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Channel: Waterbölles - Geschichte
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Auch der Marscheider Bach schrieb Industriegeschichte

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Luckhauser Kotten.Am Waldrand ist der Obergrabe, im Vordergrund der Nippelssiepen. Foto: G. Schmidt 2005.Unterhalb der kleinen Ortschaft Garschager Heide an der Ritterstraße in Lüttringhausen bildet sich der Marscheider Bach und fliest bei Laaken in die Wupper. Auch dieser Bach ist geschichtsträchtig, und es standen an ihm nachweislich sechs Wassertriebwerke: Von oben gesehen als erstes der Luckhauser Schleifkotten (Foto rechts), der laut Lenneper Mühlenkataster 1868 eine Getreidemühle von Heinrich Richard und David Muller mit fünf PS war. Dann die Hastberger Mühle, danach eine Walkmuhle, dann der spätere Diederichshammer (Dirostahl), darunter der Hammer von C.G. Kotte und als letzter der Mottenhammer.

Der erste Standort ist mit Obergraben und Teich noch gut zu erkennen; der Kotten steht noch als Wohnhaus dort. Der zweite Standort ist auch nur noch in Form eines Wohnhauses bzw. als Hastberger Mühle (Restaurant) erkennbar, wobei der dritte Standort nur den Teich erkennen last; hier stand die Walkmühle. Standort vier (Diederichshammer) zeichnet sich als Teich mit Flutschütt ab, der aber abgelassen und total verlandet ist. Überreste (Eishaus, Esse usw.) sind an Standort funf (Dienes-Hammer, C.G. Kotte) noch zu sehen. Der letzte Standort Motte ist als Fabrik mit großem Teich noch ganz gut erhalten. Überhaupt ist das Marscheider Bachtal eines der schönsten Taler zum Spazierengehen, das sich in Remscheid anbietet.

1825/26 errichten die Bruder H.R und D.G. Muller aufgrund einer Konzession vom 9.11.1824 am Nippelsbach den Luckhauser Kotten als Schleifkotten. 1826 ist dieser Teich mit seinem Kotten noch nicht im Urhandriss des Katasteramtes erfasst. 1846 scheint Getreide zu mahlen günstiger zu sein, denn die Schleiferei ist in eine Getreidemühle und Knochenstampferei umgewandelt und an Richard Hordenbach verpachtet worden. Sie hatte ein oberschlächtiges Wasserrad zum wechselseitigen Betrieb von zwei Mahlgängen und zwei Stampfen, und es war ein Arbeiter darin beschäftigt. 1853 steht in der Regierungsliste: Mahlmühle zu Luckhauserkotten am Nippelssiepen. Sie ist als Getreidemühle und Fruchtmühle angelegt. Besitzer ist Richard Hordenbach. Nach heutiger Definition ist der Pächter/Mieter einer Sache der "Besitzer", aber nicht der "Eigentümer". Hordenbach konnte als Pächter nach heutigem Rechts- Sprach-Gebrauch also "Besitzer" gewesen sein, ohne deshalb "Inhaber" zu sein. Ob es damals auch schon so war, vermag ich nicht zu beurteilen.  1867 findet sich die letzte Eintragung fur den Luckhauserkotten am Nippelssiefen von Heinrich Richard und David Gustav Muller (die 1867 die dritte Wassernutzung hinzugenommen haben, vergleiche Walkmühle) mit fünf PS. Ab wann hier nicht mehr gearbeitet wurde, ist nicht bekannt. Heute ist dieser Kotten zum Wohnhaus umgebaut, aber in seinem Äußeren im Wesentlichen unverändert geblieben.

Alte Hastberger Mühle. Foto: Lore SchulzÜber die Luckhauser Mühle (Hastberger Mühle) ist viel Historisches nicht zu erfahren. Im Urhandriss des Katasteramtes von Barmen von 1826 ist diese Mühle jedenfalls nicht erwähnt. Ohne Datierung, aber dem Ackerer Arnold David Muller zu Hastberg mit der Konzession vom 30.5.1855 als Fruchtmahl- und Knochenstampfmühle gehörend, ergibt sich möglicherweise ein Baudatum um 1855. Sie ist ebenfalls zum Wohnhaus,  aber mit Restaurant, umgebaut worden. Lore Schulz ist heute (2006) die Besitzerin. Ihr Grosvater Otto Gerdt hatte 1888 geheiratet und irgendwann diese Mühle mit Bäckerei geerbt. Am 20.4.1900 kam Otto jun. (Vater von Lore Schulz) zur Welt. Tochter Lore erblickte das Licht der Welt am 27.11.1930. In diesem Jahr begann der erste Ausbau zur Wirtschaft (im Volksmund deshalb auch Gerdt´s Mühle genannt). Man hatte endlich die Genehmigung zum Ausschank erhalten, was früher still und heimlich in der Bäckerei (verbotenerweise) geschah. Vom Teich sieht man nichts mehr. Dieser ist einem Parkplatz gewichen, und man kann von der anderen Seite des Tales aus vage erkennen, wo der Obergraben und der Teich einmal gewesen sind. Mit dem dazugekommenen Anbau für die Restauration hatte man nun Platz für etwa 80 Personen, wobei man die Raume auch abtrennen kann. Da die Straße nicht stark befahren wird, ist sogar der Terrassenbiergarten sehr einladend, und idyllisch gelegen ist die Hastberger Mühle allemal.  Ab dieser Mühle wird der Bach als Marscheider Bach geführt (nach historischer Überlieferung und Angaben von Frau Schulz). Laut Aufzeichnungen von Stursberg, der im allgemeinen sehr genau recherchiert hat, liegt sie zwischen dem Luckhauserkotten (Hordenbacher Kotten) und der Messingwalzfabrik und Härterei zu Barmen mit einem oberschlächtigen Wasserrad und 16 Fuß Gefalle.

Widmen wir uns dem dritten Standort: Als mündliche Überlieferung ist lediglich bekannt, das unterhalb der Teichmauer eine Walkmühle zum Walken von Leder, gestanden haben soll. Der Urhandriss von 1826 im Katasteramt Remscheid hat keinerlei Gebäude unterhalb der Staumauer erfasst, so das bis dahin schon langer kein Gebäude mehr stand oder danach erst die Walkmühle gebaut wurde. 1834 ist dieser Standort durch den Kaufmann Carl Holterhoff in Lennep als Walkmühle erstmalig erwähnt worden, der darin eigenes Material durch andere für seinen Handel verarbeiten ließ. 1837 ist die Mühle nach Carl Holterhoffs Tod an seine Frau gegangen, welche diese Mühle in Pacht weiterführte. Die Firma Engels & Oelbermann in Lennep pachtete nach 1837 die Walkmühle, in deren Dienst der Werkmeister Windgassen ohne Gehilfen im Wochenlohn arbeitet. Er arbeitet nach dem Umbau mit einem oberschlächtigen Wasserrad, das eine Tuchwalke mit drei Stumpen in drei Kumpen antrieb.1855 ist offenbar ein Umbau in eine Fruchtmühle erfolgt, und es ist ein H.A. Müller zu Lennep mit einer Konzession vom 30.5.1855 als neuer Pächter eingetragen. Die Mühle wird mit einem Wasserrad fur drei Mahlgange angegeben. Für einen Mahlgang ist wahrend eines halben Jahres (Frühjahr bis Herbst) hinreichend Wasser vorhanden. In der übrigen Zeit kann die Mühle täglich nur drei bis vier Stunden betrieben werden wegen der „Flozgerechtsame“ (Wasserrechte) der Nachbarn.

1867 sind als neue Besitzer Heinrich Richard und David Gustav Müller eingetragen (siehe Luckhauser Kotten), die die Getreidemühle gekauft hatten. Danach ist leider nichts mehr über den Werdegang der Mühle zu erfahren. Man kann aber davon ausgehen, das sie den Jahrhundertwechsel nicht erlebt hat. Der Teich blieb aber als Reserveteich für den darunter stehenden Diederichshammer allemal wichtig. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)


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