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Ibach: Vom Stahlhammer zur Eisenhandelsfirma (II)

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Am 8. Juni 1995 bekam Buchautor Günther Schmidt von Hermann Pelshenke, Stursberg 1/8, aufschlussreiche Unterlagen, die aufzeigen, wie aus dem Ibach-Hammer im Hammertal ein bedeutsames Unternehmen der Nachkriegsjahre wurde. Johann-Peter Ibach war der Ur-Urgroßvater, Gustav Ibach der Urgroßvater von Hermann Pelshenke. In dem Wasserhammer seines Vaters Johann Peter Ibach schmiedete Gustav Ibach bis 1873 Raffinierstahl. 1873 begann er den Eisenhandel. In dem 2007 erschienenen Buch : „Hämmer und Kottenforschung – Lobachtal (Hammertal), Bergbau in Remscheid“ von Günther Schmidt finden sich die von Hermann Leshenke zur Verfügung gestellten Erinnerungen seines Großvaters Carl Ibach über die Entwicklung der „Eisenhandlung Ibach” und des „Remscheider Stahlwerks”.

Teil II

"Im Jahre 1917 kauften wir für das Walzwerk das große Grundstück Güldenwerth mit Bahnanschlussmöglichkeit (stark 3.000 Ruten) für rund 220.000 Papiermark von Hermann Koch Erben mit der Absicht, darauf ein neues Walzwerk zu errichten. Durch die Beschaffungsschwierigkeiten sind wir leider nur zu einer großen Planierung und zum Bahnanschlussbau gekommen. Diese Arbeiten fielen zum Schluss noch in die Stabilisierungszeit. Der Gedanke des erweiterten, neuen Walzwerkes mit Verlegung des alten musste der unsicheren Zeit wegen zurückgestellt und vorläufig aufgegeben werden. Im Juli 1918 lösten wir die Eisenhandlung wieder von unserer Firma ab, weil wir wegen Materialmangel den Kommanditvertrag mit den Rheinischen Stahlwerken in Ruhrort -Meidrich abgeschlossen hatten. Damit hatten wir aber einen Teil unserer Selbständigkeit bei der Eisenhandlung gegen Alleinverkaufsrecht dieses Werkes in unserem bestimmten Verkaufsbezirk abgegeben. Es war für uns eine schwerwiegende Entscheidung, aber unter den gegebenen Verhältnissen der richtige Weg. Neben guten Gehaltsbezügen hatten wir in der Folgezeit das damals bevorzugte Stahlmaterial nicht nur für die Eisenhandlung, sondern auch für die selbständig gebliebene Walzwerkfirma zur Verfügung.

Eisenhandlung Ibach, Kronprinzenstraße. HIZ RemscheidDie Direktoren von Rheinstahl, Esser und Filius, bauten damals für ihre Werke den Werkhandel aus und wollten auch in Remscheid eine Verkaufstelle errichten. Durch unsere Zusage wurde eine neue Konkurenz vermieden, durch die wir bei Fehlen des Reinstahlmaterials sonst fast lahmgelegt worden wären. Die neue Firma wurde unter “Eisenhandlung Ibach Kommanditgesellschaft” unter Mitwirkung von Th. Wuppermann GmbH., Schlebusch, begründet und eingetragen. Lagergrundstück mit Gebäulichkeiten waren vorerst an die neue Gesellschaft vermietet und wurde nachher an diese übertragen. Dadurch, dass wir mit den Rheinstahlmaterialbeziehern Julius Greis in Cronenberg und Pandel Söhne in Küllenhahn Unterverträge abschlossen, blieben auch diese guten Abnahmebezirke erhalten. Der Absatz stieg denn auch allgemein bald recht stark und die Personalvermehrung war eine Notwendigkeit. Wenn auch in der Besatzungszeit und später in der großen Inflationszeit zeitweise Stockungen eintraten, wurden doch immer wieder Wege gefunden, größere Mengen Material heranzuschaffen. So bezogen wir z.B. in der Besatzungszeit durch die Franzosen und Engländer ganze Rheinkähne von 800 bis 1000 Tonnen von Ruhrort nach Köln-Deutz und Wesseling. Das Material wurde dort auf die Bahnwagen verladen und kam nach Remscheid. Ein toller Betrieb, wenn Ladungen in großer Anzahl in Remscheid-Vieringhausen ankamen, fast den ganzen Bahnhof verstopften, und die großen Mengen abgefahren und eingelagert werden mussten.

Vaillant-Geräte im einstigen 'neuen' Verkaufsraum von Ibach.Ein unruhige Nacht gab es, als eines Abends die telefonische Nachricht kam, ein Kahn für uns sei von den Franzosen beschlagnahmt worden. Das wäre eine schöne Pleite gewesen. Ich wollte schon hinfahren um zu sehen, was zu machen sei, da kam der nächste Bescheid, dass der Kahn freigegeben und alles in Ordnung sei. Unser Angestellter Messerschmidt ist tagelang bei jedesmaliger Kahnankunft in Wesseling geblieben, um die Entladung zu überwachen. Wir hatten in dieser Zeit viel Material zur Verfügung, wogegen unsere Konkurrenten ohne Anschluss fast brach lagen. Käufer kamen aus allen Gegenden, doch wurde stark rationiert, um die ansässige Kundschaft nicht zu vernachlässigen. Inzwischen wurde die Geldentwertung immer schlimmer und der Drang zum Kauf von Sachwerten toll. Da nur gegen Mark im Inland gehandelt werden durfte, war der Ausverkauf sehr stark. Die Fabrikanten, die exportierten, bekamen fremde wertbeständige Geldsorten (Devisen) für ihre Ware, und uns wurde das niederwertigste deutsche Papiergeld angeboten. Die ganz schlimmen Geldräuber fuhren morgens zur sogenannten “schwarzen Börse” nach Köln usw. und bekamen für ein paar englische Pfund oder amerikanische Dollar ganze Haufen Papiergeld. Nun war der Zweck, bevor die nächste Kursentwertung, vielleicht schon am nächsten Tage da war, noch am selben Nachmittag Warenwerte zu erstehen, und die Fabrikanten gingen natürlich auf das ihnen so fehlende Material ein. Um diesen Ausverkauf wenigstens teilweise zu entgehen, entschloss ich mich, das Geschäft wenigstens nachmittags zu schließen, um erst den neuen Kurs der Papiermark abzuwarten. Wenn auch mein Bruder diesen Entschluss vorerst nicht billigte und wir dadurch, als einzigen Fall, fast in Uneinigkeit geraten wären, sah er doch bald ein, dass keine andere Rettung war, die Verluste möglichst zu beschränken. Man kaufte für das wertlos gewordene Papiergeld selbst wieder an Material, was zu fassen war, und sehr spät, als man sich nicht mehr an den Regierungsvorschriften störte, gab es auch für uns Devisen. Selbst diejenigen Fabrikanten, die vorher immer behauptet hatten, keine Devisen zu haben, kamen mit ihren Angeboten heraus und kauften dafür Material.

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