Quantcast
Channel: Waterbölles - Geschichte
Viewing all 2538 articles
Browse latest View live

Den Landboten halfen die Landesschützen der Burg

$
0
0

Zwischen 1350 und 1360 wurde das Bergische Land in Ämter eingeteilt. Unter diesen bildete das Gebiet des Amtes Bornefeld, in dem die Stammgüter und -bürgen der Bergischen Grafen lagen, den Kern des Landes und den Grundstock der später bis zur Ruhr und zu den Kuppen des Siebengebirges ausgedehnten Bergischen Herzogsgewalt. Elberfeld kam erst im Jahre 1430 an Berg, blieb aber lange Zeit verpfändet und wurde erst 1599 von dem letzten Pfandinhaber Wilhelm von Nesselrode eingelöst.  Ebenso war auch das Amt Beyenburg als Bergisches Grenzland fast das ganze 16. Jahrhundert hindurch erst an die Grafen von Waldeck und später an Simon VI. zur Lippe verpfändet. Erst im Jahre 1607 ging es wieder in den unmittelbaren Besitz der Bergischen Landesherren über, so dass während der … industrie­geschichtlichen Vorgänge die drei Ämter sowohl in wirt­schaftlicher als auch in politischer Beziehung eine Einheit bildeten. An der Spitze der Ämter standen die Amtleute. Sie wurden in der Regel aus den Kreisen des einheimischen Adels gewählt. Weitere Amtspersonen waren die Richter und Gerichtsschreiber, die ebenso wie der Elberfelder Amtmann für das Sensenhandwerk des Cronenberger, Remscheider und Lüttringhauser Gebiets eine wichtige Rolle spielten.

Die Kirchspiele Remscheid, Cronenberg und Lüttringhausen hatten im 16. bis 18. Jahrhundert noch keine selbständige Ver­waltung. Zwar übten hier die „Scheffen", die als Beisitzer an den Verhandlungen der Landgerichte teilnahmen, im Auftrage der Be­hörde eine gewisse Autorität aus. Sie führten unter anderem auch das Lagerbuch, in dem alle Grundbesitzer sowie ihre Liegenschaften nach Lage, Größe und Wert verzeichnet waren. In Remscheid wird auch schon im 17. Jahrhundert der „Vorsteher" genannt, dessen Befugnisse aber bei weitem nicht an diejenigen der städtischen Bürgermeister heranreichen. Wenn Erhebungen irgendwelcher Art anzustellen waren, bedienten sich die Amtleute und Richter der Scheffen. Diese wurden den meistbegüterten Familien entnommen und genossen als Gerichtspersonen ein besonderes Ansehen. Ihre Dienste wurden auch zur Schlichtung gewerblicher Zwistigkeiten von der Behörde verschiedentlich in Anspruch genommen. Die Polizei wurde damals in den Ämtern durch die Landboten und in den einzelnen Gemeinden, die man als Kirchspiele bezeichnete, durch die Gerichts­boten ausgeübt. Bei größeren Unternehmungen, oder wenn bewaffneter Widerstand zu befürchten war, zog man die herzogliche Besatzung in Burg an der Wupper, die sogenannten „Turmknechte", oder auch die Landes­schützen heran. 

 

"Den Landboten halfen die Landesschützen der Burg" vollständig lesen

Wochenrückblick vom 26. November bis 2.Dezember 2018

$
0
0

Verhüttung und Verarbeitung der einheimischen Eisenerze

$
0
0

Foto: Hans Georg MüllerErz und Kohle wirken als die beiden wichtigsten Rohstoffe in ihrer Menge, Güte und Erreichbarkeit bestimmend auf die Ent­wicklung aller Eisenindustrie. Sie waren beide im Quellgebiet der zur Wupper eilenden Nebenflüsse vorhanden. Eisenerze in reicher Fülle, manganhaltiger Braun- und Toneisenstein, in kleinen Mengen auch der als Stahlstein bezeichnete Eisenspat, teils in Lagern und Gängen, teils in Nestern vorkommend, waren schon früh Gegenstand eines lohnenden Bergbaus und ermöglichten in alter Zeit die Ge­winnung eines vorzüglichen Eisens und Stahls (diese Eisenerzlager wurden freilich in späteren Jahrhunderten abgebaut). Zu diesen Erzen gesellte sich als weiterer Rohstoff das Holz, aus dem sich bei den ausgedehnten Wäldern alle nötige Holzkohle herstellen ließ. Die Ansicht, dass die Wurzeln der Bergischen Eisenindustrie bis tief ins Mittelalter, ja bis in die altgermanische Zeit zurück­reichen, dass wir es also in ihr mit einer bodenständigen Gewerbe­tätigkeit zu tun haben, ist in den vergangenen Jahrzehnten (19. Jahrhundert) immer mehr durchgedrungen. Überall auf den Hochflächen südlich von Remscheid, von Lüdenscheid, Iserlohn und an anderen Stellen findet man noch heute die Spuren der ältesten Eisenindustrie. Hier ist das niederrheinisch-westfälische Industriegebiet entstanden. Wenn   auch die urkundlichen Zeugnisse aus der älteren Zeit fehlen, so dürfen wir doch mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass die Schmiedekunst der alten Franken, wie sie in der Siegfriedsage verherrlicht wird, in ununterbrochener Entwicklung bei uns ihre Fortsetzung gefunden hat. Zur Zeit Karls des Großen wurde sie nicht nur auf den rheinischen Königshöfen, sondern auch schon von selbständigen Handwerkern geübt. Nach einer kaiser­lichen Verordnung war den Amtleuten zur Pflicht gemacht, in ihrem Sprengel für das Vorhandensein tüchtiger Eisenschmiede Sorge zu tragen. (Foto rechts: Vandalen verwüsteten im September 2008 den Eingang zu dem altem Stollen des einstigen „Wolfskuhler Bergwerk“ an der Tyroler Straße im Eschbachtal.)

Die älteste, urkundlich verbürgte Nachricht über die gewerb­liche Ausübung der Schmiedekunst in unserer Nachbarschaft ver­danken wir den Heberegistern des Klosters Werden an der Ruhr. Sie berichten um das Jahr 1125 über einen Eckehard von Haar­hausen bei Barmen, der dem Kloster zinspflichtig war und einen Teil der Abgaben in Kesseln und anderem Gerät entrichtete. Unter dem „andern Gerät'" sind wahrscheinlich Werkzeuge zu verstehen. So ist in einer ähnlichen Rolle von Niedermarsberg an der Diemel aus dem Anfang des 12. Jahrhunderts von Messern, Schermessern, Zangen usw. die Rede, die an das Kloster zu liefern waren. Die zahlreichen Schlackenhalden, die namentlich im Mär­kischen und in der Gegend von Radevormwald nachgewiesen sind, sprechen für den bedeutenden Umfang der älteren Eisenerzeugung und -Verarbeitung. In Breckerfeld, das infolge seiner Beziehungen zur Hansa über frühe Urkunden verfügt, ist sie bereits vor 1400 nachgewiesen. Im Jahre 1463 wurde dort die Zunft der Stahlschmiede gegrün­det und durch Herzog Johann I. bestätigt. Außer Stahlbarren wurden in Breckerfeld Sporen und Messer hergestellt. Dagegen stammen die ersten Nach­richten über die Anfertigung westfälischer Sensen aus der Lüdenscheider Gegend.

 

"Verhüttung und Verarbeitung der einheimischen Eisenerze" vollständig lesen

Montag Mahnwache zur UN-Menschenrechtscharta

$
0
0

Pressemitteilung des Aktionsbündnisses Remscheid Tolerant 

Am 10. Dezember 1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris verkündet. Seitdem wird der 10. Dezember als Internationaler Tag der Menschenrechte begangen. Einen Grund zum Feiern sieht das Aktionsbündnis Remscheid Tolerant aber auch 70 Jahre nach der Verkündung der Deklaration nicht. „Die Verteidigung der Menschenrechte ist heute ebenso wichtig wie zu seiner Ausrufung 1948“, so Anne Marie Faßbender, Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnisses. „In vielen Ländern werden auch heute Menschenrechte missachtet: politisch unliebsame Menschen werden in Haft genommen, ohne Urteil jahrelang eingesperrt, gefoltert oder verschwinden plötzlich.“

Auch der in Remscheid tätige Sozialarbeiter Adil Demirci wurde ohne ersichtlichen Grund in der Türkei inhaftiert; die Anklage ist fadenscheinig: Ihm wird die Mitgliedschaft in einer Terroristischen Vereinigung vorgeworfen, auch wenn es dazu keine Beweise gibt und Demirci dies immer wieder abgestritten hat. Mit ihm sind weitere Menschen mit ähnlichen Begründungen angeklagt. Internationale BeobachterInnen sind sich einig, dass es sich hier um ein politisch motiviertes Verfahren handelt. Oppositionelle Stimmen sollen mundtot gemacht werden. Politische Gefangene wie Demirci sitzen weltweit in Gefängnissen, oft ohne Zugang zu Verteidigung oder ohne ein rechtskräftiges Urteil.

Dass jeder Mensch von Geburt an mit einklagbaren Rechten ausgestattet ist, ist eine wichtig Grundlage für den Anspruch der Menschen auf ein Leben in Würde. „Die Menschenrechte sind universell, egal wo auf der Welt man lebt“, so Sandra Engelberg vom Caritasverband Remscheid. „Trotzdem lebt heute eine Mehrheit der Menschheit in Armut, ohne Zugang zu Bildung, Gesundheit oder ohne ein ordentliches Dach über dem Kopf. Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte sind Teil der Menschenrechtscharta und damit einklagbar. Viele Menschen wissen nicht, dass sie ein Recht auf soziale Sicherheit und einen angemessenen Lebensstandard haben.“ Der Caritasverband Remscheid ist Mitglied im Aktionsbündnis Remscheid Tolerant und Mitveranstalter der geplanten Mahnwache am 70 jährigen „Geburtstag“ der UN-Menschenrechtscharta. Die Mahnwache findet am 10. Dezember um 17 Uhr auf der Alleestraße unweit des Alleecenters in Höhe des Kaufhaus Boeker statt.

Wochenrückblick vom 3. bis 9.Dezember 2018

$
0
0

Eisenverhüttung im Tal, wo Wasser Muskeln ersetzte

$
0
0

Nimmer rasten­der Erfindungsgeist ersetzte die kleinen Rennfeuer des frühen Mittelalters durch größere, leistungsfähigere Öfen, die, weil bei den erhöhten, an die Produktion gestellten Anforderungen die Menschenkraft zum Antrieb der Gebläse nicht mehr genügte, in die Nähe wasserreicher Bäche verlegt werden mussten. Die Blasebälge, die schon den kleinen primitiven Öfen die notwendige Luft zuge­führt hatten, wurden statt mit den Hand oder dem Fuß nunmehr durch das Wasser in Bewegung gesetzt. Die Eisenverhüttung wandert hinab in die Täler. Der Standort der Eisenerzeugung und -Verarbeitung war sowohl durch das Ge­fälle der Gebirgsflüsse bedingt wie die zerstreut vorkommenden Eisenerze und die Waldungen. In Gruben und Stollen hackten und hämmerten die Berg­leute, um dem Boden das Erz zu entreißen. Unten in den Tal­gründen hantierten die Hüttenleute vor ihren Öfen. Da fauchten die Blasebälge unter dem Antrieb der Wasserräder, und Feuer­garben entfuhren den lohenden Essen. Nebenan gingen die Stempel der Pochwerke, die den Eisenstein zerkleinerten und zur Verhüttung zubereiteten. Im nahen Wald aber baute der Köhler seine Holzkohlen-Meiler.

Betrachten wir zunächst den Bergbau und die Verhüttung des Eisens in dieser Zeit. Der Brauneisenstein kommt bei Reinshagen, Kremenholl und an anderen Stellen in Form von Gängen als Ausfüllung der Gebirgsspalten vor. Im Morsbachtal finden sich zwischen den Schieferbänken Lager von kohlensaurem Eisenstein, die sogenannten Sphärosideritschiefer, die eine der ursprünglichen Grundlagen für die älteste Eisengewinnung im Bergischen bildeten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass im Remscheider Industrie­gebiet ein früher Bergbau auf Eisenerz betrieben wurde, der bis tief ins Mittelalter zurückreichen dürfte und seine Spuren in Gruben, Stollen und Pingen (maulwurfartige Gänge, die von der oberflächlichen Ausbeutung der Erzadern zurückbleiben) an verschiedenen Stellen des Rem­scheider Stadtgebiets, besonders in der Gegend von Reinshagen, Kremenholl, Lobach usw. hinterlassen hat. Am bedeutendsten war anscheinend das Reinshagener Bergwerk, dessen Stollengänge nach der Überlieferung den ganzen Höhenrücken zwischen dem Lobach und dem Bornsiepen bei Bornstahl und Güldenwerth durchzogen. Wahrscheinlich wurde sogar schon im 15. Jahrhundert Eisen ausgeführt. Ein Osnabrücker Stadtbuch aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts führte in einem Abgabenverzeichnis u. a. „Eyn hundert lenepes yseren" auf, die anscheinend im Remscheider oder Lüttringhauser Gebiet erschmolzen und von Lenneper Kaufleuten in den Handel gebracht worden sind.

Die urkundlichen Zeugnisse für den alten Remscheider Berg­bau sind zwar nicht sehr zahlreich, aber doch genügend, um die Gewinnung und Verhüttung von Eisenerzen im Gebiet des Esch­bachtales sowohl als des Morsbachtales nachzuweisen. Aus den Aufzeichnungen des Burger Kellners Johann Bernhard Francken geht hervor, dass oberhalb des Bücheler Hammers (das Werk hat seinen Namen nach dem Hofe Losenbüchel, wo der Besitzer seinen Wohnsitz hatte. Es handelt sich um die jetzt ver­fallene Anlage oberhalb des Jagenbergshammers im Lobachtal) eine Hütte lag, und aus dem Remscheider Lagerbuch von 1675 ergibt sich, dass sich diese Hütte nebst dem erwähnten Hammer da­mals im Besitz der Familie Engels vom Losenbüchel befand. Es ist dieselbe Anlage, die in der Erbpachtverschreibung des Pfalz­grafen Wolfgang Wilhelm von 1622 als „Loesenhütte" bezeich­net wird, weil sie damals der Familie Loos gehörte, nach der der Hof Losenbüchel benannt ist.

Der Bücheler Hammer ging aus einer Hand in die andere. Nach den Loos waren Engels, dann Ehlis, Paß, von den Steinen, Ibach und Diederichs die Besitzer. Die Hütte wird aber nach 1692 nicht mehr genannt. Sie scheint im An­fang des 18. Jahrhunderts einer Hammeranlage Platz gemacht zu haben. Die von dem Kellner Francken im Jahre 1692 erwähnte Hütte „unter Vieringhausen am Eck" dürfte mit der Loosenhütte gleichbedeutend sein. Da der Hammer Friedrich Honsbergs, der heutige Ehlishammer, „nahe bei der allda gelegenen Hütten" stand, so muss die Erzschmelze an der Stätte des jetzigen Ibachs-, des frü­heren Diederichshammers, gelegen haben.

"Eisenverhüttung im Tal, wo Wasser Muskeln ersetzte" vollständig lesen

Wochenrückblick vom 19. bis 16.Dezember 2018

$
0
0

Dezember 2008: Der Waterbölles blättert zurück

$
0
0

Mit Rosen gratulierten die SPD-Delegierten Beate Wilding zur OB-Nominierung. Foto: Lothar Kaiser Einstimmig sprachen sich SPD und Grüne am 1. Dezember 2008 für Beate Wilding als OB-Kandidatin aus. Und Oberbürgermeisterin Beate Wilding strahlte dar ob noch mehr als sonst: „Ich freue mich über das tolle Ergebnis wie jeck!“ Zuerst auf der Versammlung der Remscheider Grünen im Röntgen-Museum und dann anderthalb Stunden später auf dem Unterbezirksparteitag der SPD in der Sophie-Scholl-Schule war sie ohne Gegenstimmen und ohne Enthaltungen zur OB-Kandidatin bei der Kommunalwahl 2009 gewählt worden – von 20 Grünen und 57 SPD-Delegierten (acht waren nicht erschienen). Der SPD-Unterbezirksvorsitzenden Lothar Krebs kündigte damals ein gemeinsames Programm von SPD und Grünen für die nächste Kommunalwahl und die Jahre danach, das gleichermaßen sozial wie ökologisch werden solle.

Vor zehn Jahren bekam Remscheid neue Straßen bzw. neue Straßenbezeichnungen, den „Pirna-Platz“ zwischen Kaufland und Unterführung Bismarckstraße, die „Prešover Straße“ Richtung Weststraße und die „Alma-Mühlhausen–Straße“ im neuen Baugebiet „Sonnenhof“. Damit sollte „Leben und Wirken der Remscheider Heimatdichterin gewürdigt werden.“ Alma Mühlhausen geb. Dorfmüller, am 24. September 1883 in Remscheid geboren und dort am 5. Februar 1961 gestorben, wurde ob ihrer Bücher auch am 5. Februar 1961wurde sie liebevoll „die Remscheider Märchentante" genannt.

Im Dezember 2008 beschloss die Bezirksvertretung Süd, den Baumschutz im Südbezirk stärker zu verankern. Konkret: Die Verwaltung erhielt den Auftrag, die BV vierteljährlich vorab (abgesehen von „Gefahr im Verzug“) über geplante Baumfällarbeiten zu informieren und einmal jährlich eine Baumbilanz vorzulegen, aus der hervorgeht wo Bäume gefällt und wo neue gepflanzt wurden.

Wo jetzt noch Baufahrzeuge stehen, nimmt der künftige 'Bahnhofsgarten' langsam Gestalt an. Einige Steinwälle sind schon fertig. Foto: Lothar Kaiser Vor zehn Jahren entstand am Remscheider Hauptbahnhof der „Bahnhofsgarten“. Auf dem Gelände tummelten sich im Dezember 2008 die ersten Baufahrzeuge. Nachdem sich ein Jahr zuvor auch die letzte Hoffnung zerschlagen hatte, dass das „Schaufenster der Wirtschaft“ doch noch Wirklichkeit werden würde, war die Idee des „Bahnhofsgartens Remscheid“ entstanden.

„Landesbehörde hält an Ampelanlage für Müngsten fest“, nahm der städtische Bauausschuss vor zehn Jahren mit Bedauern zur Kenntnis. Gerne hätte er dazu damals den Chef der Gummersbacher Niederlassung des Landesbetriebs Straßen NRW befragt, doch der sagte ab. Stattdessen kam ein Brief des Verkehrsministers mit obiger Aussage.

Was ist eigentlich aus den Konfliktberater/innen für die Bediensteten der Stadt geworden. Nach denen hatte die Verwaltung Angang Dezember 2008 auf gelben DIN A3-Plakaten, die auf allen Fluren des Rathauses zu sehen waren, gesucht – nach „engagierten und interessierten Mitarbeiter/innen, die auf Grund ihrer persönlichen Erfahrungen und/oder ihrer beruflichen Kompetenzen an der Umsetzung der Idee des fairen Umgangs mit Konflikten am Arbeitsplatz mitarbeiten und als Konfliktberater/innen tätig werden wollen“. Eine Arbeitsgruppe des betrieblichen Gesundheitsmanagements hatte zuvor ein Konzept zur Konfliktberatung entwickelt: Nicht gelöste Konflikte oder destruktive Konfliktlösungen am Arbeitsplatz mindern auf Dauer die Zufriedenheit der Arbeitnehmer/innen, verringern die Qualität der Arbeitsergebnisse und beeinträchtigen das körperliche und seelische Wohlbefinden aller Beschäftigten“.

Mit einem Defizit im Jahresetat 2009 von 73 Millionen Euro rechnete im Dezember 2008 der damalige amtierende Stadtkämmerer Burkhard Mast-Weisz. Und der Waterbölles titelte damals: „Hilflose Verwaltung sieht Schuldenberg weiter wachsen“. Da hatte das Rödl-Gutachten, das im Juli 2007 Einsparmöglichkeiten aufgezeigt hatte (realistische, aber leider auch unrealistische), längst Patina angelegt. In der Arbeitsgruppe Kommunalpolitik der SPD-Bundestagsfraktion beklagte vor zehn Jahren Interimskämmerer und Sozialdezernent Burkhard Mast-Weisz den mangelnden finanziellen Handlungsspielraum der drei bergischen Großstädte.

Auf Basis eines früheren Antrages der CDU-Fraktion empfahl der Jugendhilfeausschuss vor zehn Jahren, die Alleestraße für Familien mit Kindern attraktiver zu machen, d. h. im Bereich der Zange von Mai bis August 2009 einen Groß-Sandkasten einzurichten. An fünf Standorten entlang der Alleestraße könnten weitere Spielmöglichkeiten geboten werden, die Eltern mit kleinen Kindern den Bummel über die gesamte Alleestraße attraktiver machen. Zugleich sollten in diesem Zeitraum wöchentliche Spielaktionen auf dem Theodor-Heuss-Platz stattfinden. Ich gebe zu: An die Realisierung kann ich mich nicht mehr erinnern. Hat es die überhaupt gegeben?

Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Mandt, Schornsteinfegermeister, erschien zum Richtfest als Glücksbringer. Foto: Lothar Kaiser Das Richtfest am neuen P+R-Parkhaus am Hauptbahnhof wurde am  5. Dezember 2008 gefeiert. Oberbürgermeisterin Beate Wilding, an ihrer Seite Bezirksschornsteinfeger Klaus Mandt (CDU) als Glücksbringer,  dankte den am Bau beteiligten Handwerkern und den Mitarbeitern der Verwaltung „für umsichtige und gute Arbeit“. Wörtlich: „Ihnen verdanken wir, dass im zurückliegendem halben Jahr dieses Gebäude auf insgesamt 65 Bohrpfählen entstehen konnte. Sie tragen das Gebäude mit Tiefen von zwischen acht bis 15 Meter. Deshalb ist das ein sicherer Standpunkt auf dem bergischen Felsen unserer Heimatstadt. Dieses Parkhaus ist mit Sicherheit nicht auf Sand gebaut! Mit Fördermitteln des Landes und des Bundes wurden hier 2,5 Millionen Euro investiert, und so eine Investition in die Zukunft Remscheids verwirklicht.“  Dass bei der Planung einiges vergessen worden war, stellte sich erst später heraus.

In dieser Woche begann in Müngsten der Abbruch der früheren 'Exit'-Diskothek. Foto: Michael Tettinger Im Dezember 2008 zerkleinerte ein Abbruchbagger  die ehemalige Disco "Exit" unter der Müngstener Brücke. Die Solinger  Lebenshilfe e.V.  hatte das traditionsreiche Ausflugslokal gekauft, um an dessen Stelle künftig in einem Neubau „gehobene Gastronomie für den Brückenpark“ anbieten zu können. (Mehr zur Geschichte des „Exit“-Gebäudes hat Michael Tettinger aus Solingen auf dieser Internetseite zusammengetragen. Von ihm stammt auch obiges Foto).

Im Juni 2008 hatte Stadtplaner Hans Gerd Sonnenschein der Bezirksvertretung Süd zum Gewerbegebiet Mixsiepen erklärt: „Ein Autohaus möchte noch in diesem Jahr das Grundstücksgeschäft abwickeln und anfangen zu bauen.“ Im Dezember wussten dann alle Beteiligten, dass nach dem ersten Autohändler auch ein zweiter seine Baupläne ad acta gelegt hatte. Dass sich dort doch noch ein Autohändler niederlassen würde, entscheid sich erst Jahre später.

An Wechseln an der Spitze der Ratsfraktion mangelte es der Remscheider CDU nicht. „Philipp Veit führt ab heute die CDU-Ratsfraktion“, überschrieb der Waterbölles am 8. Dezember 2008 eine Pressemitteilung der CDU: „Mit deutlicher Mehrheit haben die die CDU-Ratsmitglieder in ihrer heutigen Fraktionssitzung Philipp Veit zu ihrem neuen Chef gewählt und Hans-Herbert Wilke zu einem der beiden Stellvertreter.“ Veit damals: „Ich möchte die Fraktion so führen, dass sie geeint das eine Ziel vor Augen hat: aus dem Wahlkampf als stärkste Fraktion hervorzugehen. Und das bekommen wir nur hin, wenn alle an einem Strang ziehen“. Am gleichen Tag, spät abends, nominierte der CDU-Kreisvorstand Jochen Siegfried als OB-Kandidaten. Die CDU-Kreisvorsitzende Elke Rühl (MdL) bezeichnete ihn als „die richtige Persönlichkeit für einen überzeugenden Neuanfang“.

In der Nachfolge von Jürgen Müller wählte der Rat der Stadt am 11, Dezember 2008  Sozialdezernenten und Interimskämmerer  Burkhard Mast-Weisz zum Stadtdirektor und damit zum Vertreter der Oberbürgermeisterin. Für ihn votierten in offener Abstimmung die 31 Ratsmitglieder von SPD, Grünen, W.i.R. und FDP. Dagegen stimmten die 22 Ratsmitglieder der CDU. Es war der erste Auftritt von Philipp Veit im Rat als neuer CDU-Fraktionsvorsitzender: "Die CDU lehnt den Beschlussentwurf ab", fasste er sich äußerst knapp. Eine Begründung für diese Entscheidung gab er nicht ab.

Von der Stadt als Reservefläche für Gewerbeansiedlung vorgesehen. Foto: Lothar Kaiser„Stadt kauft "Reservefläche" für Gewerbeansiedlung“, hieß es am 15. Dezember 2008 im Waterbölles. Die Stadt hatte an der Borner Straße in Lennep eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von ca. vier Hektar (40.000 Quadratmeter) für rund 400.000 Euro gekauft, um es in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. Die Realisierung lässt allerdings noch auf sich  warten...

Der am 9. April 2008 gegründete Freundschaftsvereins Kırşehir-Remscheid wurde im Dezember 2008 ins Vereinsregister eingetragen. Mehr als 8.000 Remscheider haben familiäre Wurzeln in der kappadokischen Region von Kırşehir südöstlich von Ankara. Von dort waren sie oder ihre Vorfahren seit 1963 nach Remscheid gekommen.

 


Wochenrückblick vom 17. bis 23. Dezember 2018

$
0
0

Acht von 151 Videos des Waterbölles in 2018

$
0
0

Förderverein "Feilenfabrik Ehlis" auf gutem Weg

Remscheids neues Cinestar-Kino mit sechs Sälen

Sport, Kultur, Heimatgeschichte – die Auswahl aus den rund 150 Videos, die der Waterbölles in diesem Jahr bei YouTube über Remscheid einstellte, fällt schwer.

Gekleidet wie einst die Remscheider Feilenhauer, führte Klaus R. Schmidt beim Tag des offenen Denkmals viele Besucherinnen und Bescher durch die einstige Feilenfabrik Ehlis im Eschbachtal. Die Geschichte dieses traditionsreichen Handwerks hält heute ein gemeinnütziger Verein aufrecht. Der habe in der kurzen Zeit seines Bestehens schon viel geleistet, bescheinigte Stadtführer Schmidt. Er hatte an diesem Tag Führungen im Stundentakt - und dabei immer viel zu erzählen. Denn mit den alten  Schmieden und Kotten im Eschbachtal kennt sich der Remscheider aus. Der Waterbölles begleitete ihn auf einem Teil seines Rundgangs, bevor er Thomas Abbas, den Vorsitzenden des "Fördervereins zur Erhaltung der Feilenfabrik in Schlepenpohl e.V.", nach den weiteren Ausbauplänen für die Feilenfabrik befragte.

Remscheid freut sich auf das "Kino mit Gleisanschluss". Das neue Multiplex-Kino Cinestar Remscheid darf an dieser Stelle nicht fehlen. Es präsentierte sich vor zwei Wochen bei der Eröffnung als ein Millionen-Objekt mit voll digitalisierten Projektionsstandards und herausragender Tontechnik in zwei größeren und vier kleineren Kinosälen auf zwei Etagen mit insgesamt 1.300 Sitzplätzen. Auch die zahlreichen geladenen Gäste einer Premieren-Party zeigten sich von dem Neubau beeindruckt.  Wie Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz an diesem Tag berichtete, wird die alte Remscheider Bahnhofsuhr, die nach dem Gebäudeabriss eingelagert wurde, derzeit wieder in Gang gesetzt. Sie soll an der Außenfassade des neuen Kinos angebracht werden.

Rögy-Dreifachturnhalle sportlich eingeweiht

Starts beim 18. Röntgenlauf in Hackenberg

Es war eine sportliche Feier, mit der die neue Dreifachturnhalle des Röntgen-Gymnasiums in Remscheid-Lennep, die sich die Stadt 7,2 Millionen Euro hat kosten lassen, eingeweiht wurde. Sportlich kurz die Reden, und sportlich auch die Akrobatik, mit der die Jungen und Mädchen der Klasse 6a die Feier eröffneten. Ein Torwandschießen, an dem neben den Siegern eines Schülerturniers auch die drei Redner teilnahmen, stand an Ende des Programms. Leider flog die „Kirsche“ kein einziges Mal durchs Loch.

Die Marathonläuferinnen und -läufer waren am Clemenshammer schon lange auf der Strecke gegangen, da gab Wolfgang Görtz vom Röntgen Sport Club e.V. beim 18. Röntgenlauf im Sportzentrum Hackenberg den Startschuss für den 400 Meter langen Lauf der Bambini (Jahrgang 2011 und jünger). Merke: Früh übt sich... Und das galt auch für die beiden Kinderläufe über 800 Meter (Jahrgang 2009 und 2010) bzw. 1.250 Meter (Jahrgang 2007 und 2008), und den 2.450 Meter langen Schüler-Crosslauf (Jahrgang 2003 bis 2006), jeweils getrennt für Jungen und Mädchen. Eltern, die nicht nur den Start, sondern auch den Zieleinlauf mit dem Smartphone fotografieren oder Filmen wollten, mussten sich gerade beim ersten Lauf sputen, um vor ihren Sprösslingen am Ziel zu sein.

Eschtival mit Jürgen Drews

Eschtial mit den Kölner Höhnern

Einige Tage lang war es für eingefleischte Fans des auch nach Jahren beim deutschen Publikum immer noch beliebten und sympathischen Sängers eine Zitterpartie: Kommt er, oder kommt er nicht? Doch Jürgen Drews kam. Mit seiner Band. Ihr Auftritt beim 2. Eschtival im Freibad Eschbachtal war der erste nach einem kurzen, aber kritischen Krankenhausaufenthalt. Und auch nach mehr als 40 Jahren sprang der Funken über bei Hits wie „Ein Bett im Kornfeld", „Barfuß durch den Sommer", „Himbeereis zum Frühstück“ und „Wir ziehn heut' Abend aufs Dach". (Den Kalauer im Titel des Videos mögen die Fans mir verzeihen)

Auf den bergischen Höhen ein schöner Sonnenuntergang, da starteten die „Höhner“ beim 2. Eschtival auf dem Gelände des Freibads Eschbachtal vor rund 1.400 Besucherinnen und Besuchern ihr Konzert. Und die klatschten bald die Musik der Kölner Band begeistert mit. Viele kannten sogar die Liedtexte auswendig. Stefan Grote, der Vorsitzende des Fördervereis, der vor einigen Jahren Deutschlands ältestes Binnenfreibad von 1912 vor der Schließung bewahrte, konnte nicht nur mit der Stimmung zufrieden sein, sondern auch mit den Einnahmen. Insgesamt endete das 2. Eschtival allerdings mit einem dicken Minus in der Kasse.

Junge Französinnen von Deutschen überrascht

Das Archiv der Remscheider Museen

Im Rahmen eines Austauschprogramms des Deutsch-Französischen Jugendwerks verbrachten Judith Vidal (17) und Gaëlle Marchand (16), zwei Schülerinnen aus Remscheids französischer Partnerstadt Quimper, vom 29. Juni bis 29. Juli den ersten Teil ihrer Sommerferien in Remscheid, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. In der jeweiligen Gastfamilie, aber auch im Ferienjob in je einem Remscheider Kindergarten, der Kita Henkelshof bzw. der Kita Eisernstein. Darüber und über ihre anderen Eindrücke und Erlebnisse in diesem  für sie bislang fremden Land erzählten sie dem Waterbölles erfrischend ungezwungen im Video.

Schon seit längerem nutzen das Deutsche Werkzeugmuseum und das Deutsche Röntgen-Museum gemeinsam eine ca. 1.600 Quadratmeter große ehemalige Fabrikhalle in Radevormwald-Dahlerau an der Wupper als Museumsarchiv. Diese beherbergt unzählige Röntgenapparaten und -zubehörteile bzw. Maschinen zur Metallverarbeitung und Interieur von Haus Cleff, das zur Sanierung ausgeräumt werden musste. Alles Dinge, die (noch) nicht reif sind für eine Präsentation in den öffentlichen Museumsräumen oder die dorthin eines Tages zurückkehren sollen. Dem Waterbölles stellten Dr. Uwe Busch, der Leiter des Röntgen-Museums, und Thomas Judt, Chef des städtischen Gebäudemanagements, die vielen „Schätze“ vor. Dass die Museumsstücke im  engen Tal der Wupper wegen der dortigen hohen Luftfeuchtigkeit und Temperaturschwankungen nicht optimal untergebracht sind, hat inzwischen ein Experte des Landschaftsverbandes Rheinland der Stadt Remscheid bescheinigt. Und deshalb gab die Politik grünes Licht für die Suche nach einer neuen Lagerhalle, möglichst im Stadtgebiet.

Im 18. Jahrhundert lebte der alten Bergbau wieder auf

$
0
0

Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756–1763), als der Rohstoffbezug für die Bergische Eisenindustrie sehr erschwert und verteuert war, kam einigen Remscheider Kaufleuten der Gedanke, durch Wieder­eröffnung oder Neugründung von Bergwerken in der Remscheider Gegend die Hammerwerke und Schmieden von den fremden Roh­stoffquellen unabhängig zu machen. Besonders Johann Jacob Grothaus, ein Mitglied der Sensenzunft, und Peter Busch gingen in echt Bergischer Unternehmungsfreudigkeit sofort ans Werk. Schon im Jahre 1758 eröffneten sie die Bergbautätigkeit mit der Aufräumung zweier alter Stollen in der Nähe von Reinshagen. Der eine befand sich in dem kleinen Tale rechts von der Straße Reinshagen-Tirol unterhalb der sogenannten Wolfskuhlen, die ebenfalls alte Eisen­steingruben darstellen. Der andere lag in der engen Schlucht zur Linken der genannten Straße und wurde als das Eichenhöfer Berg­werk bezeichnet. Nachdem man die Stollen unter der Leitung des aus Sachsen berufenen Bergsteigers Schildbach freigelegt hatte und dadurch der Ablauf des Bergwassers gesichert war, trieb man von oben chächte auf die Stollen herab. Auf dem Grunde der Stollen und Schächte wurde Brauneisen­stein in vier bis fünf Fuß mächtigen Gängen, an einer Stelle auch der soge­nannte weiße Stahlstein in guter Beschaffenheit festgestellt und in solcher Menge gefördert, dass die Erze zur Eröffnung einer „Hütten­kampagne" (von Frühjahr bis Spätherbst) genügten. Man fand aber bald, dass die Oberfläche der Erzgänge schon in älterer Zeit vollständig ausgebeutet war und dass  man zur Erschließung weiterer Erzvorräte tiefere Stollen zur Ableitung des reichlich quillenden Bergwassers vortreiben musste.

Mit einem Aufwand von mehreren tausend Reichstalern wurde sowohl auf dem Eichenhof als auch unterhalb der Wolfskuhlen je ein neuer Stollen bis auf den Grund des Tales getrieben. Bei den Versuchsarbeiten hatte man den Eichenhöfer Schacht bis zu acht Meter Tiefe unter der Sohle des alten Stollens abgeteuft, wobei man das eindringende Wasser mittels Handpumpen entfernte. Man gewann dabei einen ziemlichen Vorrat an braunem Eisenstein, konnte aber schließlich des Bergwassers nicht mehr Herr werden. In siebenjähriger Arbeit wurde dann der 400 Meter lange St. Jacobsstollen fertig gestellt. Die umfangreiche Halde im Grunde des Eichenhöfer Siepens, durch die das Wasser seinen Weg gebahnt hat, zeugt noch heute von dem Um­fang der geleisteten Arbeit.

Bedeutend schwieriger gestaltete sich die Erschließung der Wolfskuhler Erzgänge, da dort der neuangelegte Stollen nicht ge­nügte, die tieferen erzreichen Stellen auszubeuten. Als notwendig erwies sich die Durchbohrung des ganzen Bergrückens in einer Länge von 280 Metern bis in die Gegend des späteren Hüttenhammers, um den Abzugsstollen auf der tieferliegenden Sohle des benachbarten Eschbachtales münden zu lassen und so das nötige Gefälle für die Wasserleitung zu gewinnen. Dieser Stollen­bau, der im Jahre 1760 gegenüber der Lobachmündung begonnen wurde, blieb aber in den Anfängen stecken. Inzwischen hatten sich nämlich die Schwierigkeiten für das Bergbauunternehmen derart gehäuft, dass seine Fortführung stark gefährdet war. Bei der Suche nach einer geeigneten Stelle zum Bau der erforderlichen Erzschmelze und eines Pochwerks zur Auf­bereitung der Erze war man auf erhebliche Hindernisse gestoßen. Weder am Lobach noch am Eschbach war in der Nähe des Berg­werks eine freie Wasserkraft, deren man zum Hüttenbetrieb be­durfte, zu finden, überall waren schon Eisen- und Stahlhämmer sowie Schleifkotten in Betrieb. 

"Im 18. Jahrhundert lebte der alten Bergbau wieder auf" vollständig lesen

Betriebsstilllegungen im Kampf gegen Wucherpreise

$
0
0

Im Jahre 1715 besaßen die Hammerwerksbesitzer der Hückeswagener Gegend schon eine gewisse Monopolstellung in der Vermittelung des Siegerländer Stahls und Eisens. Sie fühlten sich stark genug, durch willkürliche Preissteigerungen einen Druck auf ihre Abnehmer auszuüben, so dass das Cronenberger Handwerksgericht die Hilfe der Regierung anrufen musste. Am 11. Februar 1715 beklagten sich die Sensenschmiede, „dass einige hiesige Landes­eingesessene aus dem Kirchspiel Lüttringhausen", nämlich Peter Clarenbach und Tilman Goldenberg durch ein Abkommen mit den Freudenberger und Ferndorfer Kaufleuten fast den gesamten Stahl- und Eisenhandel im Bergischen an sich gerissen hätten und den Preis nach Belieben erhöhten. Sie wiesen darauf hin, dass die Betreffenden durch ihre Monopolstellung sich bereicherten und dass „der geringe Handwerksmann und Schmied, sowie die Sensen-Kaufleute" durch das rücksichtslose Vorgehen der beiden ruiniert würden. Ferner betonen sie, dass die Bergischen Kaufleute mit den Märkischen, „welche hin und her an allen Märkten und in großer Quantität die Stahl- und Eisenwaren verkauften, nicht mehr zu Markt gehen könnten, absonderlich, da solche das Stahl und Eisen aus der ersten Hand zu wohlfeilerm Preis einkauften". Man beschloss daher, an die Behörden heranzutreten und um Abhilfe zu bitten, da die Bergischen Schmiede durch Eid verpflichtet seien, im Lande zu bleiben und also den Machenschaften eigennütziger Zwischenhändler hilflos preisgegeben wären.

Über den Erfolg dieser Beschwerde erfahren wir nichts. Wenn auch den damaligen Übergriffen ein Riegel vorgeschoben wurde, so behielten doch die genannten Familien im Bergischen Stahlhandel ihre Vormachtstellung. Die Blüte der Hammerwerke an der oberen Wupper war aber auch nicht von Dauer. Sie bildete nur ein Zwi­schenspiel als Vorläufer jener gewaltigen Entwicklung der Eisen- und Stahlerzeugung, die nach Erschöpfung der Holzkohlengebiete sich nach Norden den Steinkohlenschätzen der Ruhr zuwandte.

In den bewegten Zeiten des Siebenjährigen Krieges, in denen auch der Bergische Landesherr Karl Theodor zu den zahlreichen Gegnern Friedrichs des Großen gehörte, war bei der Unsicherheit der Verbindungen zwischen dem Bergischen Industriegebiet und dem Siegel lande der Stahltransport stark behindert. Da das Märkische Gebiet mit seiner aufblühenden Waffen- und Werkzeugfabrikation den Siegener Rohstoffquellen näher lag, so wurde diesem ein großer Teil des Materials zugeleitet, namentlich, wenn die auch hier im Westen recht tatkräftig auftretenden preußischen und hannoverschen Truppen in der Gegend zwischen Berg und Mark das Feld beherrschten. Die Inhaber der Erzgruben und Hütten machten sich die Konjunktur zunutze und steigerten die Preise nach Belieben, und selbst die Stahl- und Eisenherren in der Hückeswagener Gegend mussten jetzt am eigenen Leibe erfahren, wie weh es tut, von anderen in unbarmherziger Weise geschröpft zu werden.

"Betriebsstilllegungen im Kampf gegen Wucherpreise" vollständig lesen

Wochenrückblick vom 24. bis 30. Dezember 2018

$
0
0

Postkarte erinnert daran, "wie es früher war"

$
0
0

von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Nicht alle Objekte auf dieser Ansichtskarte gibt es auch heute noch, die in Remscheid am 31. 12. 1904 bei der Post abgestempelt wurde. Durch Krieg oder modernisierende Sanierung (nennen wir es mal so) hat sich so manches verändert. Etwa beim Stadtpark Remscheid, dem Rathaus Elberfeld, dem Tölleturm in Barmen, beim Markt in Solingen, in Schloss Burg und an der Kaiser-Wilhelm-Brücke, an der Talsperre, und auch an der Schwebebahn und der Barmer Ruhmeshalle. Aber es ist doch schön, dass wir mit dieser Postkarte noch eine Erinnerung daran haben, "wie es früher war".

Ein Frankfurter Mundartdichter schrieb einmal (hier übersetzt): "Und es will mir nicht in den Kopp hinein, wie kann nur ein Mensch nicht aus Frankfurt sein". Das gilt im übertragenen Sinne natürlich auch für die Lenneper, und darum sage ich: Wenn Sie schon nicht in Lennep wohnen, dann kommen Sie doch einfach mal vorbei, mit der Eisenbahn z.B., aber natürlich geht das nur, wenn der "Müngstener" gerade mal fährt und die ehemalige Kaiser-Wilhelm-Brücke nicht repariert werden muss. ;-)

Keine Franzosen in den Kirchenbüchern, die 1680 begannen

$
0
0

Der Schmied vom Luhnshammer. Foto: HIZ Remscheid

Teil I

Es dürfte kaum ein zweites Gebiet geben, auf dem so viele Irrtümer und unzutreffende Annahmen verbreitet sind wie in den geschichtlichen Darstellungen der bergischen eisengewerblichen Tätigkeit. Es scheint, als ob man den Bewohnern des Bergischen eine solche Fülle von Erfindungen, wie sie hier im Verlauf von drei bis vier Jahrhunderten gemacht wurden, nicht zugetraut hat. Nicht nur die Einrichtung der Wasserhämmer, sondern auch die Gründung der Schleifkotten, die noch weiter zurückreicht, hat man fremden Einwanderern zuschreiben wollen, und eine ganze Reihe der ältesten Remscheider Geschlechter waren in den letzten Jahrzehnten eifrig aber erfolglos bemüht, ihre Stammväter unter eingewanderten Niederländern und Franzosen ausfindig zu machen. Heute wissen wir, dank den Forschungen eines Crecelius, Holthaus, Schell, Schmertosch von Riesenthal, Strutz u. a., dass ein nennenswerter Zuzug von Fremden weder unter der Schreckensherrschaft Albas (1568), noch während der französischen Hugenottenverfolgung (1562—1598), noch endlich nach der Aufhebung des Edikts von Nantes (1685) stattgefunden hat und dass eine Befruchtung der Gewerbetätigkeit durch fremde Schmiede und Schleifer nicht nachzuweisen ist. Die Entwicklung des bergischen Gewerbes, namentlich auch die Einrichtung von Wasserkraftanlagen, war schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts soweit vorgeschritten, dass es einer Beeinflussung von außen her gar nicht mehr bedurfte.

Wenn auch eine Beeinflussung der Gewerbetätigkeit durch die Hugenotten verneint werden muss, so hat doch nach Kuske (Volkswirtschaft des Rheinlandes, S. 5 ff.) eine starke Beeinflussung durch die Protestanten stattgefunden, die aus den katholischen Städten (Köln) unter dem Druck der ihnen als Andersgläubigen aufgezwungenen Bedingungen notgedrungen ihre wirtschaftliche Betätigung auf das Land verlegten. „Das hat zur Entwicklung neuer Industriegebiete und neuer Städte in den bisher ländlichen Gegenden unter protestantischer Leitung geführt, wie das Beispiel von Elberfeld, Barmen, Solingen und Remscheid zeigt."

Auch Thun, der die bergische Industrie eingehend behandelt, hat die Sagen von der Einwanderung vertriebener Niederländer und Franzosen unbesehen übernommen. Er schreibt im Anschluss daran, dass die bergischen Meister die Fremdlinge nicht dulden wollten und dass infolge der entstandenen Streitigkeiten mehrere Schmiede im Jahre 1687 in die Grafschaft Mark auswanderten. Dort seien sie am Gevelsberge, an der Enneperstraße und bei Hagen und Eilpe mit offenen Armen aufgenommen worden. Derartige Ansichten gingen noch in die neuere Literatur über, finden sich z. ß. bei Franz Ziegler (S. 19) und in erst kürzlich erschienenen Dissertationen. Auch in dem „Stammbaum der Bergischen Landesherrn" heißt es auf Seite 18: „Den Beschwerden seiner evangelischen Landeskinder half er (Kurfürst Johann Wilhelm von Berg) durch die sogenannten Toleranzedikte ab. Den französischen Protestanten, die infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 geflüchteten, gestattete er die Niederlassung in seinen Landen und legte damit den Grund zur bergischen Industrie."Die Remscheider Kirchenbücher, die 1680 beginnen, führen aber keinen französischen Einwanderer in dieser Zeit auf. Wie wir später sehen werden, hatte die Auswanderung der bergischen Sensenschmiede ganz andere Ursachen. Diese fortschrittlich gesonnenen Schmiede, denen die Sensenzunft den Betrieb ihrer Hämmer untersagte, wurden nicht durch Fremdlinge, sondern durch ihre eigenen Genossen aus der Heimat vertrieben.

"Keine Franzosen in den Kirchenbüchern, die 1680 begannen" vollständig lesen

Die Schmiede nahmen es mit der Steuer nicht sehr genau

$
0
0

Teichmauer am Diederichskotten 1994. Foto: G. Schmidt (aus seinem 6. Buch)Teil II

Wann die ersten Wasserhämmer und Schleifkotten im Remscheider, Cronenberger und Lüttringhauser Gebiet erbaut worden sind, wissen wir nicht. Die Heberegister der Kellnerei Burg aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die uns Auskunft zu geben vermöchten, sind leider verloren gegangen. Das älteste bekannte Verzeichnis der Mühlen, Hammerwerke und Schleifkotten im Amt Bornefeld ist von dem Burger Kellner Johann Bernhard Francken im Jahre 1692 aufgestellt worden. Aus dem Amt Beyenburg, dem die Wasserwerkean der Nordgrenze Remscheids und im Lüttringhauser Gebiet unterstanden, sind uns ältere Nachrichten erhalten geblieben.

Wie bemerkt, war dieses Amt über 100 Jahre lang mit einer kurzen Unterbrechung verpfändet. In der Zeit der Zwischenherrschaft entstanden am Morsbach, Mückenbach, Hermannsmühlenbach usw. zahlreiche Wasserkraftanlagen. Da sich die fremden Besitzer um die gewerblichen Verhältnisse dieses abgelegenen Gebiets anscheinend wenig kümmerten, so hatten die Inhaber dieser Werke keine Genehmigung nachgesucht. Recht erfreulich war es auch für sie, dass sie keine Abgaben für die Benutzung der Wasserkraft zu entrichten brauchten, während sonst in jenen Zeiten vielfach der Staat oder jeweilige Grundherr die Flüsse und Bäche als Regal nutzte und für die Benutzung der Gefälle einen Wasserzins einzog.

Dieser Zustand der Steuerfreiheit nahm aber mit der Rückkehr unter das Bergische Regiment ein jähes Ende. Im Jahre 1608 schrieb der Beyenburger Rentmeister Johannes Karsch an den Kanzler und die Räte zu Düsseldorf, dass im Kirchspiel zu Lüttringhausen in verschiedenen Orten auf den kleinen Bächen „vor langer Zeit vor und nach" einige Untertanen auf ihrem eigenen Grund und Erbe Klopfhämmer, Schleifkotten, Pulver- und Walkmühlen aufgerichtet und gebaut hätten, aber keine Wassererkenntnis (Steuer) zahlten, wie es im Amt Solingen und Burg gebräuchlich wäre. Die stets geldbedürftige Düsseldorfer Regierung nahm mit Vergnügen von dieser neuen Einnahmequelle Kenntnis und erteilte dem Rentmeister den Auftrag, unter Zuziehung des Lüttringhauser Richters sowie zweier Scheffen und des Amtsboten die betreffenden Werkstätten in Augenschein zu nehmen und den zu entrichtenden Wasserzins zu bestimmen. Es fand dann eine Besichtigung der Werke statt, die unterhalb der Hermannsmühle begann und bis zum Clemenshammer, hierauf ins Gelpetal bis zum Salscheider Bach führte und mit zwei Abstechern zum Leyer- und Marscheider Bach beendet wurde. Dabei wurden u. a. am Morsbach zwischen Clarenbach und Clemenshammer vier Klopfhämmer und neun Schleifkotten festgestellt.

"Die Schmiede nahmen es mit der Steuer nicht sehr genau" vollständig lesen

Mit späteren Schmiede-Techniken kaum zu übertreffen

$
0
0

Der Diederichshammer um 1925.
Im Hammertal am Lobach klopften einst die Wasserhämmer um die Wette. Wie hier der Diederichshammer (um 1925) produzierten die Hämmer hochwertigen Raffinierstahl oder verarbeiteten ihn weiter. Der Diederichshammer (nicht zu verwechseln mit dem Kotten) wurde im 17. Jahrhundert erbaut; man nannte ihn auch Eisen- oder Looshütte. 1731/32 fiel er dem Handelshaus Diederichs zu. 1935 wurde er abgebrochen. Der Talweg entlang der historischen Hammerplätze ist heute als Industrielehrpfad gut ausgeschildert. (aus: „Remscheid. Ein verlorenes Stadtbild“, von Rolf Lotzmann, erschienen 1994 im Wartberg-Verlag)

Teil III

Die Wasserhämmer der alten Zeit waren sogenannte Schwanzhämmer. Sie waren höchstens 84 kg schwer. Je leichter der Eisenklotz des Hammers, desto schneller der Gang. Umgekehrt musste aber die Hammerwelle möglichst umfangreich und kurz sein. Die stärksten Eichenstämme, deren man habhaft werden konnte, mussten oft unter den größten Schwierigkeiten aus entlegenen Waldschluchten herangeschafft werden. Je mehr die Bergischen Wälder durch die Herstellung der Holzkohlen ausgenutzt wurden, desto seltener wurden diese Baumriesen und desto umständlicher und kostspieliger die Beschaffung der Hammerachsen.

Die Hammerwerke wurden, wie bereits angedeutet, in Eisen-, Rohstahl-, Reck- und Breithämmer unterschieden. Außer diesen führt der Kellner Francken noch Stahl- und Selbsthämmer auf, die wahrscheinlich mit den Reckhämmern gleichbedeutend sind. Vielleicht sind aber auch darunter, sowie unter den vom Beyenburger Rentmeister Karsch erwähnten Klopfhämmerchen Anlagen zu verstehen, die im Dienst der Werkzeugschmiederei standen.

Die Eisenhämmer bearbeiteten das vom Handwerk reichlich verwendete Eisen, das später vorwiegend aus der Radevormwalder und Hückeswagener Gegend sowie aus dem Märkischen bezogen wurde. Sie gaben ihm die Form von Stangen, Bändern, Platten und Blechen, wie sie von den Werkstätten gewünscht wurden. In den Rohstahlhämmern wurden die aus den Siegerländer Hütten) bezogenen Rohluppen oder Stahlkuchen einer weiteren Bearbeitung unterzogen, indem man die spröden Stahlkuchen in Stücke zerschlug, mit zugesetzten Eisenmengen zusammenschmolz und dann unterm Hammer gründlich durcharbeitete. Man bezweckte damit die teilweise Entziehung des Kohlenstoffgehalts und die Befreiung von der noch beigemischten Schlacke. Zuletzt wurde das Erzeugnis unter dem Hammer zu Stangen geschmiedet und zu dünnen Stäben ausgereckt. Das Verfahren war recht umständlich; denn fünfmal, unter Umständen noch öfter, musste das Rohmaterial warm gemacht und durchgeschmiedet werden, bis sich die anfangs getrennten Stahlkörner auf dem Herd zu einer einheitlichen Masse, dem sogenannten „Schrey", vereinigten.

Die Hämmer bei Remscheid, Cronenberg und Lüttringhausen hatten sich schon im Anfang des 18. Jahrhunderts fast ausschließlich der Verfeinerung des aus dem Siegerland bezogenen Rohstahles zugewandt. In diesen als Raffinierhämmer bezeichneten Werken wurde Schmiedeeisen und Stahl durch wiederholtes Zusammenschweißen und Ausschmieden, das sogenannte Gärben oder Raffinieren, zur Herstellung von Waffen und feineren Werkzeugen zubereitet. Diese Hämmer hatten eine zwiefache Aufgabe. Sie brachten nicht nur das Material in die zweckmäßigste Form, sondern sie verbesserten es auch. Bei dem wiederholten Erhitzen wurden die härteren Partien durch die weicheren entkohlt, und unter den Schlägen des Reckhammers erfolgte die Auspressung der noch beigemischten Unreinigkeiten und gleichzeitig die Verdichtung der Masse. Die Auswahl der verschiedenen Stahl- und Eisensorten und ihre zweckentsprechende Zusammenfügung, sowie die weitere Verarbeitung setzten ein hohes Maß von Erfahrung und Geschicklichkeit voraus. Die Bergischen Raffinierschmiede hatten es in der Bereitung geeigneter Werkzeugstähle soweit gebracht, dass ihre Erzeugnisse bis heute von der fortgeschrittenen Technik kaum übertroffen worden sind.

"Mit späteren Schmiede-Techniken kaum zu übertreffen" vollständig lesen

Mit zwölf Sensen pro Tag auf Dauer nicht konkurrenzfähig

$
0
0

Hammerknecht de Brida am Schwanzhammer des Ibachhammers im Lobachtal. Foto: de Brida Nach Paragraf 2 des Privilegs vom 5. Juli 1600 bestanden die Erzeugnisse des Sensenhandwerks in Sensen, Sichten und Schneid- oder Strohmessern. In den Sensen und Sichten herrschte schon in alter Zeit eine große Mannigfaltigkeit. Die verschiedenen Länder, ja manchmal sogar die einzelnen Landesteile, hatten ihre besonderen Formen, die teils durch die Ertragsfähigkeit des Bodens, teils durch altes Herkommen bedingt waren. In fetten Niederungen mit ihrem üppigen Getreide- und Graswuchs brauchte man schwerere Sensen als in Sandgegenden oder in den Bergen, und die Bergischen Schmiede waren bemüht, allen Wünschen gerecht zu werden.

In einem Warenverzeichnis des Sensenhandwerks vom 17. November 1603 werden dänische Sensen (mit schmalem Bart) und Schneidmesser, Lübecker Sensen, holländische Sensen und Sichten, Beirücksensen, englische Sensen oder Picken, Trichter-Sensen (?) und „Massländer“ genannt. Die holländischen Sensen werden auch als „Böcke" bezeichnet, und daneben auch sogenannte „halbe Böcke" aufgeführt. Später sind die Bezeichnungen zum Teil andere. So hören wir im Jahre 1667 noch von „Daaren oder Frantzen", von brabändischen Schneidmessern sowie von laländischen und fünischen Sensen. Nach einer Aufstellung der Sensenschmiede Friedrich Hammes, Johann Frohn, Wilhelm Hammes, Johann Biertz und Peter Rodt vom 19. April 1729 gab es noch weitere Arten, nämlich lange jütische, große und kleine Laländer, „Schoninger", polnische, Prickelsensen(?), Heidhack-, Torfreuter- und Sturmsensen, Doppelrücken, flämische, Ochsenhörner, Hahnenfedern, Hafersensen, große Picken und Bastardpicken.

Die von der Bergischen Sensenzunft gefertigten Waren gingen unter der Bezeichnung der „weißen Sensen". Sie wurden nämlich blank geschliffen, während die später auftretenden Stahlsensen gebläut und scharf gehämmert wurden. (Deshalb zeigt das Cronenberger Stadtwappen die Sense, das Wahrzeichen seines alten Gewerbes, im hellen Silberglanz.) Das Hauptmaterial, aus dem die weißen Sensen hergestellt wurden, war Eisen, und zwar anfangs inländisches Stabeisen, später Siegerländer, Dillenburger, märkisches und ,,kölnisches", d. h. aus dem zum Erzbistum Köln gehörigen Teil des Sauerlandes stammendes Eisen. Die Eisenstangen wurden dem Gewicht der herzustellenden Waren entsprechend in größere oder kleinere Stücke zerteilt, dann deren hohe Kanten auf der einen Seite gespalten und dünne Stahlstäbe eingelegt. Nun gab man den „Spalteisen" nebst den Stahleinlagen die nötige Hitze und schweißte sie mittels schwerer Handhämmer oder unter dem Wasserhammer zusammen, wobei die Stangen gleichzeitig auf die erwünschte Länge gereckt wurden. Bei diesem Vorgang hatte der Schmied besonders darauf zu achten,dass der zur Herstellung der Schneide bestimmte Stahl nicht von dem Eisen überwallt oder, wie man sich ausdrückte, begraben wurde. Nach abermaligem Erhitzen wurden die Sensen gebreitet und schließlich nach der dritten Hitze mit kleineren Handhämmern fertig geschmiedet. Hierauf folgte das Härten, dann das Richten und zuletzt das Schärfen, wobei die Sense nach dem im Bergischen und an der Ennepe üblichen Verfahren gegen den Umlauf des Steines geschliffen wurde, während das Schleifen der Plettenberger Sensen mit dem Stein geschah. Der Schliff, der nur so weit erfolgte, als der Stahl in der Schneide lag, verlieh der Weißsense ihre helle Farbe. Nachdem man die Stücke noch einmal „nachgerichtet" hatte, verpackte man sie zu Dutzenden oder „Bunden" in Stroh und machte sie zum Versand fertig.

Täglich konnte ein Meister mit einem Gesellen vor einem Feuer ein Dutzend Sensen oder 15 bis 16 Strohmesser anfertigen. Wie das Cronenberger Handwerksgericht im Jahre 1708 feststellte, fertigten in den Bergischen Sensenschmieden drei Leute: Meister, Geselle und Lehrling pro Tag nur zehn bis elf Sensen, während in den märkischen Sensenhämmern zwei Leute täglich 30 bis 40 Stück oder noch mehr anzufertigen vermochten. Bei dieser geringen Tagesproduktion der Bergischen Handschmiede brauchen wir uns nicht zu wundern, dass sie bald gegenüber den märkischen Sensenhämmern den Kürzeren ziehen mußten.)

"Mit zwölf Sensen pro Tag auf Dauer nicht konkurrenzfähig" vollständig lesen

Wochenrückblick vom 31. Dezember 2018 bis 6. Januar 2019

$
0
0

Teure Gelage nach „Handwerksgericht“ wurden verboten

$
0
0

Wohnhaus des Sensenvogts Johann Peter Frohn auf dem Siepen. Foto: SchmidtDa die Stätten des Bergischen Sensenhandwerks in drei Ämtern stundenweit zerstreut lagen, so war es nicht leicht, die Bestimmungen der Handwerksordnung zur Durchführung zu bringen. Diese Aufgabe fiel dem Vorstand der Bruderschaft zu, und den nötigen Rückhalt gaben ihm die Beschlüsse des Cronenberger Handwerksgerichts. Die Oktobertagung stellte gleichsam die Heerschau der Handwerksgenossen dar, zu der jeder, „der nicht durch Gottes Gewalt oder kundbare Leibesschwachheit" verhindert war, sich um 9 Uhr morgens einzufinden hatte. Die Beratungen und Beschlüsse fanden aber nur im engeren Kreise des Vorstandes unter Mitwirkung der Beamten statt, so dass die Selbstverwaltung des Handwerks durch den Einfluss der Behörden stark beschränkt war.

Den Vorsitz bei den Hauptverhandlungen, den sogenannten „völligen Gedingen", führte der Elberfelder Amtmann als Obervogt des Sensenhandwerks und Stellvertreter des Landesherrn. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bekleideten die Freiherrn von Bodlenberg, genannt Kessel zu Hackhausen, diesen Posten. Ihnen folgten die Freiherrn von Bodlenberg-Schirp, kurz „von Schirp" genannt, die einer Zweiglinie des Geschlechts angehörten (nach Fahne a. a. O. soll das Geschlecht von dem Hofe Boddenberg bei Lützenkirchen stammen). Als erster von ihnen erscheint der Deutschordensritter Franz Gottfried von Schirp auf Haus Lüntenbeck bei Elberfeld im Jahre 1658 als Obervogt in den Niederschriften des Handwerksgerichts. Dann behielten sie fast anderthalb Jahrhunderte, nämlich bis kurz vor dem Zusammenbruch des alten Zunftwesens, das Amt in ihrer Hand. Sie haben namentlich in den bewegten Zeiten des großen Schleiferprozesses immer treu zum Sensenhandwerk gestanden und dem Bergischen Gewerbe wertvolle Dienste geleistet. ((Zahlreiche Söhne der Bergischen Adelsfamilien haben dem Deutschen Ritterorden angehört. Die hervorragendsten aus ihren Reihen waren die Hochmeister Johann von Nesselrode (1297) und Winrich v. Kniprode (gest. 1382).)) Dem Obervogt zur Seite standen die Richter nebst dem Gerichtsschreiber des Amtes Elberfeld, sowie die Richter von Bornefeld  nd Beyenburg. Diese wachten nicht nur darüber, dass die Beschlüsse in rechtlich einwandfreier Weise gefasst wurden, sondern sie verliehen auch der Durchführung von Verordnungen und Strafbefehlen in ihrenBezirkendennötigenNachdruck.Dem Elberfelder Gerichtsschreiber fiel die Aufgabe zu, die Niederschriften über die Verhandlungen in das Ambachtsbuch einzutragen.

Haus Habernickel am Heidhof, Wohnsitz des Kaufmanns und Scheffen Johann Hermann Habernickel, der in den Jahren 1765-78 als einer der entschiedensten Vorkämpfer für Handels- und Gewerbefreiheit den zünftlerischen Bestrebungen des Sensenvogtes Johann Peter Frohn entgegentrat. Foto: SchmidtAuf den Hauptversammlungen wurde in der Regel zuerst die Wahl des Vogts und der Ratmänner vorgenommen. Hierauf erfolgte die Festsetzung der Produktionszahlen für den kommenden Winter und die Vereidigung der neuen Meisterknechte. Den Schluss bildeten die eigentlichen Gerichtsverhandlungen. Wenn viele Übertretungen vorgekommen waren, zogen sich die Beratungen oft bis weit in den Nachmittag hinein, oder sie nahmen sogar noch einen zweiten Tag in Anspruch. Dabei vergaß man aber nicht, sich durch die nötigen Mahlzeiten ausgiebig zu stärken, und den Schluss der Sitzungen bildete gewöhnlich ein fröhliches Gelage. Die Rechnungen des Handwerksgerichts legen die Vermutung nahe, dass die Cronenberger Sitzungen von den Herren Beamten als Festtage erster Ordnung angesehen wurden; denn die Zahl der geleerten Weinflaschen erreicht oft eine bedenkliche Höhe. Kein Wunder, dass die Genossenschaft bei den Cronenberger Wirten meist tief in der Kreide stand, und dass die Unzufriedenheit ihrer Mitglieder über die Höhe der erforderlichen Zuschüsse sich schließlich in kräftigen Ausdrücken Luft machte. Neben den Hauptversammlungen fanden nach Bedarf noch außerordentliche Tagungen statt, zu denen außer dem Vorstand nur die besonders eingeladenen Handwerksgenossen zu erscheinen hatten. In der Regel wurden dann Vereidigungen von Raufleuten, Schmieden oder Schleifern vorgenommen.

"Teure Gelage nach „Handwerksgericht“ wurden verboten" vollständig lesen
Viewing all 2538 articles
Browse latest View live