtischen Hauptkriegskü­che in der Blumenstraße mit einer Ta­geskapazität von 20.000 Liter Essen. Dort und in den 14 Ausgabestellen wurden im selben Jahr 1.162.000 Por­tionen Essen verabreicht. Diese Ein­richtung fand den besonderen Beifall der zahlreichen in der Kriegsindu­strie beschäftigten Mütter. Mit einer Bescheinigung vom Armenpfleger be­zahlten Minderbemittelte „für sechs Mit­tagessen von je einem Liter 2,40 Mark; Speiseabholer 3,60 Mark; und Personen, die das Essen in einer Wirt­schaft (Ausgabestelle) einnahmen, 4,20 Mark."Zunehmend galt es auch, die Krie­gerfamilien zu unterstützen. Am 1. März 1918 waren es bereits 5.326 Fa­milien mit insgesamt 13.126 Personen. (…) Mit der generellen Verschlechterung der Ernährungslage sank die Nah­rungsmittelzuteilung schließlich auf täglich 1 500 Kalorien für den Er­wachsenen, d. h. auf die Hälfte des für eine gesunde Ernährung Erforder­lichen. „Wehe uns armen hoffenden Frauen", klagte eine Schwangere in einem 'Eingesandt'. „Jetzt bekommen wir nur noch sage und schreibe ein halbes Pfund Grießmehl und 90 Gramm Margarine in der Woche. Da soll ein starkes künftiges Geschlecht herange­zogen werden, was dringend notwen­dig für die Zukunft Deutschlands wäre, - wie unsere maßgebenden Stellen immer schreiben, und da wird von denselben Stellen so rücksichtslos gegen uns hoffende Frauen gearbei­tet. Bei dem geringen Quantum von Lebensmittel, mit denen wir hoffende Frauen herumkommen sollen, müssen die Kinder mehr oder weniger krank zur Welt kommen. Jede Frau hat nicht den Geldbeutel, um dem Schleichhändler die teueren Sachen abkaufen zu können. Sollte denn auf den Lägern der Stadt kein Artikel mehr sein, der uns hoffende Frauen in etwa die ausfallenden Eier und die gute Butter ersetzen könnte?"

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Wochenrückblick vom 16. bis 22. Januar 2017

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"Die Blagen schliefen manchmal zu dritt in einem Bett!"

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An Wohnungsmangel und Wohnungsnot zwischen den beiden Weltkriegen erinnerten sich diese Remscheider:

Die 1928 an der „Dicke Eiche" erstellte städtische Wohnanlage fiir Minderbemittelte bekam vom Volksmund den Namen „Iisbi'en-Hus" (Eisbein-Haus).Eine Wohnküche mit eingebauten Möbeln gehörte zur Inneneinrichtung der 'Eisbeinhäuser'.Alles musste ewig halten:„Ich war fast 28 Jahre alt, als ich hei­ratete. Bis zu meiner Heirat habe ich, wie das üblich war, zu Hause gelebt. Als ich vom Heiraten sprach, haben mir meine Eltern für ein Jahr den ganzen Lohn gelassen. Ich brauchte also kein Kostgeld mehr abzugeben. Wir haben uns ein Schlafzimmer aus Eiche-Furnier mit Rahmen und Stücke drauf gekauft für 650 Mark. Wir haben es heute noch. Unsere Kü­che kostete 300 Mark, sie war hell lackiert. Der Ofen, den wir gekauft haben, kostete 100 Mark. Der war teuer, wir hätten auch schon einen für 60 Mark gekriegt. Aber meine Mutter sagte, wir sollten uns ein ordentli­ches Teil kaufen, weil es lange halten muss. Alles musste ewig halten. Dann haben wir uns noch eine Holzbank machen lassen für 25 Mark, mit zwei Fächern und einer Klappe, das soge­nannte ,Remscheider Sofa'. Da konnte man die schmutzige Wäsche rein tun und das Putzzeug. Für 100 Mark haben wir dann auch noch ein richti­ges, gepolstertes Sofa gekauft. Das hat alles zusammen viel Geld gekostet. Als ich geheiratet habe, verdiente ich 75 Pfennig pro Stunde." (M. 1899)

Mal ein eigenes Bett zu haben:„Weil ich die Jüngste war, musste ich mit meinem älteren Bruder zusammen in einem Bett schlafen. Unseren Eltern passte das am besten, weil ich das kleinste und er das größte der Kin­der waren. Die beiden anderen Mäd­chen, meine Schwestern, mussten auch zusammen in einem Bett schlafen. Ich rebellierte aber immer dagegen, weil mein Bruder einen so breiten Rücken hatte und er mir oft die Bettdecke weg­zog. Als Kind habe ich mir immer ge­wünscht, mal ein eigenes Bett zu ha­ben. Das war mein größter Traum. An ein eigenes Zimmer, ach Gott, da dachte man erst nicht dran." (F. 1907)

""Die Blagen schliefen manchmal zu dritt in einem Bett!"" vollständig lesen

„Schöner Wohnen“? Wohnungsmangel und Wohnungsnot!

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Im Osterbusch: Unterhalb der „Neuen Wendung“. In dem großen Haus im Hintergrund war die Metzgerei PaasVon „Wohnraummangel" ist die Rede, wenn Größe und Anzahl der Wohnräume unzureichend sind. Mit „Wohnungsnot" dagegen sind Wohn­verhältnisse gemeint, die in technischer, sanitärer und sozialer Hinsicht nicht den Anfor­derungen genügen. Ganz gleich zu welchem Zeitpunkt das Wohnungswesen in Remscheid be­trachtet wird, stets finden sich diese beide Begriffe in den Beschreibungen der Ver­hältnisse. Eine statistische Wohnungsuntersuchung der Stadt aus dem Jahre 1908 hatte den Zweck, die verschiedenen Wohnungskatego­rien nach der Menge der Räume, der Zahl der darin leer­stehenden bzw. über­füllten Wohnungen festzustellen, wobei die „ganz außerhalb der geschlossenen Stadt liegenden Bezirke, soweit sie ei­nen ländlichen Charakter haben oder Villenviertel bilden“, unberücksichtigt blieben.

Gezählt wurden 191 Straßen und Plätze mit 2.828 mit ganz oder teilweise ver­mieteten Wohnhäusern und 762 vom Eigentümer allein bewohnte Häuser. An Wohnungen wurden festgestellt: 12.097 mit zusammen 40 709 Wohn­räumen. Bewohnt wurden diese Räume von 50.230 Personen. (Diese Zahl entsprach etwa 75% der Gesamt­bevölkerung.)

Lobacher und Ernststraße.

Es lebten 1908 in RS in

  

Wohnungen

mit Zimmer

Personen

   204

1

    267

3.935

2

13.275

3.831

3

16.865

1.910

4

 8.998

1.010

5

 4.746

   637

6

 3.093

   570

über 6

 2.986

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Rückblick: Remscheid im Januar 2007

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Rund 250 Einsätze bescherte der Remscheider Feuerwehr im Januar 2007 das Sturmtief "Kyrill" mit Orkanböen von mehr als 100 Stundenkilometern. Auch Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter, Technisches Hilfswerk und Forstleute waren stark gefordert. Dreißig Berufsfeuerwehrmänner, die eigentlich dienstfrei hatten, kamen ebenfalls. Alle hatten alle Hände voll zu tun. Bäume, die auf Häuser gestützt waren, Bäume auf Ampelanlagen, Bäume auf Stromleitungen, auf Straßen. Dach- und Fassadenteile mussten beiseite geräumt werden, ein Baugerüst, sogar ein DIXI-Klo, das der Sturm durch die Gegend gewirbelt hatte. „Die Einsatzkräfte haben erstklassige Arbeit geleistet!“, hieß es später. Da war die Gefahr von Astbrüchen in den Wäldern und Parkanlagen noch nicht vorbei; vor dem Betreten wurde gewarnt.

Einen „Ausstellungsmacher“ auf Zeit für die Städtische Galerie stellte vor zehn Jahren Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann vor - den Kunsthistoriker Dr. Oliver Zybok als neuen „Ausstellungsmacher“ der Städtischen Galerie an der Scharffstraße vor: „Auf Honorarvertragsbasis soll er die Ausstellungskontinuität der Galerie der Stadt Remscheid gewährleisten.“ Die Städtische Galerie verstehe sich „nicht nur als Ort der Kunst, sondern auch als Stätte der Begegnung. Die zwei durch einen modernen Glastrakt verbundenen, denkmalgeschützten bergischen Schieferhäuser bieten für beides ein exzellentes Ambiente,“ hieß es damals noch auf der Internetseite der Stadt, Künftig wird dort die Musik- und Kunstschule untergebracht sein. Als Ausstellungsstätte ist ein seit Jahren leerstehenden Radiogeschäft am Markt im Gespräch.

Im Januar 2007 war plötzlich ist die Idee einer Städtefusion in aller Munde. Friedhelm Sträter, der damalige Präsident der bergischen Industrie- und Handelskammer, galt schon früher als Verfechter einer bergischen Großstadt aus Wuppertal, Solingen und Remscheid. Es war also Wasser auf seine Mühlen, dass Regierungspräsident Jürgen Büssow vor zehn Jahren erklärte „Wenn die Bevölkerung das mitmachen würde, wäre es schon eine tolle Sache in meinen Augen, wenn man sagen würde: Wir schließen uns zu einer Stadt zusammen!“ Ingo Wolf (FDP), damals Innenminister in NRW, reagierte darauf mit der Empfehlung einer engeren Zusammenarbeit der Nachbarstädte. Weder vom einen noch vom anderen wird heute noch gesprochen. Es scheint Funkstille zu herrschen, insbesondere zwischen Wuppertal und Remscheid. Wegen der unterschiedlichen Outlet-Pläne beider Städte.

Die letzten Dominikaner-Schwestern, die sich auch „Schwestern der heiligen Katharina von Siena“ nannten, verließen im Januar 2007 die in der Fabricius-Klinik aus  Altersgründen und wegen Nachwuchsproblemen. In der Krankenpflege waren die betagten Schwestern, Durchschnittsalter 80 Jahre, schon lange nicht mehr tätig gewesen, in der Küche sowie teilweise in der Krankenhaus-Seelsorge. Die 1899 gegründete Fabricius-Klinik (benannt nach Wundarzt Dr. Wilhelm Fabry) war am 1. Mai 1904 von den Arensberger Dominikanerinnen von Arenberg mit damals zwölf Betten übernommen worden. Träger des Hauses wurde die vom Orden  ins Leben gerufene und nach seiner Gründerin benannte Cherubine-Willimann-Stiftung Arenberg mit Sitz in Koblenz.

„Die Alten- und Pflegeheime der Stadt Remscheid „sollten auf keinen Fall als städtischer Eigenbetrieb weitergeführt werden“, schrieb die Wählergemeinschaft (W.I.R.) im Januar2007 auf ihrer Internet-Homepage und plädierte für den Verkauf der Altenheime. Der Investor soll folgende Voraussetzungen mitbringen: Gemeinnützigkeit, langjährige Erfahrung im Betrieb von Alten- und Pflegeheimen, nachgewiesene hohe Pflegequalität. Von Seiten der Verwaltung war bis dahin lediglich erklärt worden, man suche einen „strategischen Partner“. Der wurde gefunden - und bekam die geschäftsführende Mehrheit.

Zehn Jahre Remscheider Unfallseelsorge wurde vor zehn in einem evangelischen Gottesdienst und einem anschließenden Empfang gemeinsam mit Feuerwehrleuten und Polizeibeamten gefeiert. Die  Notfallseelsorge in Remscheid war eine der ersten in Nordrhein-Westfalen. In Remscheid teilten sich 2007 rund 30 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer – die katholischen Gemeinden beteiligen sich wegen Personalmangel nicht – den Bereitschaftsdienst. Und Uli Geiler (zur einen Hälfte Pfarrer in der Clarenbach-Gemeinde, zur anderen Hälfte im Auftrag des Kirchenkreises Koordinator der Notfallseelsorge) sorgte damals für  die Diensteinteilung.

„Am Stuhl des Baudezernenten wird fleißig gesägt“, titelte der Waterbölles im Januar 2007. Wenn es allein nach der SPD gegangen wäre, wäre der Stuhl von Helmut Kennepohl schon damals längst krachend zusammengestürzt. In dem Antrag zur Sitzung des Hauptausschusses am 25. Januar 2007, mit dem die SPD-Fraktion im Rat der Stadt die politische Lage zu ergründen suchte (Wer ist nach 16 Amtsjahren noch für Kennepohl, wer gegen ihn?), klang das so: „Die Amtszeit des Baudezernenten endet am 30. September 2007. Aus diesem Grunde möge der Hauptausschuss beschließen: Die zur Wiederbesetzung abstehende Stelle wird ... ausgeschrieben, so dass sichergestellt ist, dass spätestens zum 1. Oktober 2007 eine Besetzung erfolgen kann.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Hans Peter Meinecke war vor zehn Jahren in der Wortwahl weitaus direkter: „Kennepohl kriegt nichts auf die Reihe. Wie er mit Projekten umgeht, ist oft wenig professionell. Immer wieder Pannen. Diesen Mann sollte sich der Rat der Stadt nicht länger erlauben!“

„Wo bleiben die Einnahmen aus Grundstücksverkäufen?“, fragte die W.i.R. vor zehn Jahren. Durch den Verkauf städtischer Grundstücke sollten Mehrkosten des neuen Ämterhauses am Friedrich-Ebert-Platz ausgeglichen werden, hatte der Rat der Stadt im Juli 2004 beschlossen. Man sollte meinen, dreieinhalb Jahre wären ausreichend, um diesen Beschluss in die Tat umzusetzen. Aber dem war nicht so. „Immer wieder müssen wir feststellen, dass anscheinend nur wir uns damit beschäftigen“, beklagt sich die W.i.R. „Es wurde noch nicht einmal der Versuch unternommen nachvollziehbar zu erklären, warum bis heute kein Grundstück verkauft worden ist.“

Rund 250 Einsätze bescherte der Remscheider Feuerwehr im Januar 2007 das Sturmtief "Kyrill" mit Orkanböen von mehr als 100 Stundenkilometern. Auch Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter, Technisches Hilfswerk und Forstleute waren stark gefordert. Dreißig Berufsfeuerwehrmänner, die eigentlich dienstfrei hatten, kamen ebenfalls. Alle hatten alle Hände voll zu tun. Bäume, die auf Häuser gestützt waren, Bäume auf Ampelanlagen, Bäume auf Stromleitungen, auf Straßen. Dach- und Fassadenteile mussten beiseite geräumt werden, ein Baugerüst, sogar ein DIXI-Klo, das der Sturm durch die Gegend gewirbelt hatte. „Die Einsatzkräfte haben erstklassige Arbeit geleistet!“, hieß es später. Da war die Gefahr von Astbrüchen in den Wäldern und Parkanlagen noch nicht vorbei; vor dem Betreten wurde gewarnt.

Einen „Ausstellungsmacher“ auf Zeit für die Städtische Galerie stellte vor zehn Jahren Kulturdezernent Dr. Christian Henkelmann vor - den Kunsthistoriker Dr. Oliver Zybok als neuen „Ausstellungsmacher“ der Städtischen Galerie an der Scharffstraße vor: „Auf Honorarvertragsbasis soll er die Ausstellungskontinuität der Galerie der Stadt Remscheid gewährleisten.“ Die Städtische Galerie verstehe sich „nicht nur als Ort der Kunst, sondern auch als Stätte der Begegnung. Die zwei durch einen modernen Glastrakt verbundenen, denkmalgeschützten bergischen Schieferhäuser bieten für beides ein exzellentes Ambiente,“ hieß es damals noch auf der Internetseite der Stadt, Künftig wird dort die Musik- und Kunstschule untergebracht sein. Als Ausstellungsstätte ist ein seit Jahren leerstehenden Radiogeschäft am Markt im Gespräch.

Im Januar 2007 war plötzlich ist die Idee einer Städtefusion in aller Munde. Friedhelm Sträter, der damalige Präsident der bergischen Industrie- und Handelskammer, galt schon früher als Verfechter einer bergischen Großstadt aus Wuppertal, Solingen und Remscheid. Es war also Wasser auf seine Mühlen, dass Regierungspräsident Jürgen Büssow vor zehn Jahren erklärte „Wenn die Bevölkerung das mitmachen würde, wäre es schon eine tolle Sache in meinen Augen, wenn man sagen würde: Wir schließen uns zu einer Stadt zusammen!“ Ingo Wolf (FDP), damals Innenminister in NRW, reagierte darauf mit der Empfehlung einer engeren Zusammenarbeit der Nachbarstädte. Weder vom einen noch vom anderen wird heute noch gesprochen. Es scheint Funkstille zu herrschen, insbesondere zwischen Wuppertal und Remscheid. Wegen der unterschiedlichen Outlet-Pläne beider Städte.

Die letzten Dominikaner-Schwestern, die sich auch „Schwestern der heiligen Katharina von Siena“ nannten, verließen im Januar 2007 die in der Fabricius-Klinik aus  Altersgründen und wegen Nachwuchsproblemen. In der Krankenpflege waren die betagten Schwestern, Durchschnittsalter 80 Jahre, schon lange nicht mehr tätig gewesen, in der Küche sowie teilweise in der Krankenhaus-Seelsorge. Die 1899 gegründete Fabricius-Klinik (benannt nach Wundarzt Dr. Wilhelm Fabry) war am 1. Mai 1904 von den Arensberger Dominikanerinnen von Arenberg mit damals zwölf Betten übernommen worden. Träger des Hauses wurde die vom Orden  ins Leben gerufene und nach seiner Gründerin benannte Cherubine-Willimann-Stiftung Arenberg mit Sitz in Koblenz.

„Die Alten- und Pflegeheime der Stadt Remscheid „sollten auf keinen Fall als städtischer Eigenbetrieb weitergeführt werden“, schrieb die Wählergemeinschaft (W.I.R.) im Januar2007 auf ihrer Internet-Homepage und plädierte für den Verkauf der Altenheime. Der Investor soll folgende Voraussetzungen mitbringen: Gemeinnützigkeit, langjährige Erfahrung im Betrieb von Alten- und Pflegeheimen, nachgewiesene hohe Pflegequalität. Von Seiten der Verwaltung war bis dahin lediglich erklärt worden, man suche einen „strategischen Partner“. Der wurde gefunden - und bekam die geschäftsführende Mehrheit.

Zehn Jahre Remscheider Unfallseelsorge wurde vor zehn in einem evangelischen Gottesdienst und einem anschließenden Empfang gemeinsam mit Feuerwehrleuten und Polizeibeamten gefeiert. Die  Notfallseelsorge in Remscheid war eine der ersten in Nordrhein-Westfalen. In Remscheid teilten sich 2007 rund 30 evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer – die katholischen Gemeinden beteiligen sich wegen Personalmangel nicht – den Bereitschaftsdienst. Und Uli Geiler (zur einen Hälfte Pfarrer in der Clarenbach-Gemeinde, zur anderen Hälfte im Auftrag des Kirchenkreises Koordinator der Notfallseelsorge) sorgte damals für  die Diensteinteilung.

„Am Stuhl des Baudezernenten wird fleißig gesägt“, titelte der Waterbölles im Januar 2007. Wenn es allein nach der SPD gegangen wäre, wäre der Stuhl von Helmut Kennepohl schon damals längst krachend zusammengestürzt. In dem Antrag zur Sitzung des Hauptausschusses am 25. Januar 2007, mit dem die SPD-Fraktion im Rat der Stadt die politische Lage zu ergründen suchte (Wer ist nach 16 Amtsjahren noch für Kennepohl, wer gegen ihn?), klang das so: „Die Amtszeit des Baudezernenten endet am 30. September 2007. Aus diesem Grunde möge der Hauptausschuss beschließen: Die zur Wiederbesetzung abstehende Stelle wird ... ausgeschrieben, so dass sichergestellt ist, dass spätestens zum 1. Oktober 2007 eine Besetzung erfolgen kann.“ SPD-Fraktionsvorsitzender Hans Peter Meinecke war vor zehn Jahren in der Wortwahl weitaus direkter: „Kennepohl kriegt nichts auf die Reihe. Wie er mit Projekten umgeht, ist oft wenig professionell. Immer wieder Pannen. Diesen Mann sollte sich der Rat der Stadt nicht länger erlauben!“

„Wo bleiben die Einnahmen aus Grundstücksverkäufen?“, fragte die W.i.R. vor zehn Jahren. Durch den Verkauf städtischer Grundstücke sollten Mehrkosten des neuen Ämterhauses am Friedrich-Ebert-Platz ausgeglichen werden, hatte der Rat der Stadt im Juli 2004 beschlossen. Man sollte meinen, dreieinhalb Jahre wären ausreichend, um diesen Beschluss in die Tat umzusetzen. Aber dem war nicht so. „Immer wieder müssen wir feststellen, dass anscheinend nur wir uns damit beschäftigen“, beklagt sich die W.i.R. „Es wurde noch nicht einmal der Versuch unternommen nachvollziehbar zu erklären, warum bis heute kein Grundstück verkauft worden ist.“

Revolutionäre tagten unter dem zugedeckten Kaiser-Bild

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Der Ratssaal im Remscheider Rathaus zu 'Kaisers Zeiten'.Nicht eine von langer Hand sorgfältig vorbereitete Volkserhebung war es, die das alte Regime (in der Endphase des Ersten Weltkriegs) zu Fall brachte. Es stürzte einfach in sich zusammen, nachdem die Matrosen der Kaiserlichen Marine gegen den von der Admiralität vorgesehenen „ehrenvollen Tod" der Kriegsflotte revolutioniert hatten und diese Bewegung in dem kriegsmüden, ausgelaugten Land auf die Garnisonen des Heimatheeres und die Arbeiterschaft übersprang. „Die Motive der Massen Ende Oktober/ Anfang November waren durchaus nicht revolutionär, sondern von elementarer Einfachheit - sie wollten Frieden, Brot und Arbeit". In Remscheid verlief die Novemberrevolution 1918/19 ohne Blutvergießen. Da es in jenen Tagen in Remscheid weder eine SPD-Organisation (sie wurde erst im Dezember  neu gegründet) noch eine selbständige Spartakusgruppe gab (zum Jahresende trennte sie sich von der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und gründete die KPD), konnte die USPD den Machtwechsel ohne Konkurrenz organisieren. Daher kam es hier schon am Sonnabend (9. November) zur Bildung eines vorläufigen Arbeiter- und Soldatenrates (d. h. eines Gremiums, dessen Zusammensetzung zwischen den Funktionären der Arbeiterorganisationen - Partei und Gewerkschaften - ausgehandelt wurde), dessen 45 Mitglieder sich hauptsächlich aus Anhängern der USPD und der Spartakusgruppe rekrutierten sowie eines fünfköpfigen Vollzugsausschusses als dessen ausführendes Organ, besetzt mit führenden USPD-Männern. Am gleichen Tage noch nahm der Sicherheitsdienst des Arbeiter- und Soldatenrates in Form bewaffneter Arbeiter und Soldaten mit Polizeifunktion seinen Dienst auf. Über die Geschehnisse des nächsten Tages existieren keinerlei Angaben. Anzunehmen ist jedoch, dass dieser Sonntag dazu benutzt wurde, um Verhandlungen zu führen, die parteiinterne Auseinandersetzungen um die Machtfrage ebenso wie die Verteilung von Funktionen zum Gegenstand hatten.

De facto eingeleitet worden war die Revolution in Remscheid bereits am Sonnabend. Jedoch sollte es Montag darüber werden, so schildert es der Oberbürgermeister, bis der Arbeiter- und Soldatenrat -  das aufgrund revolutionärer Legitimierung selbsterklärte nun oberste Hoheitsorgan auf lokaler Ebene -  „am 11. November 1918 hier in unserer Stadt die öffentliche Gewalt ergriff (und) erklärte, Leben und Eigentum zu schützen und für Ruhe und Ordnung zu sorgen."Nach den Recherchen von Erhard Lucas verlief der 11. November folgendermaßen: „Bei allgemeiner Arbeitsruhe ab 9 Uhr sammelt sich eine ungeheure Menschenmasse vor dem 'Volkshaus', dem Bürohaus und Konferenzort der freien Gewerkschaften und der USP, und bewegt sich um 10 Uhr in einem endlosen Zug, an der Spitze ein USP-Stadtverordneter und Gruppen bewaffneter Matrosen und Soldaten, zum Kaiserplatz vor dem Rathaus. Dort singt der Arbeiterchor Kampflieder der Arbeiterbewegung, dann halten vier USP-Führer Ansprachen. Die Menge spendet begeisterten Beifall und stimmt ein in das Hoch auf das neue republikanische Deutschland, das die Redner zum Schluss ausbringen. Anschließend wird die Menge aufgefordert, die Zusammensetzung des vorläufigen Arbeiter- und Soldatenrates zu bestätigen; das USP-Blatt konstatiert einen 'Wald von Händen'. Dann begibt sich der fünfköpfige Vollzugsausschuss, begleitet von den USP-Stadtverordneten, ins Rathaus. Nach einer kurzen Rede eines U SP-Stadtverordneten, die vom Oberbürgermeister beantwortet wird, unterzeichnen Vollzugsausschuss und Oberbürgermeister . . . (eine) Urkunde . . . Während der feierlichen Szene wird auf dem Rathaus eine rote Fahne gehisst, was von der Menge mit einem neuen Begeisterungssturm begrüßt wird. Nach dem Unterzeichnungsakt verliest der USP-Führer Brass vom Rathausbalkon aus die Urkunde (die am nächsten Tage in allen Zeitungen veröffentlicht werden musste), gibt die namentliche Zusammensetzung des Arbeiter- und Soldatenrates bekannt und bringt ein Hoch auf den internationalen Sozialismus aus. Weitere Darbietungen des Arbeiterchors, dann bewegt sich die Masse zum Volkshaus zurück und löst sich dort auf."

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