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Ibach: Vom Stahlhammer zur Eisenhandelsfirma (I)

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Gustav Ibach sen.

Am 8. Juni 1995 bekam Buchautor Günther Schmidt von Hermann Pelshenke, Stursberg 1/8, aufschlussreiche Unterlagen, die aufzeigen, wie aus dem Ibach-Hammer im Hammertal ein bedeutsames Unternehmen der Nachkriegsjahre wurde. Johann-Peter Ibach war der Ur-Urgroßvater, Gustav Ibach der Urgroßvater von Hermann Pelshenke. In dem Wasserhammer seines Vaters Johann Peter Ibach schmiedete Gustav Ibach bis 1873 Raffinierstahl. 1873 begann er den Eisenhandel. In dem 2007 erschienenen Buch : „Hämmer und Kottenforschung – Lobachtal (Hammertal), Bergbau in Remscheid“ von Günther Schmidt finden sich die von Hermann Leshenke zur Verfügung gestellten Erinnerungen seines Großvaters Carl Ibach über die Entwicklung der „Eisenhandlung Ibach” und des „Remscheider Stahlwerks”.

Teil I

„Bekanntlich waren unsere Vorfahren nachweislich schon 1664 Hammerschmiede. Bis 1872 war mein Vater auch noch Hammerschmiedgehilfe bei seinem Vater im Hammertal. Er wohnte mit seiner Familie im elterlichen Hause im Kremenholl. (Jetzige Wirtschaft Bertram). Die Geschäfte gingen damals nach der sogenannten Gründerzeit nach dem Kriege 1870/71 so schlecht, dass die Familie mit drei Kindern von dem knappen Gehilfelohn nicht leben konnte. Mein Vater war deshalb gezwungen einen anderen Lebensunterhalt zu suchen. Man verzog von Kremenholl nach Blumenstraße zu Rich. Kall. Durch Verkauf von Zigarren und spanischem Wein (Verbindung mit Schmidt & Ziegler durch Onkel Adolf Ibach in Madrid) mussten die Bedürfnisse der Familie bestritten werden, und das ging natürlich sehr knapp zu, wie meine Mutter später noch öfters erzählte.

Das Wohnhaus der Großeltern von Carl Gustav Ibach, „em Huppenlock”, Kremenholl, ehemalige Gaststätte Bertram.1873 boten sich zwei Erwerbsmöglichkeiten an, zwar erstens als städt. Steuerempfänger und zweitens als Stahlvertreter für das Gußstahlwerk Lohmann & Soeding in Witten. Vater überließ die Beamtenstelle des Steuerempfängers dem späteren Rendanten Hasenclever und übernahm den Verkauf von Tiegelgußstahl für die Firma Lohmann & Soeding. Der bisherige wohl etwas unsolide Lagerverwalter und Arbeiter war eines Tages im Mittagsrausch ein Stockwerk heruntergefallen und dabei zu Tode gekommen. Das kleine Stabstahllager dieser Firma war bis dahin in einem kleinen Hintergebäude (Schuppen) beim Beitel und Hobeleisenschmied Ferdinand Loos Alleestraße untergebracht. Es war auf dem Grundstück, das 1876 mein späterer Schwiegervater C. W. Jacke von Loos gekauft hat. Da der enge Raum bei Loos aber bald nicht mehr genügte, wurde mein Vater von Lohmann & Soeding veranlasst, mit deren Geldunterstützung das gegenüberliegende Grundstückdreieck in Größe von 9 ar ( 59qm = 67 1/2 Ruten) zum Preis von 17 Talern, 15 Groschen, pro Rute (zusammen für 1183 Taler oder 3549 Mark) vom Feilenschmied Aug. von der Höh, Alleestraße, auf seinen Namen laut Vertrag vom 5. März 1874 zu kaufen, und darauf das Lagergebäude, Holzfachwerk mit Bretterverschalung, zu errichten.

Gustav Ibach jun. Ich möchte hier schon das große Vertrauen erwähnen, dass die feine Firma Lohmann & Soeding stets meinem Vater und später uns Söhnen entgegengebracht hat. Es war immer ein angenehmes Zusammenarbeiten. Zu erwähnen ist auch noch, dass das neue, sehr exponiert stehende Lager in den ersten Jahren einmal vom Sturm bald umgerissen wäre. Als mein Vater, seiner Erzählung nach morgens von der Brüderstraße herkommend, (wir wohnten damals bei Bickenbach, später bei Corts Brüderstraße) das Lager schief da stehen sah, mussten in größter Eile die Stahlmengen gegen die untere Seite geworfen werden, damit das Gebäude wieder in die alte Richtung kam. Nachher musste es dann regelrecht verankert werden.

Carl Ibach Ein paar Jahre später wurde zur besseren Ausnutzung des Lagers der Verkauf von Siegerländer Schweißeisen für die Firma Kaiser & Co. a/d Sieg gegen Provision aufgenommen. Aber bald übernahm mein Vater in bescheidenen Mengen das Schweißeisen für eigene Rechnung, weil die bockige Siegerländer Firma die hiesige Kundschaft nicht zu behandeln wusste. Ins Jahr 1873 fällt also die Geschäftsgründung unter dem Namen “Gustav Ibach.” Es wurde dann noch der Verkauf von englischem Gußstahl der Firma Benjamin Nickolsen & Söhne in Sheffield für eigene Rechnung aber mit “Zahlungsziel nach Können” hinzugenommen. Die erste Gebäudeerweiterung wurde notwendig als Anbau nach hinten. Es wurde ein Lagerarbeiter beschäftigt. Der erste hieß Reich, der nächste war der treue Eduard Hoffmann, der über 30 Jahre bei uns blieb. Ums Jahr 1880 war die zweite Lagererweiterung und zwar nach oben vorgenommen worden. Eine dritte Ausdehnung erfolgte 1883 ebenfalls nach oben mit Kontor-Ausbau nach vorn.

Mein Bruder und ich begleiteten unseren Vater schon früh und öfters auf den Geschäftstouren. In guter Erinnerung sind mir davon die weiteren nach Radevormwald, damals noch von Lennep aus hin und zurück zu Fuß, zum Besuch des treuen Kunden G.Frowein & Co. Feilenfabrik, zum Hammerschied Carl Urbach, der damals schon die Gewichtsfeilen für uns auschmiedete, nach Kenkhausen C. R. Zimmermann und nach Burg zu Robert Klesper und Franz Klesper. Auch mussten wir Jungens schon früh bei Schulzeiten helfen, die Rechnungen auszuschreiben und umzutragen. So wurden wir schon früh für das Geschäft interessiert.

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