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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Die 1950-er in RS: Behelfsheime ohne jeglichen Komfort

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Provisorien, sagt man, haben ein langes Leben. Für die im Zweiten Weltkrieg rasch zusammengenagelten Behelfsheime gilt dieser Satz ganz sicher. Sie standen auch acht, zehn Jahre nach Kriegsende in Remscheid einzeln oder, wie hier, in Gruppen und boten den Menschen nicht einmal ein Minimum an Wohnaualität. Nordrhein-Westfalens Wohnungsminister war damals Willy Weyer (im Bild in der Mitte im dunklen Mantel). Er besichtigte damals das Gelände, auf dem moderne Wohnbauten entstehen sollten.  mit  (nach: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)


Juli 2008: Der Waterbölles blättert zurück

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Am Mittwoch, 30. Juli 2008, um 8 Uhr starteten 15 hochmotivierte Radsportler und sechs Betreuer/innen (nebst THW-Fahrzeug) (Foto links) zur vierten Fahrt des Partnerschaftsvereins Rem scheid-Quimper seit 1999 in die französische Partnerstadt in der Bretagne. Ältester Teilnehmer war mit 74 Jahren Horst Lepperhoff.

Der 37 Meter hohe Alexanderwerk-Schornstein (Foto rechts) wurde im Juli 2008 gesprengt. Zuvor waren bereits die ehemaligen Werkshallen im Bereich der Straßen "Am Bruch" und "Linkläuer Straße" großflächig abgebrochen worden. Für die Sprengung war eine Vollsperrung der Bahnstrecke zwischen dem Remscheider Hauptbahnhof und dem Bahnhof Güldenwerth in beide Fahrtrichtungen erforderlich.

Zu einem Großeinsatz im Edelstahlwerk Gustav Grimm in der Haddenbach (Foto rechts) musste vor zehn Jahren die Remscheider Feuerwehr ausrücken. Dort war eine Werkshalle in Brand geraten; sie brannte ab. Zwei weitere wurden durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen.

„Was wird aus der alten Polizeikaserne an der Uhlandstraße?“, fragte er der Waterbölles schon vor zehn Jahren. „An der Fassade löst sich der Putz, die Farbe an den hölzernen Fensterrahmen ist verwittert oder schon abgesprungen, die Gardinen dahinter hätten schon vor zehn Jahren eine Wäsche nötig gehabt und verraten auf den ersten Blick, dass die Räume nicht mehr genutzt werden. Lediglich das Hauptgebäude der einstigen Polizeikaserne an der Uhlandstraße, das heute noch die Hauptwache der Polizeiinspektion Remscheid beherbergt, ist äußerlich noch in einem guten Zustand. Der Rest aber verfällt zusehends.“

Im Juli 2008 wurde am Hauptbahnhof Remscheid mittels Schwerlastkran die tonnenschwere Stahltreppe in Position gebracht, die (zusätzlich zu einem Aufzug) den Südsteg mit dem Bahnsteig verbindet (Foto links). Begehbar werde sie allerdings erst in neun Monaten sein, verkündete die Stadt damals.

Um Hilfe für Hertie bat vor zehn Jahren Oberbürgermeisterin Beate Wilding den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Dr. Jürgen Rüttgers (CDU), nachdem die drohende Insolvenz der Warenhauskette Hertie bekannt geworden war. Zitat: „. Ich bin davon überzeugt, dass es durch eine konzertierte Aktion der betroffenen Gemeinden und des Landes ... gelingen kann, dem Unternehmen und seinen Beschäftigten in dieser schwierigen Lage die entscheidende Hilfe zukommen zu lassen.“ Da aber täuschte sich die Oberbürgermeisterin.

Vor zehn Jahren stand der „Presseclub“ in der Denkerschmette noch in voller Blüte. Im Juli 2008 ging es dort um die Frage nach den Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters bei der Kommunalwahl 2009. Das zielte auf die CDU. Denn dass Beate Wilding erneut für das Amt der Verwaltungschefin kandidieren wollte, hatte die SPD ein Vierteljahr vorher eher beiläufig bekannt gemacht. „Die CDU wird keinen Gegenkandidaten aufstellen!“, meinte Beatrice Schlieper. Angesichts der desaströsen Finanzlage der Stadt forderte sie fraktionsübergreifendes Handeln bei der Akquise von Fördermitteln. Auf allen Ebenen bis hinunter in die Stadtteile seien nun innovative Ideen gefragt.

Weil er in der Pflegeversicherung die psychosoziale Betreuung auch künftig nicht genügend berücksichtigt sieht, nannte Werner Fußwinkel, damals Geschäftsführer des Caritasverbandes Remscheid e.V. im Juli 2008 die wenige Tage zuvor in Kraft getretene Reform „keinen großen sozialpolitischen Durchbruch, sondern nur einen kleinen Schritt in die richtige Richtung“. Auf einer Pressekonferenz kündigte der Verband damals einen Ausbau des Tagespflegeangebots an, angefangen bei stundenweiser Betreuung in den Wohnungen der Senioren über ein „Demenzcafé“ im Seniorentreff Altstadt, Neustraße 4-6, einmal pro Woche nachmittags bis zu einer Ausweitung der Zahl der Tagespflegeplätze. Im Zuge der Pflegereform hatte der Caritasverband Remscheid e.V. sein Angebot der Alltagsbegleitung und -etreuung für dementiell erkrankte Menschen ausgebaut.

Im Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP), mit den sich vor zehn Jahren die Kommunalpolitiker befassen mussten, waren d die einzigen freie Gewerbegebiete das Gelände „Mixsiepen“ an der Lenneper Straße und das am Bahnhof Lennep. Letzteres ist inzwischen größtenteils bebaut, das in Mixsiepen immer noch nicht. Weil das „Gleisdreieck“ in Bergisch Born im damaligen im FNP-Entwurf nur als Landschaftsschutzgebiet vorkam, hielten ihn die grüne Fraktionssprecherin Beatrice Schlieper und der stadtentwicklungspolitische Sprecher Günter Bender für „keinen großen Wurf“. Zitat: „Und die so wichtige Frage interkommunaler Zusammenarbeit bei der Gewerbeflächenentwicklung kommt gar nicht mehr vor.“ Da hat zum Glück inzwischen ein Umdenken stattgefunden. Remscheid und die Nachbargemeinden sind mit der Kölner Regierungspräsidentin im Gespräch.

Im Juli 2008 wurde in Rathaus auf einer Pressekonferenz Grußwort das Programmheft „200 Jahre Staatrechte Remscheid“ vorgestellt (gefeiert wurde das  Stadtjubiläum allerdings erst am 14. September). In ihrem Grußwort zum Programmheft betonte Oberbürgermeisterin Beate Wilding damals: „Jedes Gemeinwesen braucht Menschen, die sich für ihre Gemeinde einsetzen. So manche Errungenschaften unserer Stadt gehen einzig darauf zurück, dass einzelne Bürger sie zu ihrer ureigensten Angelegenheit machten; wie beispielsweise der Bau der ersten Trinkwassertalsperre in Westdeutschland, für den sich die Gebrüder Moritz und Robert Böker stark machten. Wir können froh sein, dass Remscheid eine ganze Reihe engagierter und berühmter Söhne und Töchter aufzuweisen hat. Und wir sollten froh sein, dass hier immer Menschen gelebt haben, die in Remscheid etwas aufbauten und die sich durch Katastrophen oder Schicksalsschläge nicht entmutigen ließen, sondern weiterhin ihrer Aufgabe nachgingen und damit diese Stadt am Leben hielten. Und die in Krisen und Notlagen zusammenfanden, um das Problem gemeinsam anzupacken.“

Die 1950-er in RS: Diesel-Schienenbus war die Ausnahme

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Mai 1952: Im Personennahverkehr, der im weitläufigen Stadt­gebiet eine sehr wichtige Rolle spielt, geht es wieder aufwärts. Nagelneu ist der Schienenbus, der hier zu seiner ersten Fahrt von Lennep über Bergisch-Born nach Wipperfürth startet.

Das neue Angebot wird freudig akzeptiert, denn der eigene Pkw ist ein Traum, der für die meisten noch in weiter Feme liegt. Der Schienenbus mit Dieselantrieb blieb allerdings noch lange die Ausnahme. In der Regel trug die gute alte Dampflok die Hauptlast der Traktion von Personen- und Güterzügen.

Der „Zugbildungsbahnhof“ Remscheid-Lennep bot in jenen Jahren noch vielen Menschen Arbeit. Denn Betrieb und Wartung der Lokomotiven, die zum Teil noch aus der Vorkriegszeit stammten, war personalintensiv. Allein für die regelmäßige Reinigung der Personenzüge waren 36 Putzer eingesetzt. (nach: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)

Die 1950-er in RS: Die Motorisierung nahm rasant zu

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Der Motorroller hatte seine Blüte­zeit in den 1950-er Jahren. Vespa vor al­lem, aber auch Lambretta und deutsche Marken feiern Absatzrekorde. Auch da­mals schon bedeutet Motorisierung für die Remscheider Freiheit und Mobilität - auch wenn man mit 125 Kubikzentime­tern Hubraum vor allem den Nahbereich „erobert". Mit dem Vespa-Club wurden damals Ausflüge unternommen. Mit dem Verkehr auf den Straßen wuchsen auch die Auf­gaben der Polizei. Nicht zuletzt  ange­sichts der erschreckend ansteigenden Un­fallziffern und der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang in Autos ohne Anschnallgurte und fernab aller heutigen Kategorien der passiven Sicherheit. Im Oktober 1954 bekam die Remscheider Polizei neue, schnellere Einsatzfahr­zeuge: Im Hof des ehemaligen Polizeipräsidiums an der Martin-Luther-Straße wurden drei nagelneue Opel Ka­pitän an die Verkehrspolizei übergeben. Zur Ver­kehrsüberwachung war schon um 1950 die Verkehrserziehung getreten  - mit ersten, noch unbeholfenen Gehversu­chen. Damals galt das Prinzip der probaten Ab­schreckung. Also fährt Gevatter Tod mit auf der Straßenbahn - hier auf der Linie 4 - oder tritt den Kraftfahrern an gefährli­chen Kreuzungen und Brücken entgegen. (nach: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)

Die 1950-er in RS: Lange hielt sich die Straßenbahn

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Länger als in vielen anderen deutschen Städten blieb in Remscheid das die Straßenbahn das zuverlässige Rückgrat des „öffentlichen Personennahverkehrs", wie es im gestelzten Amtsdeutsch noch heute heißt. Hier ein Blick ins Straßenbahndepot an der Neuenkamper Straße. Der damalige Chef der Verkehrsbetriebe war ein überzeugter Verfechter des schienen­gebundenen elektrischen Straßenver­kehrs. Zu recht, wie man sehr viel später einsehen musste. Der 5. Mai 1955 war ein schwarzer Tag für die Remscheider Straßenbahn. Auf der Hastener Straße, unterhalb der „Schönen Aussicht", schleudert ein Lastzug gegen die bergwärts fahrende Straßenbahn und reißt den Wagenkasten bis zur Mitte auf. Zum Glück ist die Bahn nur schwach be­setzt. Eine Frau wird schwer verletzt. vier Fahrgäste erleiden leichtere Verlet­zungen. Der geistesgegenwärtige Schaff­ner verhindert eine mögliche Katastro­phe. Er bringt den führerlos talwärts rol­lenden Wagen nach 95 Metern zum Stehen. Der Wagenführer war unterdessen hilflos eingeklemmt. (nach: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)

Wochenrückblick vom 23. bis 29. Juli 2018

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31. Juli 1943: "Christ­bäume über uns. Rasch in den Keller!“

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Remscheid, ein Trümmerhaufen. Der Angriff in der Nacht zum 31. Juli 1943 hat das Herz der Stadt getroffen. Die Stadtkirche ist zerstört und das um sie gruppierte Zentrum ist ebenfalls in Schutt und Asche gesunken. Hermann Halbach - um Remscheid, seine Geschichte und seine Mundart vielfach verdient - schrieb nieder, was er am 31. Juli 1943, heute vor 75 Jahren, erlebt hatte, als Tod und Vernichtung über seine Vaterstadt gekommen waren: »Dreimal hatten am Freitag, dem 30. Juli, die Sirenen geheult. Sommerlich warm war es draußen. Eine ungestörte Nacht mit ununterbrochenem Schlaf gab es damals nur noch selten. Man legte sich angekleidet aufs Bett, um bei plötzli­chem Luftangriff rasch aufspringen und in die Schutzräume eilen zu können. Eine Stunde nur hatte Stille geherrscht. Da gellten kurz nach Mitternacht wieder die Sirenen, und schon hörte man in der Luft das unheimliche Geräusch massenhaft herannahender Luftgeschwader. Ich sprang auf und zur Tür meiner Wohnung im Dachgeschoß. Im selben Augenblick rief mein Freund im Parterre: „Höchste Gefahr, Christ­bäume über uns. Rasch in den Keller!“ Es war 0.05 Uhr. Mit Höllengetöse zerbarsten nach diesen Worten bereits die ersten Bomben. Mit aller Hast gelangte ich in den Keller. Bombe auf Bombe erschütterte das Haus bis zum Wanken. Nach kurzem Verweilen öffneten wir die Bunkertür. Brand­geruch schlug uns entgegen.«

Die einzige Möglichkeit der Kommunikation: Kreidenotizen auf Trümmerstücken. So suchten Familienangehörige einan¬der, die sich aus den Augen geraten waren.Halbach schildert weiter, wie es seinem Freund und ihm gelang, durch großen Einsatz das bedrohte Haus zu retten. Dann erst kann er einen Blick auf Remscheid werfen oder besser auf seine Reste: »Gegen 2.45 Uhr wurde entwarnt. Wir schauten durch unsere Dachluken hinaus. Ein entsetzli­ches, grausiges und doch auch schaurig-schönes Bild bot sich unseren Blicken: der Untergang Remscheids. Die Stadt versank in hoch zum Himmel züngelnden Flammen, in wabernder Lohe. Ein gewaltiger Sturmwind kam geflogen, in seinem Sog das Feuer anziehend. Wir  waren von gierig prasselnden und züngelnden Feuersbrünsten umgeben. Die lange Zeile der Sedanstraße, unterhalb an der Neuenkamper Straße die großen Lastwagenhallen eines Lebensmittelhänd­lers und eine Villa, der nahe Birgderkamp, der Rosenhügel, der Handweiser, die Ahornstraße, die Nordstraße und der ganze Stadtkegel bis nach Stachelhausen erhellten in einem einzigen lodernden Höllenbrand die Nacht wie ein Riesen­feuerwerk.

Von den einzelnen Turmspitzen war in dem grellen Schein nichts mehr zu sehen. Was sich um uns begab, erschütterte unvergesslich die menschliche Seele. In nur vierzig bis fünfundvierzig Minuten war der schreckliche Angriff vor­über. Diese kurze Zeitspanne hatte auch zur Vernichtung des Kerns unserer Stadt genügt, die unsere Vorväter mit eisernem Fleiß aufgebaut hatten. Ihre Reste wehten uns in mächtigen Rauchschwaden und einem gewaltigen Aschenre­gen in die Augen, der auch tags darauf den Himmel der Umgebung verdunkelte. Das Herz erstarrte und der Mund verstummte uns allen von namenlosem Weh, und des unsäglichen Unheils Größe offenbarte sich erst recht mit dem beginnenden Tag. Da dachte man an das Schicksal seiner Verwandten und Freunde und irrte durch die trüm­merversperrten Straßen, auf Leichen stoßend - und fand manchen lieben Menschen nicht mehr vor.«

Auch da, wo Remscheid einmal vornehm war, haust jetzt das Grauen in leeren Fensterhöhlen. Blick in die VillenstraßeIn Remscheid markierten in jener Schreckensnacht neun Mosquito-Bomber, die zum Pathfinder-Kommando gehör­ten, das Zielgebiet mit Leuchtkugeln, den sogenannten Christbäumen. Dann kamen 243 Bomber, meist viermoto­rige Lancaster, Halifax oder Sterling sowie zweimotorige Wellington. Sie warfen 295 Tonnen Sprengbomben und 483 Tonnen Brandbomben ab. Unter den Sprengbomben waren zahlreiche Zeitzünder. Die Angreifer verloren durch Flakabschüsse und Nachtjäger 15 Maschinen. Remscheid aber hatte 1.063 tote Mitbürger zu beklagen. Von den 14.276 Häusern der Stadt waren 11.401 oder fast 80 Prozent durch den Luftangriff getroffen, 3.418 Häuser oder 24 Prozent waren völlig zer­stört. Die Trümmermenge im Stadtgebiet wurde auf 1,2 Millionen Kubikmeter geschätzt.

Und das waren die Sprengbomben, denen so besonders viele Menschen zum Opfer fielen. Als Blindgänger sind sie uns Jahre später zu Gesicht gekommen, weil wagemutige Män¬ner es verstanden, ihre Zünder zu entfernen und sie so unschädlich zu machen. Das Schadensgebiet erstreckte sich im Norden bis Ibach, Steinberg, Hohenhagen und Wüstenhagen, im Osten bis Neuenhof, Struck und Großberghausen, im Süden bis Bliedinghausen, Honsberg, Kremenholl, im Westen bis Vieringhausen, Schüttendelle, Ibruch und Ibach. Innerhalb dieser Fläche blieben im Stadtkern nur in der Nähe der Sparkasse, an der Schützenstraße und an der Brüderstraße kleine zusammenhängende Bebauungen erhalten. Die größ­ten Schäden entstanden durch Brand. Das Rathaus verlor seinen gesamten Dachstuhl. Die erst fünf Jahre alte Sparkasse brannte fast völlig aus. Die Kranken­häuser blieben zum Glück fast gänzlich verschont. Zerstörte Schulen: Ober-Lyzeum Stuttgarter Straße, Volksschulen in Bliedinghausen, am Handweiser, an der Menninghauser Straße, die Daniel-Schürmann-Schule, die Schule Rosenhü­gel, die Schule Vereinsstraße. Schwer beschädigt wurden die Hindenburgschule und die Ernst-Moritz-Arndt-Schule. Das Stadttheater war vernichtet, ebenso die Kinos, das erst 1943 eröffnete Landschaftsmuseum und der Lesesaal. Die unter Denkmalschutz stehende envangelische Stadtkirche von 1726 war bis auf die Umfassungsmauern niedergebrannt. Von den insgesamt 701 Industrieanlagen waren 194, also mehr als 25 Prozent, total zerstört, 224, also 32 Prozent, schwer beschädigt.

(aus: „Remscheid so wie es war 2“, von Dr. Gerd Courts, erschienen im Droste Verlag, Düsseldorf, im Jahre 1978.)

Die alte Ortsschule und der Schulreformer Schürmann

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Die alte Ortsschule vor 1910 neben der ev. Stadtkirche am Markt.Bis 1905 hielt sich die alte Ortsschule im Schatten der ev. Stadtkirche am Markt - ein einstöckiger Bau mit hohen Fenstern. Nur wenige würden noch von ihm sprechen, wenn nicht ein lebendiger, überragender Geist die Erinnerung wach gehalten hätte und nährte: Daniel Schürmann, der große Pädagoge des Bergischen Landes, von dem es heißt:„… dieser  Rechenmeisterkopf mit der hohen Stirn  und den  tiefgrabenden  Augen des scharfen Denkers, mit dem hart geschlossenen Mund und der starken Nase im schmalem Gesicht. In Remscheid addiert und subtrahiert man immer noch nach „Schürmanns Rechenbuch" und nicht nach Adam Riese.

Daniel Schürmann.Aber über dem Rechenmeister Daniel Schürmann (1752-1838), der seine Schulung bei dem oberbergischen Pestalozzi Goes in Ründeroth erhielt, sollte man nicht vergessen, dass er auch der geistige Vater eines neuen Lehrerstandes geworden ist und bei seiner sozialen Menschwerdung Pate gestanden hat. Man muss bedenken, dass es damals noch keine Lehrerbildungsanstalten gab, und was zumal an den Hof- und Winkelschulen auftrat als Erzieher der Jugend, kannte zwar den Bakulus (Stock), hatte aber nie etwas von Basedow und Rochow, Salzmann und Pestalozzi vernommen. So war es eine bahnbrechende Tat, dass Schürmann zur organisierten Selbsthilfe griff und die Lehrerschaft zur unerlässlichen Weiterbildung in Gesellschaften und Konferenzen vereinte. Er forderte vom Staate Pflanzschulen der Lehrerbildung, Abschlussprüfungen und ordentliche Berufungsurkunden.

Das war die eine Grundlegung. Aber er befreite die Erzieher der Jugend auch vom Betteln um das tägliche Brot. Denn die Schulgeldeinkünfte eines Lehrers jener Tage, die oft nicht einmal einkamen, waren magerer als die Kühe Pharaos in den sieben schlechten Jahren, und nur, wenn er nach Neujahr seinen Haferumgang gehalten hatte, konnte er einmal im Brote schwelgen, und wenn er in den Fasten mit seinen Schülern umgezogen war, sich an Eiern, Wurst und Speck gütlich tun.

"Die alte Ortsschule und der Schulreformer Schürmann " vollständig lesen

750.000 Euro angespart für Theater-Sanierung

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Das Teo Otto Theater wird eingerüstet. An der Rückseite steht das Gerüst bereits bis zum Dach. An der rechten Seite, dem Allee-Center gegenüber, wuchs es gestern zusehends. Der Beginn einer äußeren Generalsanierung! Sie umfasst die Sanierung der kompletten Dachflächen – sie sind teilweise undicht –, der Blitzschutzanlagen sowie der Fassaden. Auch sollen die Elektrohauptverteilung sowie mehrere Unterverteilungen erneuert werden.  

Dafür stehen im Stadtsäckel rund 750.000 Euro bereit. Für die finanzschwache Stadt Remscheid eine beträchtliche Summe. Sie konnte in den vergangenen Jahren, beginnend schon vor 2016, mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde in Düsseldorf angespart werden, weil die Arbeiten zum Erhalt des Gebäudes unabweisbar erforderlich seien, so Theater-Geschäftsführer Lutz Heinrichs auf Anfrage  des Waterbölles: „Die Auflösung dieser Rückstellung belastet nicht den laufenden Haushalt!“

In diesem Frühjahr wurden die einzelnen Gewerke im Rahmen beschränkter Ausschreibungen getrennt ausgeschrieben, d. h. verschiedene  potenziell in Frage kommende Anbieter wurden zur Abgabe eines Angebots aufgefordert. Dieses Verfahren ist Kommunen in NRW bei Bauleistungen bis zu einer zu erwartenden Auftragssumme von einer Million Euro (netto) erlaubt.

Unbeantwortet blieb bislang die Frage des Waterbölles, auf welche Arbeiten der größte Teil des Geldes entfällt. Hier steht noch eine Antwort des städtischen Gebäudemanagements aus. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich um den Neuanstrich der Fassade handelt. Hierfür sollen Pastelltöne im Stil der 1950er Jahre verwendet werden. Merke: Das denkmalgeschützte Haus stammt aus dem Jahr 1954.

Speedy Gonzales ist für eine Nichte bestimmt

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;-) Foto: Lothar Kaiser" />„Mehr von solchen Events in Remscheid“, titelte der Waterbölles am Montag, 7. Mai, und berichtete über die örtlichen Aktionen zum deutschlandweiten Tag der Städtebauförderung, in deren Mittelpunkt am voraufgegangenen Samstag die Alte Bismarckstraße und der Markt sowie die Stadtteile Stachelhausen und Honsberg gestanden hatten. Dazu gehörte damals auch eine Schnitzeljagd vom Honsberg in die Innenstadt, auf der die Teilnehmenden die Vielseitigkeit Remscheids auf engstem Raum erfahren – die Bandbreite reichte dabei von Erholung im Grünen und einer aktiven Kunstszene bis zum Nachtleben in der Innenstadt. Und es gab auch etwas zu gewinnen. Gestern überreichten Jonas Reimann (Innenstadtmanagement) und Jan Lassen (Stadtumbaumanagement Stachelhausen und Honsberg) im Turmstübchen des Rathauses die Gewinne. Das Originalbild eines Honsberger Graffiti-Künstlers, das die Zeichentrickfigur Speedy Gonzales zeigt (es soll im Zimmer einer Nichte seinen Platz finden), ging am Anja Feld. Da sie sich in Urlaub befindet, nahm ihre Schwester Heike Piwowar das Bild ebenso in Empfang wie ihren eigenen Preis, eine Spirituose aus der Stachelhauser Brennerei Frantzen. Der dritte Preisträger, Daniel Faßbender, konnte sich über Kinokarten freuen, einzulösen allerdings in Wuppertal. Denn das neue Cinestar-Kino am Remscheider Hauptbahnhof ist noch im Bau.

Als man das Wasser noch aus dem "Potthüsken" holte

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Ein Pötthüsken und Omas große Sorge: „Kenger, gönnt merr vam Pött . . . !" „Bliewent merr vam Schwengel . . .!"Wenn wir heute auf dem Stadtkegel die Wasserhähne aufdrehen und das nasse Element in Kanne und Eimer strömt, machen wir uns wohl kaum noch eine Vorstellung von den Sorgen unserer Vorfahren, das Wasser vom Tal auf den Kegel zu bringen. Brunnen, überdacht mit „Pötthüskern", Zisternen, Hauspumpen und Regentonnen sind den ältesten unserer Generation noch lebendige Begriffe, auch Eselskarren und „Drag­schwengel" gehören dazu. Welche Not, wenn in heißen Sommern die Brunnen versiegten! Immer dichter wurde das Häusermeer des Kegels, immer größer die Gefahr eines alles vernichtenden Brandes. Immer heftiger wurden auch die Debatten der besorgten Stadt­väter. Doch sie zauberten mit langen Reden kein Wasser auf den Berg. Schließlich sprudelt ein hoffnungsvoller Name aus den Diskussionen kleinbürgerlicher, konserva­tiver Geister: Robert Böker. „Gatt setten merr op derr Beek noch es enn Denkmol!" rief er einst erbost seinen Mit­bürgern zu. Jedoch es war ein weiter Weg über die ersten Lenkung der Quellen im Eschbachtal  bis zur wirklichen  Lösung des  Wasserproblems.

Im Eschbachtal erhoffte man in den achtziger Jahren so ergiebige Quellen zu erschließen, dass der Bedarf der Stadt auf dem Berg gedeckt würde. Nicht falsche Kalkulationen waren die Ursache, dass die erschlossenen Quellen nicht reichten, sondern die Sturheit gewisser Mitbürger. Anfangs meldeten sich auf Nachfrage etwa 700 bis 800 Wasser­abnehmer. Nach Vollendung von Pumpstation, Wasserturm und Kanalnetz wuchs die Zahl der geforderten Anschlüsse auf ungefähr 2.000. Da gab es Debatten und Donner­kiele, aber der Boden gab trotzdem nicht mehr Wasser.

1888 entwickelte Professor Intze aus Aachen im Saale Alberty (später Weinberg) … den sen­sationellen Plan, überirdisches Wasser im Eschbachtal durch eine Sperrmauer zu stauen. Wir können uns vorstellen, wie viele bedenkliche und spöttische, zustimmende und ab­lehnende Meinungen kleinbürgerlicher Biertischstrategen laut wurden. Robert Böker und Intze überwanden alle Bedenken, die sicherlich nicht jeder Berechti­gung entbehrten, da für das Experiment, eine Million Kubikmeter Wasser hinter einer Mauer festzuhalten, kein Vorbild in Deutschland vorhanden war.

Und doch erkämpfte man 1889 die Grundsteinlegung zur ersten Talsperre Deutschlands im Eschbachtal. Mit wachsender Teilnahme verfolgte man den Bau und die schließliche Vollendung der Sperre im Jahre 1891. Trotz der verhältnismäßig großen Fläche brauch­ten keine Wohnhäuser oder wertvolle Anlagen beseitigt zu werden. Lediglich der kleine Pickardts Kotten musste der neuen Sperre geopfert werden. (…) Nach alten Berichten vereinigte eine Kaffeetafel Gäste und Pioniere des imposanten Baues. Oberbürgermeister von Bohlen hielt eine Ansprache und erklärte Professor Intze zum Ehrenbürger der Stadt Remscheid. Ein Spaziergang um die Sperre vereinigte Stadt­verordnete und geladene Gäste. Oberbürgermeister von Bohlen erhielt jenseits der Sperre einen kleinen Pavillon, die „Ludwigslust", als Geschenk des Stadtverordneten­kollegiums. (…) Die später notwendige Erweiterung der Remscheider Wasserversorgung durch die Ver­bindung der Neye-Talsperre mit der des  Eschbachs stieß auf keinen nennenswerten Widerspruch. Wer jedoch in unseren Tagen noch einmal den Weg vom „Pötthüsken" bis zum Wasser­kranen besinnend rückwärts geht, erkennt ehrfurchtsvoll die ungeheure Leistung ein­zelner Männer. (aus: „Remscheider Bilderbogen“ von Max Eulenhöfer aus dem Jahre 1950)

Als das Gedränge auf dem Markt noch beängstigend war

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Der Remscheider Markt um 1893.

Der Remscheider Markt um 1870.von Max Eulenhöfer

Meine besondere Liebe gilt den alten Bildern vom Markt. Man fühlt förmlich, dass hier ein wesentliches Stück Stadtgeschichte abrollte. Nur sorgfältiges Studium der Arbeit unserer Heimatforscher versetzen einen „Hergeluopenen" in die Lage, sich ein klares Bild von der wirklichen Entwicklung dieses bedeutsamen Fleckens zu machen. Der Fronhof unterhalb der Kirche (später: Unterdorf) und das Oberdorf werden schon im 13. Jahrhundert genannt. Im 14. Jahrhundert ist das Dorf noch ein Hof unter Höfen, in dem aber bereits Wege von allen Seiten zusammenlaufen. Der Fronhof wurde ver­mutlich während des 30jährigen Krieges aufgelöst und an Dorfbewohner verkauft. So vollzieht sich die Wandlung  vom Fronhof zum Unterdorf.

Im 17. und 18. Jahrhundert muss im Oberdorf, der Gegend des heutigen Marktes, eine bedrängende Raumnot geherrscht haben, zumal sich die Gräber um die Kirche nach allen Seiten dehnten. Der Zugang zum Oberdorf, die heutige Bismarckstraße, war da­mals noch Friedhofsgelände. Der Weg von der Birgderkamper Seite zum Oberdorf führte bis an den Kirchhof und verlief dann links in die Kronenstraße (später Johanniterstraße).  Raum zur weiteren Ansiedlung bot der Kegel genügend, aber die Hinzuziehenden drängten sich aus geschäftlichen Gründen in das schon überfüllte Oberdorf. Sogar die „Hesseninsel" war noch Gelände für einige Häuser, die erst im Jahre 1854 nieder­gelegt wurden. Die Bauweise zeigt deutlich den Eigensinn der Bürger. Jeder hatte seine private Flucht­linie und wachte eifersüchtig darüber, dass ihm der Nachbar mit seinen Bauten und Geschaffen nicht in die Quere kam.

1755 verlieh der Kurfürst Karl Theodor den Remscheidern das Recht, allwöchentlich am Mittwoch einen Markt abzuhalten. Diese Einrichtung soll wesentlich zur Stadtwerdung beigetragen haben. Auf dem Markt hatten die Bauern der Umgebung Gelegenheit, ihre Produkte an den Mann zu bringen. Die Einrichtung muss aber nicht allseitigen Beifall gefunden haben. Jedenfalls war die Wittib (Witwe) Heuser darauf bedacht, dass vermeindliche Konkurrenten ihre gutgehende Gastwirtschaft nicht beeinträchtigten. Viele aus der heute lebenden Generation besinnen sich noch auf das Haus an der Kirche, das später Ferd. Flanhardt, Wiebel und Auweiler bewohnten (übrigens auch das Stammhaus der Buchhandlung Wilhelm Witzel). Hier wohnte zur Zeit der Marktgründung die Wittib Heuser und beherrschte wohl durch die Lage des Hauses „Kirche und Staat". Es war unzweifelhaft schwierig, ohne Aufenthalt „um die Ecke zu kommen", Wittib Heuser erhob jedenfalls Protest gegen die Errichtung von Verkaufsständen vor ihrer Nase. Ihre guten Beziehungen zur Obrigkeit waren aber doch wohl nicht weitreichend genug, die allgemeine Entwicklung aufzuhalten.

Die 'Hesseninsel' am Markt.In dieser Zeit war weiterhin die Anlage eines Brandteiches oberhalb der Kirche ein Ereignis von Format. Allzu oft hatte das Feuer in regenarmen Zeiten unter den kleinen, leicht brennbaren Fachwerkhäusern aufgeräumt. „Endlich konnte dann im Jahre 1756 der Brandpfuhl, eine mit einer fünf Fuß hohen Mauer umgebene, überdachte Zisterne, auf dem unteren Teile des Marktes eingerichtet werden. In der Mauer befanden sich ver­schiedene Öffnungen mit anschließenden Treppenstufen, durch die das aus dem Abfluss der Regenrinnen gesammelte Wasser im Notfalle entnommen werden konnte" (W. Engels).

Verkehrssorgen gab es damals auch, und es war ein außerordentlicher Erfolg, als man endlich Anfang des 19. Jahrhunderts den alten Friedhof aufgeben und über ihn hinwegdie heutige Bismarckstraße und damit eine direkte Verbindung vom Unter- zum Ober­dorf schaffen konnte. Weiterhin ist es verständlich dass man allmählich sternförmig vom Markt aus die benachbarten Straßen: Allee-, Elberfelder-, Blumenstraße erschloss. Im Jahre 1808, 53 Jahre nach der Eröffnung des ersten Marktes, wurde aus dem Dorf eine Stadt, wenn man auch heute immer noch von den Höfen „en et Dorp" geht. Das 19. Jahrhundert hat unserem Markt noch viele Gesichter gegeben, konnte ihm jedoch bis zum Ausgang des Jahrhunderts den dörflichen Charakter nicht nehmen. Wohl wird das Gedränge beängstigend. Die Marktstände rücken aufeinander, die Leute von den Höfen erkennen den Markt als Mittelpunkt an. Postkutschen lärmen dreispännig über die holprigen Katzenköpfe.

Jäh bricht dann im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die Technik in das Idyll des alten Marktes ein. Unwiderruflich müssen die kleinen Fachwerkhäuser größeren weichen oder sich mit steinernen Fassaden neu einkleiden. Im Jahre 1890 platziert sich der erste Vorbote der werdenden Großstadt, Hochhaus Welter, an der Ecke der Allee- und Elber­felder Straße und verkündet hochmütig den bescheidenen „Fachwerkern", dass ihre Stunde nun endgültig geschlagen hat. Gaskandelaber flammen auf, und als vielbestaun­ter Fremdling dringt die elektrische Straßenbahn in das Idyll vergangener Zeiten. Wo wenige Jahrzehnte vorher noch die Tauben auf den Dächern girrten, wachsen drei- und vierstöckige Häuser regel- und stillos aus dem Boden. Die Betriebsamkeit des beginnen­den 20. Jahrhundert drückt dem alten Markt einen neuen Stempel auf. Nur hier und da behauptet sich eigensinnig noch ein Veteran in der Reihe der Großen. Am Eingang der Elberfelder Straße stellt sich, im Bewusstsein seiner Tradition, das Stammhaus Arns allen in den Weg. Am Ausgang des Marktes, vor der Kirche, behauptet sich der zähe Geist der alten Wittib Heuser und hält den sogenannten „Engpass". Doch über das dritte Jahrzehnt hinaus können sich beide nicht mehr retten: 1929 beginnen Leiden und Freuden der historischen Marktregulierung.

Der Remscheider Markt, links im Bild im Jahre 1925, rechts fünf Jahre früher. um 1893.Auf dem Markt selbst mehren sich die Schienen, Weichen und Oberleitungen. Mit der Geburtsstunde der Remscheider Straßenbahn 1893 wird der Markt von 1755 zu Grabe getragen und erfährt eine fröhliche Wiederauferstehung auf dem höchsten Gipfel des Holscheidsberges, auf dem heutigen Rathausplatz. Die historische Stätte des Wochen­marktes ist verloren. Dankbar aber erkennt man an, dass für das wachsende Marktleben ein zünftiger Platz gewonnen wurde. Was an der alten Stelle als Erinnerung übrig­blieb, war lediglich der Name, nunmehr ohne sinnvolle Beziehung zu seinem eigent­lichen Zweck. Darüber machte man sich an verantwortlicher Stelle des Stadtverordneten­kollegiums seine Sorgen. Lebhaften Ausdruck finden sie in einer Notiz unter den Stadt­nachrichten des Remscheider General-Anzeigers vom 31. Mai 1893, worin es unter anderem heißt: „Seinen ursprünglichen Zweck als Verkaufsplatz hat der alte Marktplatz vollständig eingebüßt und ist dafür Zentralstelle der elektrischen Bahn geworden. Hoffentlich ist die Zeit nicht allzu fern, da in diesem Mittelpunkt des städtischen Verkehrs an die Stelle der Annoncenuhr ein Denkmal errichtet wird, nach welchem dann auch der Platz, da der Name Markt nicht mehr bezeichnend ist, benannt werden würde."(aus: „Remscheider Bilderbogen“ von Max Eulenhöfer aus dem Jahre 1950)

Wochenrückblick vom 30. Juli bis 5. August 2018

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Idee zum Bau der Müngstener Brücke hatte Lehrer Voßnack

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Das verwirrende Gestänge der Einrüstung beim Bau der Müngstener Brücke

von Max Eulenhöfer

Wer sich heute in die Eisenbahn setzt, um „mal eben" nach Düsseldorf oder Wuppertal zu fahren, plaudernd oder die Landschaft betrachtend vorbeifliegen lässt, macht sich wohl keine Gedanken mehr darüber, welchen Kampf das bergische Völkchen in den vergangenen Jahrhunderten um Wege, Straßen, Postkutschen und Eisenbahnen führte, um den Anschluss an weltweite Räume zu gewinnen. Wir können die Leistung unserer Vorfahren eigentlich erst richtig werten, wenn wir die schwierigen Begleitumstände der glänzenden, industriellen Entwicklung kennen.

Mit der rastlosen Betriebsamkeit in Hämmern, Schmieden und Haustuben allein war es noch nicht geschafft, denn es galt außerdem, die Ware an den Käufer zu bringen. So führten bereits im 13. Jahrhundert die Wege weit zum Westen über den Rhein nach den Niederlanden und Nordfrankreich. Solange wenigstens die notwendigsten Rohstoffe, Eisen und Holz, aus dem eigenen Raum kamen, erschienen die Verkehrsprobleme nicht unüberwindlich. Allmählich aber zeigte sich, dass die Eisenvorkommen zu spärlich waren und den Bedarf bei weitem nicht deckten. Außerdem waren zu Beginn des 18. Jahrhunderts unsere Wälder an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt. Weitere Ausnutzung hätte vollkommenen Kahlschlag bedeutet. Bestätigt werden diese Umstände durch eine behördliche Verfügung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, die die weitere Einrichtung von Hämmern von der Verpflichtung der Steinkohlefeuerung abhängig machte. Eindrucksvoll berichtet W. Engels über diese Probleme in seiner Schrift: „Mittelalterliche Verkehrswege und neuzeitlicher Straßenbau im Remscheider Gebiet und seiner Umgebung."

Wir können uns heute kaum noch vorstellen, was es heißt, wenn bereits 1791 etwa 6000 t Eisen auf Pferdefuhrwerken über unausgebaute Höhenwege aus dem Siegerlande herangeschafft werden mussten. Noch jetzt sind die Spuren dieser „Eisenstraßen" tief in die Landschaft eingeschnitten, so dass man sie zeitweise mit Landwehren verwechselte. Unvorstellbar waren die Anstrengungen für Mensch und Tier, Grundloses Gelände, ausgefahrenen Hohlwege, Schnee und Eis, Vorspannkosten, Wegegelder, Zollsperren, Übernachtungen, enorme Fuhrlöhne . . . das alles waren Widerstände, die überwunden werden mussten, ehe in den Hämmern mit der Arbeit begonnen werden konnte. Verständlich, daß bei solchen Voraussetzungen ein Konkurrenzkampf mit günstiger gelegenen Industrien fast aussichtslos erschien.

Die gleiche Mühe gab es bei der Heranschaffung der notwendigen Kohle. Auf Tragtieren schleppte man die schwarzen Diamanten in Säcken von 2 bis 3 Zentnern über Berg und Tal von den nächsten Zechen. Welchen Fortschritt hätte es im ausgehenden 18. Jahrhundert schon bedeutet, wenn man wenigstens per Achse hätte fahren können! Die Wege ließen es jedoch bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaum zu. 200 000 bis 300 000 Taler zuviel kostete angeblich die Kohle durch diese Umstände. Erst die nächsten Jahrzehnte brachten den Remscheidern verkehrsmäßig den Wegeanschluß, während die anderen Industriegebiete bereits eine höhere Stufe der Verkehrstechnik, die Eisenbahn, erklommen. Trotzdem hatten die Remscheider Kaufleute den europäischen Markt bereits erschlossen und außerdem in Amerika und Asien Fuß gefasst. Betrug doch der Umsatz nach groben Schätzungen um 1805 schon über sieben Millionen Taler.

Der Reisende war lange Zeit auf Schusters Rappen oder auf sein eigenes Gefährt angewiesen. Unwegsames Gelände und die Unsicherheit allerorten machten jedenfalls das Reisen zu einer Qual. Erst um 1820 nimmt sich die Postkutsche der Reisenden an, dreispännig wird gefahren, Zwischen Köln und Elberfeld werden bald „Eilwagen" eingesetzt, die es in 3V2 Stunden mit acht Personen schaffen. 1843 führen (nach Engels) bereits neun Postlinien durch Lennep und bringen damit den Anschluss an die erstandenen Eisenbahnlinien.

In dieser Zeit fehlt aber im engeren Gebiet, beispielsweise zwischen Remscheid und Müngsten, noch immer eine annehmbare Straße, und auch mit den Brücken hapert es. So kämpfte man um eine steinerne Brücke bei Müngsten bis 1850. Wenn man diese Zusammenhänge kennt, kann man ermessen, was die Eröffnung der ersten Remscheider Eisenbahnlinie nach Barmen-Rittershausen am 1. 9. 68 bedeutete. Damit war erstmalig der Anschluss an die große Welt gewonnen. Doch stärker noch richteten sich die Blicke der Bergischen nach Westen. In der Eisenbahnverbindung mit dem Rhein gipfelten alle verkehrstechnischen Träume, und schon 1845 arbeitete der Reinshagener Lehrer Joh. Heinr. Voßnack den Plan aus, das Tal der Wupper bei Müngsten zu überbrücken. Er ist also der geniale Schöpfer einer Idee, die erst 50 Jahre später realisiert werden konnte. Bittschriften, Forderungen, Proteste und in starkem Maße den eigenen Geldbeutel setzte der Remscheider ein, um mit Wegen, Straßen, Postkutschen und Eisenbahnen den Anschluss an die großen Straßen zu gewinnen. Es gelang, wenn auch verhältnismäßig spät. Oft war man eben auf die Einsicht der Verwaltungen und der Landesherren angewiesen und konnte nicht aus eigener Initiative die Wünsche erfüllen. Endlich geriet auch „der Zug nach Westen". 1897 vollendete man die Riesenbrücke. Der Bau wurde weit über die Grenzen Remscheids zu dem Ereignis des ausgehenden 19. Jahrhunderts.  (aus: „Remscheider Bilderbogen“ von Max Eulenhöfer aus dem Jahre 1950)

Die 1950-er in RS: Gute Zeiten für Baufirmen

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Fotos: Alfred Lambeck

Remscheid in den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, das hieß Aufbruch, Wandel, Fortschritt aller Orten. Etwa an der Alleestraße (Foto rechts), wo der mittlere und untere Teil der damals noch uneingeschränkt befahrbaren Verkehrsstraße (im Bild die Schienen der Straßenbahn) aufblühte. Damals entstand der Neubau für das Kaufhaus Sinn, inzwischen ein mehr als ärgerlicher Leer- und Stillstand. Oder (Foto links) Remscheids erstes Wohngebäude mit mehr als zehn Stockwerken (von der Dünkeloh-Klinik aus gerechnet) –das so genannte Glückaufhaus am Karl-Jarres-Platz eingangs der Hindenburgstraße. Es entstand in den Jahren 1953 und 54. Daran entlang fuhr damals die Straßenbahn Richtung Schützenplatz. (nach: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)


Wochenrückblick vom 6. bis 12. August 2018

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Das neue Rathaus ersetzte dörfliche Amtsstuben

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Der Ratssaal im Remscheider Rathaus zu 'Kaisers Zeiten'.Die Alten nannten ihn noch „Kerkenlangk", später „Schöttenfeild", bis er über mancherlei Wandlung seines Namens wieder der Rathausplatz wurde. Um 1900 war es den Remscheider Ratsherren im damaligen Rathaus an der Elberfelder Straße doch zu eng geworden. Diesem Übelstand konnte auch durch Ausquartierung vieler Ämter nicht abgeholfen werden. Schließlich wollte man „sie auch alle wieder zusammen haben". Das kann man verstehen. Abgesehen davon besannen sich die Remscheider zögernd auf repräsentative Pflichten.

Die Honoratioren auf der Rathaustribüne unter den drei Bleiglasfenstern..Zu ihrem Lobe muss gesagt werden, dass die Alten Beschlüsse in bewundernswerter Form durchzuführen verstanden. Das neue Rathaus  wurde  eine Sehenswürdigkeit des Bergischen  Landes. Die Grundsteinlegung erfolgte am 18. Oktober 1902. Stadtvertreter, Bürger und viele Gäste wohnten dem festlichen Akt bei. An der Stelle des heutigen Turmes wurde der Grundstein in Form eines gewaltigen Sandsteinblocks gelegt. Den Abschluss der Grundsteinlegung bildete ein ausgedehntes Festmahl in der Stadtparkhalle.

Der Sitzungssaal des neuen Rathauses, ein Prunkstück um die Wende e´des 19. zum 20. Jahrhundert.Eingeweiht wurde das neue Rathaus am Kaiserplatz am Dienstag, 29. Mai 1906. Um 12 Uhr marschierten Schulen und Vereine auf den Kaiserplatz und nahmen Aufstellung in der Nähe der Tribüne, die vor dem Kriegerdenkmal errichtet worden war. In seiner Begrüßungsrede dankte Oberbürgermeister Nollau für viele Stiftungen und bedauerte den Eindruck des dörflichen Charakters, der mit den alten Amtsstuben verbunden gewesen war.

Hermann Böker erhielt den Kronenorden 3. Klasse. Baumeister Hertwig musste sich mit Dankworten zufriedengeben, weil er für diese Ehrung noch zu jung erschien. Um 14.30 Uhr ließen sich 230 Gäste in der „Concordia“ die auserlesenen Gerichte des Hausökonomen Hoffmann schmecken. Ein großes Volkskonzert mit Feuerwerk im Stadtpark beschloss den festlichen Tag. (siehe auch: „Remscheid so wie es war“)

Der Ratssaal im Remscheider Rathaus zu 'Kaisers Zeiten'.Der große Sitzungssaal im „neuen Rathaus“ ist betagten Remscheider/innen noch in in lebhafter Erinnerung. Bis 1918 beherrschte die Stirnseite ein lebensgroßes Bild des letzten Hohenzollern-Kaisers. Neben der Eingangstür hingen über der meisterhaften Holztäfelung die Bilder des Reichspostministers Stephan und des Geheimrats Friederichs, beide Ehrenbürger der Stadt Remscheid. Ein überdimensionaler Kronleuchter in Kunstschmiedearbeit vereinigte eine Unzahl elektrischer Birnen, die sicherlich in der Lage waren, Raum und Geist zu erleuchten. Wie der Laubengang einer mittelalterlichen Stadt mutet die Zuhörerloge an. An langen, schreibtischähnlichen, reich geschnitzten Tischen saßen die Stadtverordneten. Stühle mit ledergepressten Sitzen und hohen Rücken vervollständigten die für damalige Zeit feudale Einrichtung des Raumes. (nach: „Remscheider Bilderbogen“ von Max Eulenhöfer aus dem Jahre 1950)

Die 1950-er in RS: Theaterneubau ließ auf sich warten

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Fotos: Alfred Lambeck Wie große Teile der Stadt, so sank im Sommer 1943 auch das alte Stadttheater an der Brüderstraße – hier ein Blick von der Bühne auf den einstigen Saal – in Schutt und Asche (Foto links). An einen Wiederaufbau an dieser Stelle war nicht zu denken. Pläne für einen Neubau an anderer Stelle gab es früh, aber am Geld mangelte es lange. Und an der Entschlusskraft gleichermaßen. Als die Remscheider Stadtväter endlich darüber nachdachten, der Stadt doch wieder eine würdige Spielstätte für Theater und Konzerte zu schaffen, brauchten sie Jahre und eine ganze Serie von Beschlüssen, be­vor dann endlich mit dem Neubau - nun an der heutigen Konrad-Aden­auer-Straße - begonnen werden konnte. Mit einer Bergischen Kulturwo­che wurde das Haus schließlich im Oktober 1954 festlich eingeweiht. Auf dem Eröffnungsspielplan stand Schillers „Wallenstein". (aus: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)

Alleestraße wurde 1971 zur Fußgängerzone

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Das Remscheider Rathaus 1929. Foto: Historisches Zentrum RS

Die Alleestraße ist die »Haupteinkaufsmeile« der Stadt. (…) Die alte Landstraße hat sich innerhalb von nur 50 Jahren zur Hauptgeschäftsstraße mit großstädti­schem Flair entwickelt. (…)Prägende Elemente des öffentli­chen Raums auf der Alleestraße sind die „Zange“ … und die drei Brunnen vor dem Allee-Center, den Alleearkaden … und dem Mark., (…) Die bauliche Entwicklung des werdenden Stadt­zentrums folgte im Laufe des 19. Jahrhunderts den vom Markt aus sternförmig angelegten Aus­fallstraßen. Während die Scheider Straße [heutige Alleestraße] bis in die späten 1820er Jahre noch völlig unbebaut war, erhielt sie 1853, während sie schon zu einem Großteil beidseitig bebaut war, Alleebäume. 1856 wurde sie schließlich in Allee­straße umbenannt.

Mit dem Bau der Straßenbahn 1893 hat sich der Charakter des Remscheider Stadtzentrums und besonders der Alleestraße maßgeblich verändert. Die Bäume der Alleestraße mussten der Oberlei­tung der Straßenbahn weichen. Zudem wurde die Alleestraße verbreitert und mit gründerzeitli­chen Wohn- und Geschäftshäusern neu bebaut. Mit dem Bau des Remscheider Rathauses 1906) ist die Bedeutung der Alleestraße weiter gewachsen, denn sie ist seitdem das Bindeglied zwischen dem gewachsenen Zentrum der Stadt und dem neuen Symbol der Großstadt.

Die „Hauptschlagader der Seestadt auf dem Berge“ – die Alleestraße um 1930. Die Straße ist gepflastert, und das zweite Straßenbahngleis, mit dessen Verlegung 1907 begonnen wurde, ist auf dem Foto gut zu erkennen. Mit der durchgehenden Pflasterung der Straße war am 25. Mai 1900 begonnen worden. Um 1880 schrieb ein Chronist: "Die Straße ist ungepflastet und mit Straßengräben versehen. Die wenigen eineinhalb bis zweistöckigen Häuser sind an einer Hand abzulesen. Bei schönem Wetter ist der Staub eine Plage. Und beim Regen...". Dass die Allestraße ihrem Namen nicht gerecht wurde, fiel schon 1910 auf: "Es stehen zu wenige Bäume hier". (aus: „Remscheid. Ein verlorenes Stadtbild“, von Rolf Lotzmann, erschienen 1994 im Wartberg-Verlag)

1943, während des Zweiten Weltkriegs, wurde fast die gesamte der Remscheider Innenstadt in Schutt und Asche gelegt. (…) Im Laufe des Wirtschaftswunders der späten 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhundert wurden die Baulücken im Stadtzentrum mit zeitgenössischer Architek­tur geschlossen. Gleichzeitig wuchsen die Verkehrsströme durch die steigende Anzahl an Pkw enorm. Der Markt hat sich in dieser Zeit zu einem durch Straßenbahnen, Busse und Pkw hoch be­lasteten Verkehrsknotenpunkt entwickelt. 1968 wurde der Straßenbahnbetrieb in Remscheid eingestellt. In den darauf folgenden Jahren [1971-74] wurde die Alleestraße zur Fußgängerzone umgestaltet. Durch Trennung der Verkehrsarten und die Be­grünung wurde die Haupteinkaufstraße auch zur Flaniermeile. Die Gestaltung der Fußgängerzo­ne entsprach dem Zeitgeist. Mit der Begrünung durch Pflanzbeete, die weit in die Straßenmitte ragten, und Bauten im Straßenraum wurde die Alleestraße in einzelne Abschnitte gegliedert. Der ursprüngliche Alleecharakter wurde allerdings nicht wieder hergestellt.

Durch den Bau des Allee-Centers 1986 an der oberen Alleestraße wurde die Zentralität der Remscheider Innenstadt weiter erhöht. (…) 1996 und 2008 folgten Erweiterungen des Baus. Heute reicht der Komplex bis an die Hochstraße und die Elberfelder Straße und es befinden sich dort neben Dienstleistern und Arztpraxen auf ca. 30.000 Quadratmetern Geschossfläche ca. 69 Fachgeschäf­te (ohne Gastronomie und Arztpraxen). Mitte der 1990er Jahre wurde der Block zwischen Allee-Center und Scharfstraße durch eine inner­städtische Bebauung, die die eingeschossigen Baracken („Stadthof“) ersetzt hat, neu definiert. Ende der 1980er Jahre wurden mit dem Bau der Wansbeckstraße die Voraussetzungen für eine weitere Vergrößerung der Fußgängerzone ge­schaffen, in der Folge wurde im Lauf der 1990er Jahre neben der Neugestaltung der Alleestraße auch der Markt umgebaut. (…) Mit dem Bau der Markthalle, die heute gastrono­misch genutzt wird, sollten die ursprünglichen Di­mensionen und Nutzungen des Marktes aus der Vorkriegszeit wieder hergestellt werden. Nahezu zeitgleich wurde die Alleestraße neu ge­staltet. Seitdem sind die prägenden Elemente der Remscheider Haupteinkaufsstraße und Fußgän­gerzone die zwei Baumreihen, wodurch die Allee­straße wieder dem Straßennamen gerecht wird, und die drei gastronomisch genutzten Pavillons in der Straßenachse. (…)

Mit der Aufgabe des Kaufhofs in den 1990er Jahren und der Schließung von Sinn / Leffers sowie weiterer Fachgeschäfte als Gegenpol zum Allee-Center ließ die Bedeutung der unteren Alleestraße als wichtiger Bestandteil des Remscheider Einzelhandelslagen-Systems si­gnifikant nach. Die seit Jahren zu beobachtende hohe Fluktuation, die Ansiedlung von Billiganbie­tern und einfachen Gastronomiebetrieben sowie Leerstände sind Merkmale einer beständigen Verringerung des Leistungs- und Qualitätsniveaus der Alleestraße etwa östlich der Einmündung der Wiedenhofstraße. Mehrere Einzelhandelsbe­triebe gaben in der Vergangenheit ihre dortigen Standorte auf, um in die attraktivere Lage in der Nähe des Allee-Centers zu ziehen. Dort konnten sich insbesondere Textilfachgeschäfte etablieren. (…) Im Zusammenhang mit den wachsenden Leerständen die Öffnung der unteren Alleestraße für den Autoverkehr wieder als Zukunftsmodell diskutiert. (nach „Planungswerkstatt Innenstadt“, Broschüre für die Teilnehmer der Workshops im Rathaus am 3. Juli 2012. Quelle: Geschichte unserer Stadt von Hans Jürgen Roth)

Die 1950er in RS: Hotel Leyer, das "erste Haus am Platze"

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Foto: Lothar Kaiser

Das Hotel Leyer war das '1. Haus am Platze'. Foto: Alfred Lambeck.Auch das sind die 1950er Jahre in Remscheid: Neuer Wohlstand breitet sich aus. In Bahnhofsnähe entstand an alter Stelle, auf der Ecke Bismarckstraße/Nordstraße – nun in den nüchternen Zweckformen der Zeit -  das Hotel Leyer, das „erste Haus am Platze", neu. Und auf dem Gästeparkplatz war neben bescheideneren Karossen auch der üppige „Adenauer-Mercedes" zu sehen. An gleicher Stelle wurde in späteren Jahren, dieser schlichte Hotelturm errichtet, das Investment eines Remscheider Unternehmers, das sich allerdings nicht rechnete. Seitdem hat das Hotel wiederholt den Besitzer gewechselt. (nach: „Remscheid. Bewegte Zeiten – Die 50er Jahre“, von Alfred Lambeck,Text und Fotos, erschienen 1999 im Wartberg-Verlag)

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