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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Zur bewegten Geschichte des Freibads Eschbachtal

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Der Plan zur Errichtung eines Freibades ging auf die Initiative der Remscheider Wassersportfreunde zurück. Dr. Lüer trat damals an den Ehrenbürger Robert Böker mit dem Wunsch heran, sich für die Schaffung eines Freibades einzusetzen: Die technischen Voraussetzungen seien gegeben, das Bad unterhalb der Pumpstation anzulegen. Von der Pumpstation könne täglich eine ausreichende Menge heißes Wasser abgegeben werden. Es gelang Lüer, Robert Böker zu überzeugen – mehr als das: Böker kaufte die benötigten Grundstücke von seinem eigenen Geld und trat mit den fertigen Bauplänen vor die Öffentlichkeit. Oberbürgermeister Dr. Jarres, der ein eifriger Förderer des Schwimmsports war,  war sofort einverstanden; nach mehrjähriger Bauzeit konnte das städtische Strandbad am 29. Juni 1912 dem Betrieb übergeben werden. Die festliche Einweihung fand bei strömendem Regen statt. Der eigentliche Schöpfer des Strandbades, Robert Böker, konnte diesen Tag leider nicht mehr miterleben, denn er war wenige Wochen zuvor gestorben.

Das Strandbad bestand aus drei Schwimmbecken aus Beton,  und zwar je einem getrennten Bereich für Herren und Damen von 20 x 25 Metern, sowie einem Familienbecken von 135 x 25 Metern. Die trennenden Holzwände zwischen den Bereichen wurden erst Ende der 1930er Jahre entfernt. Das Strandbad verfügte über eine Sanitätswache und sogar über ein Restaurant mit Terrasse.

Es gab einen mit Sand aufgeschütteten Badestrand (daher „Strand“-Bad). Das Wasser für die Schwimmbecken wurde, wie geplant, von der Pumpstation im Eschbachtal zugeführt und konnte unter Benutzung der Dampfkesselanlage bei Bedarf erwärmt werden. Das war einzigartig in Deutschland und machte unser Remscheider Strandbad zum ersten Freibad Deutschlands mit künstlicher Wasserzufuhr. Ein Straßenbahnanschluss machte es der Remscheider Bevölkerung möglich, problemlos dorthin zu gelangen.

Im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete das Strandbad 116.960 Besucher, obwohl die Eröffnung erst Ende Juni erfolgte. Die Besucherzahlen verdoppelten sich im folgenden Jahr (1913) auf 244.895 Personen. Allein am 24. August 1913 kamen 9.337 Menschen ins Strandbad Eschbachtal. Zum Vergleich: Heutzutage kommen an starken Tagen etwa 3.000 Besucher. So viele wie 1913 würden aber auch gar nicht mehr hineinpassen, denn nach dem Neubau Anfang der 1960er Jahre wurde das Bad nur noch für 5.000 Personen (Normalauslastung) konzipiert.

Beim Bombenangriff auf Remscheid im Juli 1943 wurde das Strandbad teilweise zerstört und in der Folgezeit durch Diebstahl und Vandalismus zusätzlich geschädigt. 1947 wurde es geschlossen. Die Wiedereröffnung nach umfangreichenden Sanierungsmaßnahmen fand zu Pfingsten 1949 statt. Doch nur etwas mehr als zehn Jahre später stand das Freibad Eschbachtal wieder kurz vor dem „Aus“: Das Schwimmbecken war undicht, die Filteranlage überaltert, und auch aus hygienischen Gründen war ein Weiterbetrieb der Anlage nicht zu verantworten, so der damalige Beigeordnete Dr. Krug im Bauausschuss am 14. Juli 1960.

Ein Neubau stand an, und die Standortfrage wurde diskutiert. In Frage kam entweder der alte Standort im Eschbachtal oder ein Standort, der für alle drei Stadtteile leicht zu erreichen wäre – wie etwa das Diepmannsbachtal. Auch das Wiesental zwischen Greuel und Grenzwall war im Gespräch. Der Neubau, der schließlich für 1,7 Millionen D-Mark doch am alten Standort ausgeführt wurde, beruht auf Entwürfen des Architekten Dr. Limmer aus Düsseldorf, der den Ideenwettbewerb gewonnen hatte.

Quellen: REM 5.3 VRS Verwaltungsbericht Remscheid 1912-1914; Rhein. Landeszeitung v. 28.6.1942; Hans-Jürgen Roth: Geschichte unserer Stadt Remscheid; Sportamt Remscheid, RGA v. 7.1.1949, 15.7.1960 und , RGA v. 6.1.1961;  RP v. 4.6.1949 und 30.6.1960. (aus: Vorlage zur Sportausschusssitzung am 20. November)


Stolpersteine erinnern auch an Homosexuelle

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von Jürgen Wenke

In Krefeld-Uerdingen, Schützenstr. 17, liegt seit  dem 14. November ein „Stolperstein gegen das Vergessen“, verlegt vom Kölner Künstler Gunter Demnig zur Erinnerung an August Kaiser. Am selben Tag wurde auch für den Elektromonteur Carl Becker (Duisburg 1885 - Dachau 1953), der wie Kaiser als Homosexueller verfolgt worden war, in der Dreikönigenstraße in Krefeld ein Stolperstein verlegt.

Die Eltern von  August Kaiser, geboren am 7.2.1889 in Dülken, heute ein Stadtteil von Viersen bei Mönchengladbach, waren der kath. Handelsmann Peter Heinrich Kaiser (geboren in Viersen 1850) und dessen Ehefrau Anna Gertrud Kaiser, geb. Derichs. August Kaiser blieb ledig und zog von Dülken im April 1929 nach Uerdingen und im Mai 1932 nach Köln, kam aber bereits 1936 zurück  nach Uerdingen. Ab 27. März 1937 wohnte er in der Schützenstraße 17. Am 20. November 1941 wurde Kaiser von der Kölner Polizei wegen „widernatürlicher Unzucht“ verhaftet.

Für August Kaiser vergingen nach der Verhaftung bis zur Verurteilung fast sieben Monate, was darauf hindeutet, dass umfangreich von der Polizei ermittelt wurde, mit Sicherheit auch im persönlichen Umfeld. Oftmals waren auch Wohnungsdurchsuchungen und Beschlagnahmungen von Briefen, Postkarten, Adressbüchern, Vernehmungen von anderen Beschuldigten oder Arbeitskollegen usw. Teil der für den Beschuldigten hochgradig belastenden Prozedur. Am 8. Mai 1942 wurde August Kaiser vom Landgericht Krefeld wegen homosexueller Kontakte zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt unter Anrechnung von vier Monaten U-Haft. Die Anrechnung der U-Haft auf die Strafdauer legt den Schluss nahe, dass Kaiser homosexuelle Kontakte zugegeben hatte. Rechnerisches Strafende sollte der 8. Juli 1945 sein.

August Kaiser war zum Zeitpunkt seiner Verurteilung vor dem Landgericht Krefeld am 8. Mai 1942 ein lebenstüchtiger, gebildeter Mann von 53 Jahren. Er wusste, dass ihm keine wirklich freie Entscheidung blieb: Entweder Haftverbüßung und anschließende Sicherungsverwahrung, mit der Folge, wahrscheinlich in ein KZ deportiert zu werden, falls er sich nicht „freiwillig“ zur Kastration bereit erklärte oder als Alternative Haftverbüßung und anschließende wahrscheinliche Entlassung, wenn er der Kastration zustimmte (Wir wissen heute, dass diese in Aussicht gestellte Entlassung auch in zahlreichen Fällen auch dann nicht gewährt wurde, wenn die Kastration erfolgt war).

Zur Strafverbüßung wurde August Kaiser von Krefeld am 27. Mai 1942 in das Zuchthaus Remscheid-Lüttringhausen überstellt. Dort wurde ihm, vermutlich von einem Arzt, attestiert, dass er „moorunfähig“ war, d.h. er war zu Schwerstarbeit in einem der Moorlager im Emsland nicht fähig. Seine im Urteil verlangte Kastration  wurde wahrscheinlich im Bezirkskrankenhaus des Gefängnisses Düsseldorf-Derendorf vorgenommen. August Kaiser starb während der Zuchthaushaft in  Lüttringhausen am 24. Januar 1944 im Alter von 54 Jahren. Als Todesursache wurde in der Zuchthauskarteikarte „Herzmuskelschwäche“ angegeben, auf der Sterbeurkunde „hochgradige allgemeine Körperschwäche.“

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Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

De rechtege Farf

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Mir höllt ett nech su akerat mett de rechtege Farf, su hann ech letzte Weeke och mian olle grüan Kiedelschötte ahn, dodrunger enn ruat Boxe unn enn lillagepifftes Kamesol. De Kaal seet, datt ett emm an de Döppen wi‘eh duat wenn he mech sütt. He wual mech nu ess opp en Semenar in de VHS schecken, damett ich nitt emmer su bounkt doher luap. Datt hitt Farf un Stilberatengk. Do hätt he mech och aahnjemeildet. Ech kuam do nitt drömheröm. Su bin ech dann vörige Weeke dohin jegangen. Anhüaren schatt jo nitt, deit ech bie mir.

Zuiarscht hatt sech de Semenar‘sche füarjestollt und dann giat ett loss. Ett wuard jemand jesökkt, an demm de rechtege Farf iangestöllt wüard.

Su har ech mech gemeildet. Dat Klärchen ess jo nit te bangk. Sallen se doch es uatprobieren wie datt bie miar rechteg löppt.

Iarscht haffe noch molls Tuck mett dem Leite. Evver dann hand wiar denn rechtegen Platz jefungen. Ech sett mech füar de ganzen Baggage opp denn Stual. Iarscht geng ett los mett Guold un Selver. Guold ess enn drammeg Farwe unn Selver enn kaule Farwe. Miar stong wohl kaule Farwen. Nu, wenn datt su ess, dann ess datt su. Miar ess ett jo schließlich auch alle fottlangks kault.

Nu giat datt noch wigger. Ech kreach enn ganzen Schwung Lappen in verschiedenen Farwen um denn Balg jehangen. Ech muat se gepackthaulen damet se nech rötschen. Unn sie sett sech für mech hin und kieakt mech aahn. Un kieakt mech wigger an und seet dann opp ianmol:      „ bei der Farbe sehen sie aber krank aus“, odder: „bei der Farbe haben sie ein Doppelkinn“.

Ne watt die sech ianbildet, datt man in mianen Auler och ess enn Dubbelkenn haben darf, ess doch natürlech. Unn mallad seh ech och nitt uot.

Gibbeln darf man och nitt bie der Farf- und Stilberatengk, dann kuan se nitt sehen opp ech mit de Farf tereite käm.

Na ja, bevor miar de Arm affjefallen send, ess se dann doch noch zum Ergebnis gekuamen. Datt komesche ess, datt miar die Farwen garnett jefallen, die miar die Tante uutgesökkt har.

Ech woar angeblich enn Wengkter-Tüüp mett Wengkter Farwen.

Opp do watt angersch bie ruutjekuamen wöar, wenn die VHS ordentlech de Owen aanjemakkt haaren, wiat ech nitt.

Nu kuam de Stilberatengk. Ett jött allerhangk Stile, z.B. enn A-Stil, unn enn H-Stil unsowigger. Am Schluot kuam de O-Stil, unn wie sual ett och angersch sinn, datt Klärchen kuam och am Schluote. Ech bin numal kieane Steckenbuohne.

De O-Stil hangk die Wiewer mett dem decken Mimmen und dem decken Buarenbahnhoff.

Dann woar ech feddech mett ming Farf und Stilberatengk, ech wuasst iagentlech nich mehr als vüörher och, unn ming grüan Kiedelschötte drach ech jetzt och noch opp, da kann de Kaal sagen watt he wual.

Bös strackes önker Klärchen

Zur Geschichte der Lenneper Markt-Apotheke

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

In letzter Zeit gab es mehrere Artikel zur Zukunft der alten, längst vergangenen Markt-Apotheke an der Wetterauer Straße, die im Jahre 1981 endgültig geschlossen wurde. Ihr Leerstand ist in Lennep geradezu sprichwörtlich; so mancher erinnert sich noch an die damaligen Apotheker, und zahlreiche schöne Ansichtskarten aus der Zeit um 1900 bis in die heutige Gegenwart zeigen das historische Gebäude und seine Umgebung als eines der schönsten in der Lenneper Altstadt.

Wie es dort in Zukunft aussehen wird, werden wir durch neue Eigentümer vor Ort bald erfahren. Aber was ist eigentlich mit der Vergangenheit des historischen Ensembles? Einer der in seiner Zeit profundesten Lennep-Kenner, der der Heimat- und Familienforscher Paul Windgassen (1888-1965), Handelskapitän a.D., der zeitweise zuständig war für das Lenneper Stadtarchiv in Remscheid, schrieb dazu im Jahre 1955 einen Aufsatz im Mitteilungsblatt des Bergischen Geschichtsvereins, der sich u.a. auf die alten Lenneper Kirchenbücher stützt (vgl. https://www.lennep.eu/zur-marktapotheke-in-lennep/). Darin heißt es z.B.: „Die Nachrichten über eine Apotheke in Lennep lassen sich ... bis zum 30jährigen Krieg zurückverfolgen. In den ältesten lutherischen Kirchenbüchern (1654 - 1688) wird ein Apotheker Arnoldi Reinhold Fraes, aus Dortmund gebürtig, aufgeführt. Er war von ca. 1664 - 1712 Besitzer der Apotheke. (...) Ein späterer Nachfolger im 19. Jahrhundert war "der Apotheker Emil Halbach (1865 - 1939) aus Hagen in Westfalen, der am 7.8.1939 m Lennep verstarb. (...) Da Lennep nach einem alten Privileg immer einen Chirurgen und einen Wundarzt haben musste, von denen uns einige schon vor dem 30jährigen Kriege bekannt sind, so ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass die Apotheke bereits vor dem 30jährigen Kriege bestanden hat. Leider fehlt uns darüber jegliches urkundliche Material, das höchstwahrscheinlich bei den drei großen Stadtbränden 1325, 1563 und 1746 verloren gegangen ist. Nur ein altes Giftbuch aus dem Jahre 1823 ist noch vorhanden, in das die Giftempfänger namentlich mit Wohnort und Gewerbe, Art des Giftes und Quantum aufgeführt wurden. Alle drei Jahre fand eine Revision statt, und dann wurde bescheinigt, dass die Giftscheine mit den Eintragungen im Giftverkaufsbuch übereinstimmten. (...) Von 1823-1873 wurden insgesamt 954 Giftscheine ausgestellt, und zwar 797 für die Rattenbekämpfung, 55 für Fliegen und Ungeziefer, 40 für Fabrikbetriebe, 35 für die Mäusevertilgung, zehn für das Schmelzen von Gold etc., acht für das Waschen von Kühen und Pferden, drei für Schabenvertilgung, drei für Erdhunde, drei für Läuse, Maulwürfe und Hunde. (...)

Durch die Aufführung der Personennamen und des Gewerbes ist dieses Buch eine Fundgrube für die Familienforschung. Wie schon gesagt, war die Apotheke von alters her im Hause Wetterauer Straße 11 untergebracht. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie durch den heutigen Verkaufsraum erweitert, in dem in meiner Jugend der Kappenmacher Carl Isken sein Geschäft hatte. Als die ältesten Apotheken in Cleve, Jülich und Berg seien hier kurz erwähnt die Hirsch-Apotheke (1588) und die Einhorn-Apotheke (1625), in Geldern die Elefanten-Apotheke (1668), in Düsseldorf-Schermbeck (1680), Essen (1686), die Engel-Apotheke (1686) und die Einhorn-Apotheke (1686) in Duisburg-Elberfeld (1684). Nach den bisherigen Forschungen kann die Lenneper Marktapotheke auf eine über 350jährige Geschichte zurückblicken und ist damit höchstwahrscheinlich die älteste Apotheke im Bergischen Land." (Diese Feststellung Windgassens gilt für das Jahr 1955).

Liebe Freunde des Bergischen Landes, liebe Lenneper, die beiden Fotos aus dem Lennep-Archiv Schmidt zeigen die "Situation", wie man damals sagte, an der Wetterauer Straße, jeweils mit der Buchhandlung von Richard Schmitz (seit 1850) auf der rechten Seite, dem Blick auf die evangelische Stadtkirche und, für uns hier und heute interessant, auf das historische Gebäude der Markt-Apotheke. Beide Fotos sind in den ersten beiden Jahrzehnten nach 1900 entstanden, das untere später als das obere, was man z.B. auch an der Beschriftung von "Café Grah" sieht. Otto Grah hatte das Café mit Restaurant vom Cafetier und Konditor Richard Isenburg übernommen. Später wurde das Café von zwei Brüdern mit ihren Ehefrauen betrieben.

Auf der rechten Seite der Fotografien ist links neben der Buchhandlung Schmitz das Ladengeschäft, auf dessen Beschriftung auf dem oberen Bild der Namenszug "Wittenstein & Stiller" prangt, es handelte sich um ein Tuch- und Bekleidungsgeschäft, auf dem unteren Bild jedoch schon der eines Möbelhauses von Heinrich Bothe. Einst residierte in diesem Haus die Modehandlung Albert Dörrenberg, die später das uns bekannte Karstadt-Hertie-Ensemble entstehen ließ. Viele Lenneper wissen übrigens durchaus, dass die Markt-Apotheke auf der linken Seite der Fotos zunächst in dem früheren historischen Gebäude mit Steintreppe untergebracht war, bevor sie in den von Paul Windgassen erwähnten Anbau zog, wie auf dem unteren Bild zu sehen. In Windgassens Jugend gab es noch den Kappenmacher Isken (im Lenneper Adressbuch von 1903 steht für den Teil des damalig Halbachschen Hausbesitzes: ‚Karl Isken, Huthandlung‘.)

So manches könnten uns die heute hier wiedergegebenen historischen Abbildungen noch aus der Lenneper Vergangenheit erzählen. Z.B. erblickt man auf der untersten Ansichtskarte auch ein Werbeschild von "Schuhwaren Bremicker". Die älteren unter uns haben ja dieses Geschäft noch gut gekannt und ggf. beim Schuhkauf ihre Füße in den auch in der Röntgenstadt Lennep später verbotenen Röntgenschaukasten gesteckt. Für mich war es immer ein Spaß, meine Füße in einem solchen "Pedoskop" oder "Fluoroskop" zu betrachten. Im Gemeindebuch des Kirchenkreises Lennep aus dem Jahre 1952 finde ich noch die Anzeige "Schuhhaus Wilhelm Bremicker, Alleinverkauf in Mercedes-Schuhen, Wetterauer Straße 2, Ruf 61450".  Das ist nun alles vorbei - aber die Wetterauer Straße gibt es immer noch, und es gibt durchaus Pläne für die weitere Zukunft.

Wochenrückblick vom 18. bis 24. November 2019

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1929: Sühne für Raubmord in Bliedinghausen

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Mit dem Stadtfest „90 Jahre Großstadt Remscheid“ wurde am 10. August an die Eingemeindung Lenneps am 1. August 1929 erinnert. Dazu gehörte auch eine Art „Extrablatt“, von  einem „Zeitungsboten auf dem Rathausplatz den Besuchern angeboten, das in der vor 90 Jahren in Zeitungen üblichen Schrift (da ungewohnt, heute nur noch schwer zu lesen) Zeitungsberichte aus damaliger Zeit wiedergab. Dazu gehörte auch der folgende Bericht (Rechtschreibung im Original), der hinter dem heutzutage oft kritisierten Sensationsjournalismus nicht hintanstehen muss:

„Sühne für Raubmord in Bliedinghausen. 12 ½ Jahre Zuchthaus für den 20jährigen Paul Wieber. Ein grausiges Verbrechen, das mit einer entsetzlichen Gefühlsrohheit verübt sein muß, wurde am Vormittag des 11. April in der Rheinstraße in Rd.-Bliedinghausen entdeckt. Die im Hause Nr. 12 wohnende 64 Jahre alte Lebensmittelhändlerin Emma Meyer  wurde in der hinter ihrem Laden befindlichen Küche  blutüberströmt aufgefunden. Vor ihr auf dem Fußboden war eine große Blutlache und alles, was sich in der Nähe befand, wies zahlreiche Blutspritzer auf. Der hinzugerufene Arzt Dr. Rödmann leistete die erste Hilfe, und dabei stellte sich heraus, daß  die Frau ganz fürchterlich mißhandelt  worden war. Die Schädeldecke war zertrümmert, das Nasenbein eingeschlagen, auf dem Hinterkopf und an der Stirn befanden sich große Wunden, beide Augen waren blutunterlaufen, auch die Lippen blutig geschlagen, einige Zähne fehlten. Die Frau war bewußtlos und vermochte keine Auskunft über den Täter und die Tat  zu geben. Auf Anordnung des Arztes wurde sie schnell in die Krankenanstalten gebracht, und dort ist sie, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, am 16. April an den Folgen der erlittenen Verletzungen gestorben.

Bald nach Entdeckung der Tat erschien auch die Polizei, besichtigte den Tatort und stellte die ersten Ermittlungen an. Man gewann sofort die Ueberzeugung, daß ein ganz brutal ausgeführter Raub vorliege; die Ladenkasse stand offen, in der Küche waren Schränke und Schubladen durchwühlt und anscheinend nach Geld durchsucht worden. Einen Geldbetrag von 158 Mark in Hartgeld und Papiergeld, den man noch vorfand, hatte der Täter in der Hast liegen lassen. In dem Garten, etwa zehn Meter hinter dem Hause, wurde ein 24 Zentimeter großes Stück Eisenrohr gefunden, es war blutig und offenbar zu der Tat benutzt worden. Durch eine Untersuchung des Blutes wurde festgestellt, daß es Menschenblut war.

Die Nachforschungen nach dem Täter, an denen sich auch die Wermelskirchener und Elberfelder Kriminalpolizei beteiligten, führten bald zum Ziel; schon am 18. April konnte der 20 Jahre alte, schon wiederholt wegen Diebstahls bestrafte Schlosser Karl Wieber in Wermelskirchen in der Wohnung seiner Mutter als der Tat dringend verdächtig festgenommen werden. Er war mehrere Tage vor der Tat am Tatorte gesehen und beobachtet worden und war nach der Tat plötzlich verschwunden gewesen, auch war festgestellt worden, daß er in den letzten Tagen verhältnismäßig gut bei Kasse gewesen war, obwohl er arbeitslos war. Besonders verdächtig war auch, daß er in einem Geschäft 22 Mark Nickelgeld  in größere Münzen hatte umwechseln lassen, denn bei dem Raubüberfall war aus der Ladenkasse da§ Wechselgeld gestohlen worden.

Wieber wurde, wie es verabredet worden war, der Polizei in Elberfeld vorgeführt und dort von dem Kriminalkommissar Beermann vernommen. Den Grund seiner Verhaftung hatte man ihm, ebenfalls verabredetermaßen, verschwiegen. Auch Beermann fiel, als er ihn vernahm, nicht mit der Tür ins Haus, befragte ihn vielmehr zunächst, wo er in den letzten Tagen nach der Tat sich aufgehalten habe. Erst als Wieber, der sich ziemlich frech benah, durch unvorsichtige Bemerkungen selber sich verdächtig machte, kam er dem Zwecke der Vernehmung näher. Anfangs     leugnete  Wieber frech, etwas mit der Sache zu tun zu haben und erklärte, wenn der Kommissar ihn noch weiter mit verdächtigen Fragen belästige, werde er ihm überhaupt keine Antwort mehr geben. Als der Kommissar aber trotzdem weiter in ihn drang, ihm sagte, daß er schon so gut wie überführt sei und ihm nahelegte, nur durch ein reuiges Geständnis seine Lage zu verbessern, wurde er unsicher, und auf nochmaliges Zureden  gestand  er dann, daß er der Täter gewesen sei. Auf weiteres Befragen hat er anschließend daran die Tat in allen Einzelheiten geschildert und dieses Geständnis bei seinen späteren richterlichen Vernehmungen in vollem Umfange wiederholt."

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November 2009: Der Waterbölles blättert zurück

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Am 27. November 2009 wählte die  Grüne Jugend Remscheid auf ihrer Jahreshauptversammlung ein neues Führungsduo: Solveig Pick (19) und Berkan Tensi (16). Ferner wurden Katja Schumann (17), Ozan Yildirim (18) und Muharrem Yigit (17) in den Vorstand gewählt. Berkan Tensi kündigte an, dass sich die Grüne Jugend auch künftig kritisch mit aktuellen politischen Themen befassen werde. „Dabei werden wir auch die neue Gestaltungsmehrheit im Remscheider Rat nicht aussparen“, so Tensi. Ich weiß schon nicht mehr, wann ich das letzte Mal von der Remscheider Gruppe gehört habe. Ich glaube, sie ist schon vor ein paar Jahren sang- und klanglos „entschlafen“.

Nicht dass ein Weidezaun einen Hund, der von der Leine gelassen wurde, davon abhalten könnte, über Felder und Wiesen zu streunen. Umso eher tut er dies, wenn sein Herrchen/Frauchen ihn lässt, wo es gar keine Zäune gibt. Zum Beispiel auf dem Hohenhagen. Deshalb stellte dort im November 2009 ein betroffener Landwirt dort ein Schild auf („Wiesen und Felder sind kein Hundeklo!"), das der „Fremddüngung“ durch Hunde Einhalt gebieten sollte. Zitat: „Liebe Hundebesitzer, auf diesen Wiesen und Feldern wachsen hochwertige Nahrungs- und Futtermittel.  Hundekot verschmutzt jedoch das Erntegut und kann Krankheiten übertragen.“

Ein Dauerbrenner der unangenehmen Art ist schon seit seiner Inbetriebnahme das P&R-Parkhaus auf dem südlichen Teil des Bahnhofsgeländes. "Herr, lass für die Vandalen Hirn regnen!" titelte der Waterbölles am 18. November 2009 nach einer ganzen Reihe von sinnlosen Sachbeschädigungen. Die beschäftigten damals die Mitglieder der Bezirksvertretung Alt-Remscheid. Einhellig forderten sie eine Videoüberwachung – nicht nur für die Bahngleise, sondern auch für das Parkhaus. Vorstellbar sei auch ein roter Alarmknopf im Parkhaus, damit in Notfällen schnell die Polizei alarmiert werden könne. Beides wurde dann aber wieder verworfen.

Zwei unmaskierte Männer überfielen vor zehn Jahren die Hauptstelle der Stadt-Sparkasse an der Alleestraße. Verletzt wurde niemand. Unter Vorhalt von Schusswaffen forderten sie zwei Kassiererinnen zur Herausgabe von Bargeld auf. Mit mehrere Tausend Euro in einem Stoffbeutel flüchtete das Duo in Richtung Hochstraße. Im Rahmen der sofort eingeleiteten Fahndung fiel einer Streifenwagenbesatzung an der Neuenkamper Straße ein haltendes Taxi auf, aus dem zwei Männer ausstiegen und in einem Hinterhof verschwanden. Die Beamten folgten den Männern und konnten sie auf dem Hof widerstandslos festnehmen. In einem Rucksack fanden die Beamten die Beute.

Aus Anlass seiner Wahl zum Bundestagsabgeordneten gratulierte vor zehn Jahren Oberbürgermeisterin Beate Wilding dem CDU-Politiker Jürgen Hardt aus Wuppertal. Und erinnerte ihn an die Dokumentation "Wege aus der Schuldenfalle" vom 18. Dezember 2008, die die Situation der inzwischen 19 strukturschwachen Städte des Ruhrgebietes und des Bergischen Landes und der gemeinsamen Forderung nach staatlicher Hilfe zur kommunalen Selbsthilfe sehr konkret beschreibt. An Aktualität hat das Papier bis heute nichts verloren.

Im November 2009 bekam der Lenneper Bahnhof  ein blaues Dach aus Glas und Stahl. Es ragt über den Treppenabgang zur Unterführung hinaus bis auf dem vorderen Bahnsteig. „Ein echter Pluspunkt im Vergleich zum Bahnhof Remscheid“, kommentierte das damals der Waterbölles.

Am 7. November 2009 fiel in Remscheid ein öffentlicher Impftermin flach. Wegen sprunghaft angestiegenen Nachfrage reichte dafür das Impfstoffkontingent des städtischen nicht mehr aus. Und heute: Die Apotheker klagen über Engpässe bei Medikamenten.


Wochenrückblick vom 25. November bis 1. Dezember 2019

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Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Freitag, 6. Dezember, 19 Uhr,
Mit dem Nachtwächter durch Lennep, 1,5 Stunden, Lothar Vieler, Röntgen-Museum, fünf Euro.

 

Am Lenneper Speckgürtel wohnten die Fabrikanten

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Die Ansichtskarte aus dem Jahre 1910 zeigt die Poststraße in Lennep. Sie war eine der ersten Umgehungsstraßen des historischen Lenneper Stadtkerns, der seit dem Mittelalter durch die kaum zwanzig Meter von dort entfernte Wallstraße umgrenzt und gesichert wurde. Der Wall wurde zwischen 1790 und 1815 eingeebnet, weil er nicht mehr notwendig war, und die Steine verwendete man zu Straßenbefestigung z.B. am Lüttringhauser Tor, dem späteren Kaiser- bzw. Mollplatz.

Mit dem Bau der Poststraße wurde um 1820 am Kölner Tor begonnen und führte nach und nach zur Lenneper Poststation am Fuße der Knusthöhe, wo heute die Lüttringhauser Straße abgeht. Die Straße hieß im 19. Jh. zunächst "Neue Poststraße", denn bis dahin trug diesen Namen der Gänsemarkt. Auch er führte ja von der Schwelmer Straße hin zur Post am Lüttringhauser Tor.

Nach und nach siedelten sich an der Poststraße Lenneper Tuchfabrikanten und Tuchhändler an mit ihren Lagerhallen, Geschäftshäusern und privaten Villen (vor allem Schürmann & Schröder, Hammacher, Hölterhoff, Hardt und Karsch), so dass aus heutiger Sicht bald von einem Speckgürtel gesprochen werden konnte, der sich über den Thüringsberg, damals wegen der neu gepflanzten Bäume Alleestraße genannt, bis zum Schwelmer Tor fortsetzte, wo heute die katholische Kirche und das Röntgendenkmal stehen.

Das Ansichtskartenfoto zeigt u.a. die damals erst rund zwei Jahre alte Straßenbahnlinie von Remscheid in Richtung Lüttringhausen, die ihre Lenneper Stationen am Bismarckplatz und Kaiserplatz, heute Mollplatz, hatte. Sie wurde nach dem II. Weltkrieg zugunsten des Busverkehrs aufgegeben, aber viele Lenneper können sich noch daran erinnern (natürlich auch ich, der ich dort geboren wurde und immer noch wohne, wenn ich in Lennep bin). Die Hardtschen Grundstücke, ganz rechts auf unserer Abbildung mit einem großen schmiedeeisernen Tor beginnend, waren unser Nachkriegsspielplatz, z.T. allerdings verbombt, heute ist dort "Wohnen im Park". Von den Villen bzw. Handelshäusern auf dem Foto stehen längst nicht mehr alle, aber vom Mollplatz her kommend kann man diesen Straßenzug nach wie vor gut erkennen.

Üppiger Winter in Lennep in den 1930er Jahren

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Winter in Lennep gefällig?  Das haben wir üppig auf diesem Foto aus dem 1930er Jahren. Wie so viele Fotos, insbesondere auch vom Röntgenmuseum an der Schwelmer Straße, stammt auch dieses aus dem Lenneper Fotohaus Schurig – Garthmann. Der Fotograf Fritz Schurig war in den 1930er Jahren u.a. Fotospezialist beim „heimischen“ Autobahnbau und hielt diesen z.B. im Diepmannsbachtal fest. Nach dem 2. Weltkrieg unterhielt er noch längere Zeit ein Fotogeschäft am Alten Markt.

Neben der Lenneper Winterstimmung fallen auf dem Foto natürlich die beiden großen Plakate auf, die am Schwelmer Tor Ecke Hardtstraße stehen. Es handelt sich um Werbung für die nationalsozialistische Winterhilfe. Ähnliche Hilfsaktionen und Spendensammlungen unterschiedlichster Organisationeen in der Wintzerzeit gab es auch schon vor den Nazis, sie wurden jedoch im Jahre 1933 sofort gleichgeschaltet. Oberhalb des Röntgenmuseums erblickt man anders als heute noch ein uraltes bergisches Haus, in dem nach der Erinnerung vieler Lenneper zuletzt das Geschäft „Textil Hummelsiep“ untergebracht war. Auch ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Mutter dort so genannte Kurzwaren kaufte, d.h. kleine Artikel zum Nähen. Heute steht dort der moderne Teil des Röntgenmuseums. Alles wandelt sich, aber Winter, wenn auch oft milder als früher, haben wir noch heute.

Wochenrückblick vom 2. bis 8. Dezember 2019

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Historische Reminiszenz an Johnen in Lennep

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Das Haus Johnen am Gänsemarkt. Foto: Lenneparchiv Schmidtvon Dr. Wilhelm R. Schmidt

Liebe Freunde des Bergischen Landes, liebe Lenneper, unserer heutiges historischen Foto zeigt ein Lenneper Gebäude, das vor Ort wegen seiner abgeschrägten Bauweise zur Schwelmer Straße hin seit mehr als 150 Jahren allen Ortsbewohnern bestens bekannt ist. Auch fast jeder Lennep-Besucher erinnert sich daran. Das Gebäude liegt an der Ecke der Schwelmer Straße / Gänsemarkt, schräg gegenüber dem Röntgenmuseum. Würde man das Haus heute fotografieren, dann wäre der eigentlich ganz unhistorische Gänsebrunnen mit auf dem Bild.

Am Treppenaufgang, auf dem natürlich, wie früher üblich, bei den recht aufregenden Besuchen professioneller Fotografen mit Standkamera ein paar Familienmitglieder posieren, erkennt man gut das Schild mit der Aufschrift „Tuchlager“. Aha, denkt man vielleicht, gemeint ist hier sicher das Tuchlager der bekannten Lenneper Firma Hammacher, dessen große Werbeaufschrift so lange Zeit auf dem direkt darunter liegenden Haus prangte. Das hier abgebildete Tuchlager war jedoch ein eigenständiges, und in dem Lenneper Meldeverzeichnis von 1903 ist dazu verzeichnet: „Johnen, Ernst, Tuchhandlung, Schwelmer Straße 20“.

Das Haus Johnen am Gänsemarkt in den 1960er Jahren. Foto: Lenneparchiv SchmidtEs ist für uns alle ja nichts Neues, dass Lennep einst eine Tuchmacherstadt war, von daher gab es immer schon auch eine Menge Tuchhandlungen vor Ort. Den Namen Johnen jedoch kennen die heutigen Lenneper vor allem durch den Lebensmittel-, Gemüse-, und Feinkosthandel auf dem Alter Markt. Die auf unserem Foto abgebildete Familie Johnen betrieb in ihrem Haus, wie man bei näherem Hinschauen bemerkt, auch eine Gastwirtschaft. Darauf deutet nicht nur das schwarze Schild von "Bremme Bräu Barmen" hin, sondern auch der im linken unteren Fenster angebrachte Hinweis „Restauration“. Der Besitzer der Gastwirtschaft zeigt sich im nächsten Fenster : Louis Johnen, im o.g. Adressverzeichnis mit der eigentlichen Berufsbezeichnung  „Gehülfe“.

Damit wir nun die Eigenartigkeit des Gebäudeschnitts  bei unserem heutigen Lenneper Haus noch besser beurteilen können, fügen wir noch ein weiteres Bild bei. Es zeigt die Schwelmer Straße in den 1960er Jahren, was man an den Autos erkennt. Auch die Gaststätte hat sich jetzt verändert. Ein Werbeschild verdeutlicht, dass dort jetzt "Kronen Bier" ausgeschenkt wird. Das muss wohl die Zeit gewesen sein, wo ich mir schräg gegenüber außen am Zigarrengeschäft mit dem Eckeingang öfters eine Dreierpackung "Roth-Händle" zog, die ich dann am Mollplatz lieber in unserem Gartenhäuschen versteckte, um sie nicht mit ins Wohnhaus mitnehmen zu müssen. Das hätte nämlich den Eltern und den beiden Omas gar nicht gefallen. Geschichten, Geschichten -  aus dem Alten Lennep, manches ist erst fünfzig Jahre her, manches aber auch hundert. Und damit wieder einmal ein schönes Wochenende – in Lennep und anderswo.

Vor 85 Jahren: Zuchthaus für Kommunisten

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von Armin Breidenbach

Bereits 1969 – also vor 50 Jahren – hatte der kommunistische Widerstandskämpfer und ehemalige KPD-Landtagsabgeordnete von Nordrhein-Westfalen, Karl Schabrod, in seinem Buch „Widerstand an Rhein und Ruhr 1933 – 1945“, auf sieben Prozesse gegen Remscheider Bürgerinnen und Bürger hingewiesen, die im „Dritten Reich“ Widerstand gegen das NS-Regime geleistet hatten. Wie viele Prozesse insgesamt gegen Remscheider Gegner des NS-Regimes geführt wurden, ist bislang unbekannt. Aber zumindest ein bedeutender Prozess gegen Remscheider Antifaschisten ist in Schabrods Auflistung nicht enthalten; es handelt sich hier um einen Massenprozess gegen Remscheider und Hückeswagener Kommunisten, die sich im Dezember 1934 vor dem III. Strafsenat des Sondergerichts Hamm, der damals in Wuppertal-Elberfeld verhandelte, wegen verschiedener politisch motivierter Gesetzesverstöße verantworten mussten.

Hauptangeklagter in jenem Prozess war der Arbeiter Willi Haines, in Hückeswagen ein führender Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Haines war den Nationalsozialisten besonders verhasst, da er 1932 als Nebenkläger in einem Strafprozess gegen mehrere SA-Männer zugelassen war, die sich wegen der Erschießung von drei Hückeswagener Kommunisten vor Gericht verantworten mussten.

Unter der Überschrift „Zuchthaus und Gefängnis für ehemalige Remscheider Kommunisten“ berichtete der Remscheider General-Anzeiger in seiner Wochenend-Ausgabe vom 15./16. Dezember 1934 über das Urteil. Dem Artikel zufolge wurden 35 Angeklagte wegen Vorbereitung zum Hochverrat, die meisten auch wegen Vergehens gegen die Schusswaffengesetze und vier Angeklagte wegen Verbrechens gegen das Sprengstoffgesetz zu Freiheitsstrafen von 15 Monaten Gefängnis bis zu zwei Jahren und neun Monaten Zuchthaus verurteilt. Dem Artikel zufolge wurden insgesamt 21 Jahre und neun Monate Zuchthaus und 38 Jahre und sieben Monate Gefängnis verhängt. Zwei Angeklagte wurden freigesprochen und das Verfahren gegen drei weitere Angeklagte eingestellt.

Von den Remscheider Angeklagten wurden 20 zu Gefängnisstrafen verurteilt: Karl Auel,  Kurt Auel, Hermann Bohlscheid, Paul Brozulat, Karl Dächer jun., Paul Dächer, Karl Dehnert, August Dietsch, Karl von den Eicken, Karl Jatzek, Franz Köbernick, Hermann Konradi, Gustav Kriszun, Rudolf Luchtenberg, Otto Peiseler jun., Karl Rittershaus, Adolf Schnöring, Heinrich Seelig,  Erich Thieler und Hugo Wirths.
Zu Zuchthausstrafen wurden folgende neun Remscheider verurteilt:  Erich Brückel, Wilhelm Elender jun., Willy (Wilhelm) Eppels, Friedrich Hermanns, Anton Knott, Paul Nusch, Heinrich Pauli, Hans Röhrig und  Ernst Schiffmann.
Die Remscheider Heinrich Klein und Art(h)ur Elender wurden im Prozess freigesprochen; gegen Walter von den Eicken, Otto Peiseler sen., August Uffelmann und Wilhelm Zimmer, ebenfalls alle aus Remscheid stammend, wurde das Verfahren eingestellt. Viele der namentlich genannten Angeklagten waren vor ihrer Verurteilung im Remscheider Polizeigefängnis in der Uhlandstraße inhaftiert, wo sie teilweise schwer gefoltert wurden, wie etwa Paul Brozulat, Paul Dächer, Friedrich Hermanns, Gustav Kriszun, Paul Nusch, Karl Rittershaus und Ernst Schiffmann; anschließend wurden sie in das berüchtigte Wuppertaler KZ Kemna überstellt, wo sie erneut misshandelt wurden.

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Wochenrückblick vom 3. bis 15. Dezember 2019

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Dezember 2009: Der Waterbölles blättert zurück

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Die am 12. November 2009 von der damaligen Stadtkämmerin Bärbel Schüttre aus Krankheitsgründen nicht gehaltene Rede (als pdf-Datei auch heute noch herunterladen) veröffentlichte der Waterbölles am 1. Dezember 2009  in Auszügen– und schrieb vorweg: „ gut vorstellbar, dass manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung bis hinauf in die Führungsetagen sie gerne auch weiterhin unveröffentlicht gesehen hätten. Weil sie sich, ... auch in den vergangenen 17 Jahren, in denen die Stadt Remscheid keinen ausgeglichenen Haushalt mehr vorlegen konnte, noch recht bequem einrichten konnten. Schütte damals: „Wir haben eine ganz stattliche Anzahl von Führungskräften, selbst bei kleinsten Einheiten meist komfortabel mit Sekretariat… ausgestattet.“ Und Aufhorchen ließen auch Sätze wie „Jeder Beigeordnete durfte sich einen eigenen Referenten aussuchen … Unabhängig von Aus- und Vorbildung wurde die Besoldung auf A 14 festgesetzt“ und der Hinweis auf städtische Tochtergesellschaften: „andere Organisationsformen neigen leider oft dazu, die außertarifliche Bezahlung im Führungsbereich nach oben zu schrauben und dafür bei den Geringverdienern zu sparen“. Waterbölles-Leser Jürgen Breidenbach kommentierte das damals so: „„Ein Augenöffner, diese Rede von Stadtkämmerin Bärbel Schütte. Ein „Bravo“ auch an Waterbölles, für die Veröffentlichung als erstes Medium und für die vielen Kommentare. Wer die 21 Seiten in Ruhe gelesen hat, der erkennt sofort, wie wichtig es ist, dass der Haushalt nicht nur als kryptische Beschlussvorlage mit endlosen Zahlenkolonnen vorgelegt wird, sondern auch in verständlicher Sprache erläutert wird. Nur so wird die Hinterzimmerpolitik zurück in die öffentliche Diskussion geholt.“ Und noch ein Zitat aus einem Kommentar des Waterbölles: „Das Schweigen der ‚handelnden‘ Politiker ... wirkt eher betreten. So, als habe man sie im Rathaus beim kuscheligen Tete-a-Tete mit Amtsleitern und Dezernenten erwischt.“

Kaberatt mit den 'Remscheider Schirmspitzen' gestern im Seniorentreff des Wiedenhofs. Foto: Lothar Kaiser Vor zehn Jahren hatten die „Remscheider Schirmspitzen“ Premiere im Wiedenhof. „Schirmspitzen“ hatte sich die neue Kabarett-Gruppe getauft, weil jeder Remscheider mit einem Regenschirm zur Welt komme und weil sie die Spitze des Schirms als ihre spezifische kabarettistische Waffe empfinde.

Das Sana-Klinikum Remscheid wurde im Dezember 2009  Akademisches Lehrkrankenhaus der Uni Köln. Als solches werde man sich insbesondere an der Ausbildung von Studierenden im letzten Jahr vor dem medizinischen Staatsexamen beteiligen, hieß es damals. Die angehenden Mediziner können ihr praktisches Jahr in fünf Fachabteilungen des Sana-Klinikums absolvieren. Der Titel „Akademisches Krankenhaus“ erfordert zwei Pflichtfächer Chirurgie und Innere Medizin und ein breites Spektrum an Erkrankungen mit den entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten.

Die Einweihung der EMA-Mensa wurde vor zehn Jahren zu einem Blumenfest. Denn Schulleiter Hans Heinz Schumacher hatte viele eingeladen hatte, ohne die diese Mensa nicht hätte realisiert bzw. betrieben werden können, und für diese als Dankeschön adventliche Blumensträuße kommen lassen. Die Arbeit der 43 Mütter, die in der Mensa weitgehend ehrenamtlich das Mittagessen des Caterers ausgeben, sei „gar nicht hoch genug einzuschätzen“, betonte er. Nach der Essenausgabe kann die Mensa von den Helferinnen und Helfern des Vereins „Die Verlässliche“ für die „Übermittagbetreuung“ genutzt werden.

In der Jugendarrestanstalt in Remscheid saß im Dezember 2009  ein 22 Jahre alter Mann aus dem Sauerland als Double eine Strafe ab für eine Tat, die er gar nicht begangen hat. Diese skurrile Geschichte hatte am 4. Dezember 2009 WDR Wuppertal in den regionalen Hörfunknachrichten gesendet. Der Mann hatte beim Antritt der zweiwöchigen Strafe keinen Personalausweis vorgezeigt. So kam nicht heraus, dass er einen anderen gleichaltrigen Mann „vertrat“. Erst als das Double für den gleichen Verurteilten später vor dem Amtsgericht in Brilon auftrat, wo dieser über eine Schlägerei mit Türstehern einer Großraumdisko hätte aussagen sollen, fiel einem Zeuge der Schwindel auf.

Diese städtischen Mietshäuser an der Borner Straße sollen im kommenden Jahr abgerissen werden. Foto:othar Kaiser Für die Bewohner der Einfamilienhäuser am Flugweg in Lennep waren die Mietshäuser Borner Straße 6 bis 24 (in der Verwaltung der Gewag) viele Jahre so etwas wie ein Lärmschutzwall. Der langgezogene Wohnblock hielt einen großen Teil des Verkehrslärms ab. Doch am 9. Dezember 2009 kündigte Gewag-Vorstand Hans-Jürgen Behrendt in der Sitzung der Bezirksvertretung Lennep den Abriss des Wohnblocks Borner Straße 6 bis 24: Abriss für 2010 an. Von den 38 Wohnungen stünden bereits 17 leer. Neuen Lärmschutz für die dahinter liegenden Häuser hatte er nicht in Aussicht und sprach beispielhaft von einer Tankstelle mit Waschplatz.
Der "Sparprozess wird uns allen Schweres abverlangen!", sagte Oberbürgermeisterin Beate Wilding in der Ratssitzung vom 10. Dezember 2009. „Wir laufen gleich einem Hamster im Laufrad. Wir strampeln, werden schwächer, doch können dem Schicksal nicht entrinnen!“ 18 Städte mit desaströser Finanzlage befänden sich inzwischen in einer „Vergeblichkeitsfalle“ reden zu wollen. Das erfordere einen Schulterschluss. Den gibt es auch heute. Ein Einsehen des Bundes leider nicht.

Als der Rat der Stadt am 10. Dezember 2009 die untere Alleestraße probeweise für den Fahrzeugverkehr freigab (für den Zeitraum vom 1. 2. bis 31. 7. 2010), stimmten lediglich die drei Ratsmitglieder der Linken – Fritz Beinersdorf,  Wolfgang luhm und Brigitte Neff–Wetzel – mit Nein. Dass 28 Anwohner am zuvor dem Seniorenbeirat ein Protestschreiben übergeben hatten und sich der Beirat mit neun zu drei Stimmen ebenfalls gegen den Autoverkehr ausgesprochen hatte, beeindruckte hatte die Ratsmehrheit nicht beeindruckt. Dabei war auch in einem Schreiben der Wiedenhof gGmbH, durch die Sprecherin der Allee-Residenz sowie von der Seniorenanlage „Unter den Weiden auf etwaige Behinderungen und mögliche Gefährdungen von Seniorinnen und Senioren hingewiesen worden.

Foto: Lothar Kaiser Vor zehn Jahren gab der „ Förderkreis Deutsches Werkzeugmuseum“ 3.000 Euro aus, damit aus einer "Räuberhöhle" ein Studienzimmer wurde – das „Arntz-Kabinett“ im Obergeschoss von Haus Cleff im Historischen Zentrum in Hasten. Um den Raum Doktoranten und Diplomanden für Studienzwecke zur Verfügung stellen zu können (davon war später nicht mehr die Rede), war er frisch gestrichenen und mit dunkel lasierten Holzregalen bestückt worden. In welcher Form die

Foto: Lothar Kaiser Eine Büste von Oberbürgermeister Willi Hartkopf wurde im Dezember 2009  in dem 2005 eröffneten Altenheim „Willi-Hartkopf-Haus“ in Bliedinghausen aufgestellt. Willi Hartkopf (geboren am 3.11.1920 in Duisburg) hatte am 28. Oktober 1968 Heinz Heinrichs als Oberbürgermeister der Stadt Remscheid ab. Dreimal wurde er wiedergewählt. Und als er 16. Oktober 1989 aus dem Rat ausschied, war er mit 21 Amtsjahren der am längsten amtierende Oberbürgermeister Nordrhein-Westfalens. Schwer demenzkrank lebte Willi Hartkopf, Ehrenbürger der Stadt, die letzten Jahre seines Lebens im

Die Remscheider Grünen wählten am 17. Dezember 2009 die Fraktionsgeschäftsführerin Jutta Velte einstimmig zur  Landtagskandidatin für die Landtagswahlen im Mai 2010. Vorausgegangen war eine Landesdelegiertenkonferenz, auf der sich Velte bei der Kandidatur um den Listenplatz 27 gegen weitere Bewerberinnen durchgesetzt hatte. „Wir Grünen stehen für eine Bildungspolitik, die nicht Ideologien, sondern Kinder mit ihren individuellen Begabungen und Stärken in den Mittelpunkt unserer Überlegungen stellen“, sagte Velte den Remscheider Parteimitgliedern und sprach von einer Lernkultur, in der ... individuelle Begabungen gefördert, Leistungen anerkannt und Gemeinschaft gelebt wird“. Die Schulpolitik gehörte später nicht gerade zu den Glanzlichtern der rot-grünen Landesregierung.

Foto: Lothar Kaiser Vor zehn Jahren waren an der Lüttringhauser Straße in Lennep die Ausmaße des neuen Gartencenters schon gut zu erkennen. Die Garten-Center Kremer GmbH aus Lennestadt beendete mit ihrem Um- und Neubau den  Dornröschenschlaf des früheren RWE-Betriebshofs. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Klee-Markt an der Rader Straße bereits dicht gemacht.

Zwei mit Sturmhauen maskierte Männer überfielen am 23. Dezember 2009  gegen 0.55 Uhr ein Internetcafé an der Blumenstraße, während ein Dritter draußen "Schmiere" stand, und verlangten von dem Cafébetreiber mit vorgehaltener Pistole und einem Messer die Herausgabe der Tageseinnahmen. Nach meiner Erinnerung wurde die Tat nie aufgeklärt.

Im neuen Jahr kann das ehemalige Möbelhaus vom Stein in Honsberg endlich abgerissen werden. Die Bewilligung des Regierungspräsidenten ist im Rathaus eingegangen. Foto: Lothar Kaiser Zum Jahreswechsel 2009/2010 gab es dann wenigstens für den Honsberg noch eine gute Nachricht: Die beiden seit langem leer stehenden Häuser an der Honsberger Straße (ehem. Möbelhaus vom Stein) würden im neuen Jahr endlich abgerissen werden, um einer Grünanlage Platz zu machen mit freiem Blick Richtung Blumental, kündigte am 31. Dezember 2009 der Düsseldorfer Regierungspräsident an, nachdem er lange gezögert hatte wegen der desaströsen Finanzlage der Stadt.

Was wird aus dem Sportplatz an der Neuenkamper Straße? „TV Jahn würde seinen Sportplatz gerne loswerden“, titelte der Waterbölles am 1. Dezember 2009. Da ahnte noch niemand, wie viele Schlagzeilen wegen dieses Sportplatzes in den Folgejahren auch der Ballspiel-Verein 1910 e.V. Remscheid (BV 10) und der RSV machen würden.

Die Remscheider Straßenbahn im Winter 1968

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Ein freundlicher Waterbölles-Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass in Internet eine ganze Seite den Straßenbahn-Großraumwagen 101-106 auf Linie 3 von Hasten nach Ehringhausen gewidmet ist, zu finden unter
https://posten17.de/tram/remscheider-strassenbahn-1968/?fbclid=IwAR3vvWnFn8_b6bmZr85uVFOeh1sfYOYKRElPkKhpNMzeSvCRLHkw7Yv_2UQ.
Für die Älteren unter Ihnen eine gute Gelegenheit sich mittels dort der veröffentlichten Fotos an die Zeit zu erinnern, in der der große verkehrstechnischen Umbruch in der Remscheider Innenstadt noch nicht begonnen hatte; der begann erst in den 1970er Jahren.

Übrig geblieben sind nur einige alte Natursteinmauern

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Ehlishammer am Fußweg Hammertal-Kremenholl. Sammlung: ReneltWenige Meter unterhalb des Diederichskotten arbeiteten einst die vereinigten Gewässer vom Vieringhauser Bach und Teile des Lobachs für den Ehlishammer. Dieser stand vor der Mündung des Vieringhauser Baches in den Lobach. Er wurde von dem „verlorenen Wasser des Diederichskotten“ betrieben. Gegründet wurde er 1671 durch Friedrich Honsberg vom Volkeshaus mit einer Konzession vom 7.12.1671. Friedrich Honsberg besaß einen der vier Kremenholler Höfe und war 1671 etwa 52 Jahre alt. Er war Ratmann für die Sensenschmiedezunft (1665) und stieg bis 1667/68 zum Vogt derselben auf. Diederichs fertigte in dem Hammer bis zur napoleonischen Kontinentalsperre 1805 hauptsächlich Sensen. Die drei Produktionsstätten, die ihm gehörten (Diederichskotten, Ehlishammer und Diederichshammer) lagen unmittelbar zusammen. Das erklärt auch, weshalb er vom Kremenholler Steg entlang des Brandenberges einen so aufwändigen Obergraben zog. Effizienter mit der Wasserkraft arbeiten zu können, war sein Ziel. Aber ab 1805 ging die Diederichs-Dynastie gerade so steil bergab, wie sie empor gekommen war.

Ehlishammer im Lobachtal. Foto: Otto Brüne1806 ging der Besitz an Caspar Herbertz über, 1829 an Friedrich Ehlis. Die Namen Herbertz und Herberg verwischen sich in dieser Zeit. 1834 nennt sich der Hammer immer noch Diederichshammer. Gearbeitet wird dort Mit einem Knecht und einem Lehrling, verarbeitet wird roher Stahl für hiesige Schmieden. 1852 erscheint ein neuer Hammerschmied: C. Wilms. Offenbar ist der Hammer unterverpachtet, denn 1852 ist ebenfalls der Feilenschmied Abraham Nicolas genannt, der mit zwei Feuern und einem Gehilfen im Jahr etwa 30.000 bis 35.000 Pfund Raffinierstahl produziert. Im Mai 1852werden Nicolas zu Scheidt und Wilms zu Ehringhausen die gemeinsamen Besitzer des Hammers. 1867 ist nur noch die Schleiferei von Karl Wilms aufgeführt Mit drei oberschlächtigen Wasserrädern, einen Hammer und zwei Gebläsen.

Gegenüber am Hang stand das Wohnhaus, und es ist bekannt, dass dort Jacob Jöker als Feilenhauer mit seiner sechsköpfigen Familie wohnte. 1875 ist überliefert, dass Hammer und Wohnhaus an Alex Rottsieper aus Lüttringhausen verkauft wurden. Dieser war Inhaber bis 1902. 1885 wurde die Gaststätte Herberg gebaut. Um diese Zeit wurde auch am Hang das neue Wohngebäude gebaut, wo zuletzt eine Familie Wengelnick (2007) wohnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm der Remscheider Bäcker Adolf Herberg den Gesamtbesitz. Er erkannte die Zeichen der Zeit, baute einen Biergarten an, richtete sich eine Bäckerei ein, betrieb die Gastwirtschaft und hatte Erfolg mit seinem neuen Ausflugsziel.

Auf einigen alten Bildern ist noch ein großer Schornstein zu erkennen. Er ist ein Zeugnis dafür, dass im Hammer im Laufe der Zeit auch eine kleine Gießerei Einzug gehalten hatte. Nach dem Tod des letzten Sohnes Adolf Herberg jun. wurde 1960 mit dem Abriss des Hammers begonnen. Heute kann man nur noch ahnen, was im Bereich alter Natursteinmauern einmal gestanden haben mag.  (nach: „Hämmer und Kottenforschung – Lobachtal (Hammertal), Bergbau in Remscheid“, 2007 herausgegeben von Günther Schmidt)

1940 kaufte die Stadt den Ibachshammer und riss ihn ab

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Foto: Hans Georg Müller

 

Diederichshammer mit Wohnhaus (Foto rechts: Otto Brüne) und Blick über den Teich (Sammlung: Bulang)Nur wenige Meter unterhalb der Vereinigung des Vieringhauser Bachs mit dem Lobach lag der Teich des Diederichshammers. „Mal wieder Diederichs“ könnte man sagen, aber irgendwie passt dieser Hammer in das Gesamtkonzept des Diederichs-Clans, der nicht umsonst die teure Zuführung des Lobachwassers durch den Fels zum Diederichskotten vorgenommen hatte (es beeindruckt heute noch, wenn man davor steht). Auch in diesem Fall sind für den Hammer wieder verschiedene Namen überliefert: „Hammer an der Hütten“, Schliepers Hammer, Diederichs Hammer und zuletzt Ibachshammer. Erbaut wurde er zwischen 1731 und 1738 von Caspar Schlieper (verheiratet mit A. M. Heuscher) in der Morsbach. 1753, nach SchliepersTod, ging der Hammer je zur Hälfte an die beiden Söhne Engelbert und Johann Daniel über. Am 27.3.1760 verkaufte der eben mündig gewordene Johann Daniel seinen Anteil an Peter Johann Diederichs. Dagegen protestierte Engelbert Schlieper, da der Hammer väterliches Erbe sei und er einem Verkauf an Fremde nicht zustimmen könne, denn schließlich sei er es gewesen, der in den ganzen Jahren die notwendigen Reparaturarbeiten bezahlt habe. Ein abschließendes Urteil ist nicht bekannt, aber 1762 kaufte Peter Johann Diederichs auch die zweite Hammerhälfte „ samt der Gereidschaft und den dazugehörenden Wiesen und Büschen“. 1800 liest man „Stahlhammer von Pet. Joh. Diederichs & Söhne“ zu Remscheid-Schüttendelle, und 1824 erscheint die Eintragung „Stahlraffinier- und Eisenhammer von Joh. Diederichs, verpachtet an Gottlieb Diederichs und von diesem betrieben“ (übrigens Remscheids erster Bürgermeister).

Ibachhammer (Foto oben: Stadtarchiv Solingen, Foto unten: Hubert Felder)Der Diederichshammer oder Ibachshammer war das letzte Refugium der Diederichs, die alle anderen Hammeranlagen bis dahin verkauft hatten. 1829 wird der Hammer als Breithammer für Stahl und Eisen von Joh. Diederichs Erben an J. W. Ibach verpachtet, der den Hammer später kaufte. Er arbeitet mit drei oberschlächtigen Wasserrädern, einem Hammer und Amboss, zwei Feuern und zwei Gebläsen. Als weiterer Besitz taucht in unmittelbarer Nähe des Hammers 1831 ein Wohnhaus auf, das erst 1960 abgebrochen wurde. Zu dieser Zeit (1862) wohnten dort zwölf Personen, und zwar ein Kleinschmied Eickelberg mit acht Personen und ein Schuster Heinrich Stahl mit vier Personen.

1834 ist erstmals Johann Peter Ibach als Inhaber des Hammers genannt. Er betreibt den Stahlraffinier- und Stahl- und Eisenbreithammer selbst mit einem Knecht und einem Lehrling für andere im Lohn. Zu dieser Zeit besitzt er bereits auch den darunter liegenden Bücheler Hammer. 1842, als berichtet wird, dass der Hammer etwa 20.000 bis 30.000 Pfund Stahl pro Jahr liefert, ist bereits Joh. Pet. Ibach sen. als Inhaber verzeichnet. Ihm folgt1869 sein Sohn August. Er und seine nachfolgenden Generationen betrieben den Hammer bis zum Abriss durch die Stadt Remscheid 1940, die den Hammer kurz zuvor gekauft hatte. Noch in dem Jahr des Kaufes durch die Stadt Remscheid wurde dieser abgebrochen. (nach: „Hämmer und Kottenforschung – Lobachtal (Hammertal), Bergbau in Remscheid“, 2007 herausgegeben von Günther Schmidt)

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