In Remscheid sind bis etwa 1850 mehr 70 Schürfstellen bekannt, wovon die Erzgruben in Reinshagen die am längsten betriebenen und ergiebigsten waren. Dass die Erinnerung an den uralten Remscheider Bergbau und die damit verbundenen Hüttenbetriebe vor 200 Jahren in Remscheid noch recht lebendig war, hat Rektor Wilhelm Engels als Remscheider Heimatforscher herausgefunden. Es geht aus den Verhandlungen über die Neueröffnung zweier Reinshagener Bergwerke um die Mitte des 18. Jahrhunderts hervor. Sie gewähren uns außerdem wertvolle Einblicke in den Betrieb des früheren Bergbaues, namentlich bezüglich der Schwierigkeiten, mit denen man damals bei den unzulänglichen Hilfsmitteln zu kämpfen hatte.
Im Jahre 1765 richteten die Remscheider Bergwerksinteressenten Jakob Grothaus (Sohn von Kaufmann Peter Grothaus und seiner Gattin Katharina Dahm, verw. Busch, Eisenkaufmann zu Remscheid) und Consorten eine Eingabe an den Kurfürsten Karl Theodor, in der sie um die Erlaubnis zur Anlage einer Hütte baten. Außer Grothaus war noch ein Remscheider Kaufmann namens Busch beteiligt, der aber vor 1765 schon gestorben war; denn es ist in den Eingaben nur von der Wittib Busch und später von den Söhnen Buschs die Rede. Welcher Kaufmann Busch hier in Betracht kommt, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen, da es 1750 im oberen Dorfe Remscheid drei Bewohner dieses Namens: Johann, Dietrich und Peter Busch und im unteren Dorfe noch einen Johannes Busch gab. Wir dürfen aber annehmen, dass es sich um Peter Busch handelt. Denn die Reinshagener Stollen verfügten über einen St. Jakobs-Stollen und einen St. Peters-Stollen, die von den Unternehmern ihren apostolischen Namensvettern zu Ehren benannt worden waren. Jakob Grothaus wohnte nach dem Remscheider Schatzbuch von 1750 auf dem Siepen. Er stammte aber aus dem Dorf Remscheid, wohin er später durch die Übernahme des väterlichen Erbes zurückkehrte. Nach den Angaben des Bergischen Geschlechterbuches von Koerner und Strutz lebte er von 1702 bis 1783 und war verheiratet mit Anna Margaretha Bertram (*1716 -1765), Tochter von Kaufmann Arnold Bertram und seiner Gattin Anna Maria Bröcking.
Schon im Jahre 1758 hatten die Kaufleute mit den bergbaulichen Arbeiten begonnen und dafür zwei alte Lagerstätten in Reinshagen ausersehen, die Wolfskaul (Wolfskuhle) und den Eichenhof. Die erstere befindet sich auf dem Höhenrücken, der von Unterreinshagen nach dem Hüttenhammer streicht, zwischen dem Engtal der Adruht oder Adraut (entstellt aus Aquädukt=Wasserleitung, hier die Stollenentwässerung) zur Linken und dem trockenen Siepen (Dreugsiepen 1675) zur Rechten. Das zweite Bergwerk lag in dem zwischen Ober- und Unterreinshagen beginnenden Tal, und zwar in dem Wäldchen, das die Wiesengebiete des Ober- und Unterlaufes voneinander scheidet. An beiden Stellen sind noch heute zahlreiche Spuren früherer Bergbauarbeiten zu erkennen".
Doch folgen wir zunächst einmal den Berichten über die Verhandlungen zwischen Jakob Grothaus & Konsorten und der kurfürstlichen Bergverwaltung. Das Schreiben der Remscheider "Bergwerksinteressenten" ist bezeichnend für die damaligen Verhältnisse und die Ausdrucksweisen: Durchlauchtigster Kurfürst, gnädiger Herr! Wir haben die beiden im Kirspel Remscheid gelegenen uralten Bergwerke im Eichenhof resp. Wolfskaule nicht allein genützet, sondern auch darauf alle Stollen und Schächten wieder ausgebauet und die von den Uralten verlassenen Eisensteinsgänge nicht allein wieder entblößet, sondern auch ohngefähr soviel Eisenstein ausgewonnen, dass eine Hüttenkampagne damit blasen können. Die betrübte Kriegszeit (Siebenjähriger Krieg 1756 - 1763), die fast zweijährige Krankheit und daraus erfolgtes Hinscheiden meiner, Grothausens Eheliebsten, und andere widrige Zufälle haben besonders mich, Grothausen, behindert, des Bergbaues und damit connexen Sachen mich zu unterziehen, wodurch die Forttreibung der Arbeit einstweilen ins Stocken geraten. Dahe aber ich, Grothaus, als Haubt-Interessant der Meinung bin, dass wohe wir allbereits viell Eisensteine ausgenommen und in der Tiefe unter dem Horizont deren alten Stollen die Eisensteinsgänge sich noch vorfinden, mithin aller bergmännischen Regeln nach, wenn neue tiefe Erbstollen angelegt werden, welche viel mehr Teufe als die alten einbringen, diese beiden Eisensteinsbergwerke in einem Errareo (Aerar=Staatskasse)- Publico (der Allgemeinheit) und denen Interessenten nützlichen Standt zu bringen, eine sehr gute und ganz wahrscheinliche Hoffnung verwaltet, so bin ich, Grothaus, gar nicht intentionieret (geneigt), solche Bergwerke, woran allbereits so viele Kösten verwendet haben, liegen zu lassen, sondern vielmehr Wissens, den Bergbau mit meinen Mitconsorten darauf fortzusetzen und, um solche Bergwerke emporzubringen, noch vieles daran zu verwenden."
"Bergwerksprojekt scheiterte auch an unerfahrenem Steiger" vollständig lesen